Wirecard: Papier ist geduldig

Anläßlich der lange Jahre fruchtlosen Wirtschaftsprüfung bei Wirecard sind mir zwei interessante Begebenheiten aus meinem Erfahrungsschatz wieder eingefallen.

Einmal wurde ich beauftragt, einen offensichtlichen Betrug aufzudecken. Ein Unternehmer – neudeutsch „Contraktor“ genannt – hatte es übernommen die städtischen Pumpen eines Schwimmbads und eines Friedhofs gegen Entgelt zu betreiben. Angeblich sollte dadurch eine Ersparnis entstehen, nach Jahren stellte es sich aber heraus, daß das Pumpen teurer geworden war. Die Rechnungsprüfung des entsprechenden Landkreises trat in Aktion und versuchte den Fehler zu finden. Zwei Damen produzierten einen dicken Aktenordner an Kontrollrechnungen, fanden aber die Ursache nicht. Ich habe mich zwei Tage an dem Ordner dumm gelesen und der Kopf drohte zu platzen. Da kam ich auf die Idee hinzufahren, und mir die Örtlichkeit anzusehen. Nach zwei Stunden hatte ich alles aufgeklärt. Eine der fünf vertraglich vereinbarten Pumpen gab es nicht und der Springbrunnen auf dem Friedhof war ein winziger Sprudelstein mit fast keiner elektrischen Leistung. Der Unternehmer zahlte eine fünfstellige Summe an die Stadt zurück und die Sache war glattgezogen.

Ein anderes Mal gab es ein kommunales Problem mit der Anschaffung von Bussen. Ein morgenländischer Hersteller bot das Leasing günstiger an, als den Kauf. Die Sache stank von der Logik her zum Himmel, aber da das Angebot so „wirtschaftlich“ war, entschied sich die Kommune für das Leasing. Später stellte sich heraus, daß die moslemischen Lieferanten zahlreiche Rechnungen für Nachrüstungen stellten, die körperlich nie eingetroffen waren. Ein Mitarbeiter der Kommune war bestochen worden und zeichnete alle Rechnungen frei, ohne die versprochene Leistung abzufordern. Die beauftragten Wirtschaftsprüfer fanden nichts und drückten ihre teuren Stempel unter die Abschlüsse. Es wäre nicht ihre Aufgabe, vor Ort zu prüfen, ob es die nachgerüsteten Busse auch gäbe.

Die Busse und die Pumpen waren aus demselben Holz geschnitzt wie die Wirecard-Konten. Das ganze System der Prüfung ist krank, solange man nicht prüft, ob es das auch wirklich gibt, was in den Büchern steht.

 

Grüße an den V-Schutz: „Papier ist geduldig“, sagte meine Oma.