Die deutsche Wirtschaft Anfang Juli 2020

Der offizielle Shutdown betrifft jetzt nur noch Großereignisse und die Umsatzsteuer wurde ab 1. Juli gesenkt, um Kunden zu Großeinkäufen zu verführen. Nun müßte es langsam mit der Wirtschaft aufwärts gehen.

Der deutsche Fahrleistungsindex der Lkw liegt Anfang Juli 7 bis 8 % unter den Jahresanfangswerten. Er  ist ein gutes Maß für die wirtschaftliche Aktivität der Industrie. Der weltweite Frachtratenindex BDI für die Seeschiffahrt hat sich ebenfalls erholt und liegt derzeit nur knapp unter den Raten am Jahresanfang. Der Kupferpreis bewegt sich knapp unter den Januar- aber schon über den Februarnotierungen. Die wirtschaftliche Belebung ist außerhalb von Europa etwas stärker, aber auch in der EU geht es wieder etwas aufwärts.

Der deutsche Stromverbrauch ist Anfang Juli gestiegen. Dienstags erreichte und überschritt er die Vorjahreswerte, der Freitag bleibt allerdings ein Kurzarbeitstag mit gesunkener Aktivität.

23.06.2020 Di 72,7 GW 25.06.2019 77,3
26.06.2020 Fr 71,0 GW 28.06.2019 73
30.06.2020 Di 76,4 GW 02.07.2019 76
03.07.2020 Fr 69,7 GW 05.07.2019 74
07.07.2020 Di 74,4 GW 09.07.2019 70,4

Man muß im Juli und August mit Vergleichen etwas vorsichtig sein. Ferientermine großer Bundesländer beeinflussen den Stromverbrauch erheblich. Insbesondere haben dieses Jahr viele Arbeiter und Angestellte ihren Urlaub schon für die Kinderbetreuung aufgebraucht, so daß im Sommer 2020 mehr durchgearbeitet werden wird.

Der Ifo-Stimmungsindex ist seltsamerweise bei den Dienstleistungen und im Handel besser, als im verarbeitenden Gewerbe, das ja sehr exportorientiert ist. Deshalb bin ich auf die Außenhandelsstatistik gespannt.

Auch auf die Entwicklung der Insolvenzen im September/Oktober sollte man achten. Derzeit ist die Anzeigepflicht ja noch ausgesetzt, so daß die eine oder andere Pleite verschleppt wird. Derzeit werden weniger Konkurse angezeigt, als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Experten schließen eine Verschärfung der Bankenkrise im Herbst nicht aus.

Noch ein Wort zur gesenkten Umsatzsteuer: Sie ist zur Konjunkturbelebung eine Art Streubombe. Der Einzehandel und der Vertrieb haben von Juli bis Dezember wahrscheinlich höhere Umsätze, weil größere Anschaffungen in dieses Zeitfenster verlagert werden. Für die Hersteller von Waren ist der Effekt wie schon bei der 2009er Abwarckprämie begrenzt, weil ausländische Produkte genauso besteuert werden, als inländische. Die Steuersenkung ist zur Hälfte ein Konjunkturprogramm fürs Ausland, welches allerdings mit deutschen Steuermindereinnahmen finanziert wird.

Bei der Abwrackpämie 2009 waren ausländische Lieferanten im Vorteil gewesen: Die Umweltprämie brachte unterproportionale Vorteile für die heimischen Unternehmen, da die von den Altwagenbesitzern bevorzugten, preiswerten Fahrzeuge überwiegend von ausländischen Herstellern importiert wurden: Vor Einführung der Umweltprämie lag der Marktanteil ausländischer PKW-Hersteller über Jahre konstant bei etwa 36 %. Nach Einführung der Prämie stieg der Anteil bis März 2009 sprunghaft auf 46,5 %. Von Januar bis März 2009 hatten die Marken Hyundai (149 %), Suzuki (110 %) und Fiat (101 %) die stärksten Umsatzzuwächse gegenüber dem Vorjahr. Der Autopapst Ferdinand Dudenhöffer sagte, die Prämie habe vor allem ausländischen Herstellern von billigen Kleinwagen geholfen und sei deshalb „ein klassisches Eigentor“ gewesen.

Nun, 2009 bei der Abwrackprämie hatten wir auch einen sozialdemokratischen Finanzminister, den sog. „Problem-Peer“ Peer Steinbrück, der sich vor allem als selbstgerechter Rüpel auf dem internationalen Parkett einen Namen machte (schweizer Kavallerieskandal und italienische Clownskrise).

 

Grüße an den V-Schutz: Macht doch mal nen Faktencheck!