Auch Grippe verläuft meistens symptomlos

Eine Expertengruppe kritisiert die konzeptionelle Vernageltheit des RKI und der von ihm beratenen Politik: „Von der Gesamtbevölkerung sind also 1 Mill. getestet, 82 Mill. sind nicht getestet. Dieses zunächst eingängige Vorgehen hat nur einen Haken: man setzt bei der Umrechnung voraus, dass unter den 82 Mill. nicht getesteten Einwohnern im gleichen Zeitraum keinerlei Infektionen aufgetreten sind, eine Annahme, die sicher nicht der Realität entspricht. Es lässt sich nun einfach darstellen (…), dass die tatsächliche Häufigkeit von Neuinfektionen praktisch ausschließlich von der „Dunkelziffer“ in der nicht-getesteten Population bestimmt wird und daher die Zahl „x/100.000“ keinerlei praktische Wertigkeit hat (und damit auch keine Validität, denn nicht reliable Grenzwerte sind – ein Grundsatz der Messmethodik – in keinem Fall valide). Allerdings sind nicht nur die verwendeten Grenzwerte Makulatur, also weder reliabel noch valide, sondern dieser Missstand basiert auf einem grundlegenden konzeptionellen Problem, nämlich dass wir mit unseren anlassbezogenen Testungen über den Kreis der neu als infiziert erkannten Personen hinaus irgendwelche reliablen und validen Informationen über den Stand der asymptomatisch übertragenen Epidemie in der Gesamtbevölkerung gewinnen können. Wir gewinnen vielleicht Anhaltspunkte, aber keine verlässlichen Werte, die eine sinnvolle Steuerung erlauben. Dagegen wird von offizieller Seite mit dem Begriff der „7-Tage-Inzidenzrate“ insinuiert, man wüsste über die neu aufgetretenen Infektionen genau Bescheid.“

Die Liste der Experten und den ganzen Eintrag kann man sich bei Achgut ansehen.

Nun ist das Phänomen symptomloser Erkrankungen und der Verbreitung durch gesund wirkende Virenwirte ja nicht neu. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete bereits im März 2014 über die symptomlose Grippe.

„Ein Team um Andrew Hayward vom University College London hat in den Jahren 2006 bis 2011 vor und nach den Grippe-Saisons in einer Gruppe von Briten im Alter von über 5 Jahren Blutproben serologisch auf Influenzaantikörper untersucht. Während der Grippe­saison erkundigte sich das Team wöchentlich nach Husten, Erkältung, Angina oder grippe-ähnlichen Symptomen. Die Teilnehmer wurden gebeten, im Fall einer Erkrankung am zweiten Tag einen Abstrich der Nasenschleimhaut durchzuführen und das Ergebnis einzuschicken. Die Proben wurden dann mittels der Polymeraseketten­reaktion (PCR) auf Influenzaviren untersucht.

Ergebnis: Bei 18 Prozent aller (nicht geimpften) Teilnehmer kam es zu einem Anstieg der Antikörpertiter um mehr als das Vierfache. Bei ihnen hatte das Immunsystem Kontakt zu den Grippe-Viren. Von den Teilnehmern mit einem serologischen Hinweis auf eine Influenza erkrankten 69 Prozent während der Grippesaison an respiratorischen Symptomen, 25 Prozent hatten grippeähnliche Symptome (mindestens 37,8 Grad Fieber plus Husten oder Angina). Doch auch unter den Teilnehmern ohne serologischen Influenza-Nachweis waren 44 Prozent während der Grippesaison erkältet, neun hatten sogar die typischen Grippesymptome, ohne wirklich an einer Grippe erkrankt zu sein.

Andrew Hayward vom University College London und Mitarbeiter errechnen eine alters-adjustierte attributable Rate von 23 respiratorischen Erkrankungen auf 100 Personen pro Saison. Das bedeutet umgekehrt, dass die meisten Grippe-Infektionen symptomlos verliefen. Das Immunsystem neutralisierte die Grippeviren, ohne dass die Patienten etwas davon merkten, oder diese stuften die Symptome so schwach ein, dass sie sie in den Umfragen nicht für erwähnenswert hielten.

Selbst in den Fällen, in denen die Virusgene im Nasenabstrich nachgewiesen wurden, verlief die Erkrankung meistens milde. Wie ein Abgleich mit den Hausarztdaten zeigte, gingen nur 17 Prozent der Teilnehmer mit einer PCR-bestätigten Influenza zum Arzt. Die anderen hielten dies nicht für notwendig. Und von den Patienten, die wegen grippe-ähnlicher Symptome in die Praxis gingen, notierten die Ärzte nur in 8 Prozent der Fälle die Diagnose Grippe oder grippaler Infekt in den Krankenakten.

Diese Ergebnisse der „Flu Watch“-Studie stellen nach Ansicht des  Editorialisten Peter William Horby von der Universität Oxford die Zuverlässigkeit der derzeitigen Surveillance-Instrumente zur Influenza infrage, zu denen auch die Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts gehört. Diese beurteilen die Grippe-Welle im wesentlichen anhand der Patienten, die sich bei Arztpraxen wegen akuter respiratorischer Erkrankungen vorstellen.

Auch die Versuche, gefährdete Patienten durch eine Isolierung vor Infektionen zu schützen, wird durch die Tatsache erschwert, dass die meisten potenziellen Überträger asymptomatisch sind.“

Soweit der Eintrag im Ärzteblatt vom 17. März 2014. Das Team, das derzeitig die Strategie der Bundesregierung gegen Kórona kritisiert, behauptet letztlich dasselbe. Wir sehen täglich bunte Landkarten des RKI, die das wirkliche Infektionsgeschehen nicht adäquat abbilden. Das Virus hat sich längst verselbständigt, es wird durch Leute verbreitet, die unter Dr. Merkels Testradar durchfliegen. Die Kanzlerin und ihr Knappe Sancho Spahn kämpfen wie der Ritter von der traurigen Gestalt statt mit Windmühlenflügeln mit einer selbst geschaffenen Kulisse von Landkarten, während die Realität die offiziöse Darstellung längst eingeholt hat.

Deutschland ist in jeder Hinsicht deutlich bunter, als die RKI-Landkarten das suggerieren. Die Bundesregierung hat sich wie schon in der Asylkrise, der Mobilitätskrise, der Eurokrise und der EEG-Krise deutlich zuviel vorgenommen. Das Kóronavirus ist – wie in den Vorjahren das Grippevirus – aus der Flasche, jetzt braucht es praktisch umsetzbare Strategien zum Umgang damit. Die Kontrollfreaks scheitern übrigens europaweit.

 

Grüße an den V-Schutz. „Wir haben so viele Fälle, weil wir so gut testen. Wenn wir nicht testen würden, hätten wir auch keine Fälle.“ (Donald Trump)