Hosenanzug: Keine Antwort auf Klimafragen
Über die Klimafragen von ungefähr 33.000 Einwohnern hatte ich bereits zweimal berichtet: Hier und hier. Es ging um die Aufwands-Nutzenrelation der sog. „Energiewende“, die Versorgungssicherheit, den Energiepreis, die Kernkraft und vieles mehr.
Inzwischen liegen die Antworten von AfD und FDP vor und die SPD hat ihre für die nächste Woche angekündigt. Auch die GRÜNEN haben nun erstmalig eine Reaktion in Aussicht gestellt.
Dagegen sind CDU/CSU und die zunächst gesprächsbereite LINKE abgetaucht. Die Fragesteller bleiben unbequem und erinnern die Beauftragten der beiden Fraktionen im Wochenrhythmus (Marie-Luise Dött, CDU und Gesine Lötzsch, LINKE).
Die Unterzeichner der Klimafragen gehören nicht – wie man annehmen könnte – überwiegend zum AfD-Fanklub. Etliche sind CDU-Mitglieder und/oder stehen den Alternativen sehr kritisch gegenüber, zum Beispiel Frau Schunke, Frau Kelle, Frau Lengsfeld. Sie haben sich wahrscheinlich versprochen, daß sie von CDU und FDP Signale der Einsicht empfangen werden und die Front der fanatischen Klimagläubigen etwas aufweichen können. Dr. Merkel hatte die Diskussion über Klimafragen in Davos angemahnt. Dialoge gebe es, aber „es sprechen immer noch zu wenige miteinander“. Es droht eine „Sprachlosigkeit noch größer als im Kalten Krieg“. Wenn jeder „in seinen Blasen“ bleibe, „könnte uns das zum Verhängnis werden“. Die Verweigerung des Dialogs, sagte Merkel sogar, „sollte gesellschaftlich sanktioniert werden“ und deshalb wurden ihr die Fragen auch zugestellt. Sie hat allerdings so reagiert, daß sie sanktioniert werden muß:
Sehr geehrter Herr Dr. Gebel, sehr geehrte Frau Heinisch,
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreibenvom 31. Januar 2020 zu danken.Ihre Ausführungen wurden aufmerksam aufgenommen.Eine fachliche Bewertung kann jedoch von hier aus nicht erfolgen. Bitte wendenSie sich zu Fragen zum Thema Klimawandel an das innerhalb der Geschäftsverteilungder Bundesregierung zuständige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutzund nukleare Sicherheit, Stresemannstraße 128-130, 10117 Berlin.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Rücker, Bundeskanzleramt
Dr. Merkel verweist auf ein SPD-Ministerium, das CDU-geführte Kanzleramt ist auf Tauchstation. Der Hosenanzug hat in Davos also frech gelogen, wenn er Diskussionsbereitschaft angedeutet hat.
„Dass es innerhalb der Klimawissenschaften in Einzelfragen noch Unsicherheiten und Diskursbedarf gibt, ändert nichts an der Tatsache, dass hinsichtlich der Grundfragen ein wissenschaftlicher Konsens herrscht. Der Mensch gilt als Hauptverursacher der aktuell gesteigerten Geschwindigkeit des gegenwärtigen Klimawandels und es ist unstrittig, dass wir unsere Treibhausgasemissionen minimieren müssen andernfalls folgen Schäden, die nicht zu verantworten sind. Der genaue Wissensstand bei der Erforschung des Klimawandels wird in regelmäßigen Abständen in den Berichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zusammengefasst und bewertet.“
Nach dem Motto: „Wir sind mehr“ werden kritische Stimmen relativ pauschal als unwissenschaftlich abgetan: „Diese Erklärungen sind bekannt ebenso jedoch auch deren fehlendes wissenschaftliches Fundament. Die Erklärungen beziehen sich vielfach auf unkorrekt wiedergegebene Forschungsergebnisse oder zitieren diese ohne die nötigen inhaltlichen Zusammenhänge. In vielen Teilen handelt sich um nicht belegte Forschungserkenntnisse, also Meinungsäußerungen, die zwar von Personen mit wissenschaftlicher Erfahrung stammen, die jedoch keine Expertise im Bereich der Klimatologie durch etwaige Fachpublikationen geltend machen können.“
Auf die Frage 7 enthält die Antwort der FDP zumindest einen Hauch von Vernunft. Die Frage lautete: Wie wollen Sie andere Industrienationen, insbesondere die Hauptemittenten von Kohlendioxid, also China, die USA, Indien, Russland und Japan, in Zukunft davon überzeugen, dem deutschen Vorbild einer Energiewende zu folgen, die fossile Primärenergieträger ebenso ächtet wie die Kernenergie?
Antwort FDP: „Wir fordern etwa, dass auf internationaler wie nationaler Ebene nicht willkürlich festgelegt werden soll, welche Technologien das Klima am besten schützen, sondern dass man hierin für verschiedenste Innovationen offen bleibt und die Entwicklungen lediglich nach ihrer tatsächlichen Effektivität für die Reduktion der Treibhausgase bewertet.“
Frage 8: Möchten Sie trotz dieser Erkenntnisse an der „Energiewende“, also an der einseitigen Umstellung der Stromversorgung auf die volatilen Quellen Windkraft und Photovoltaik festhalten? Falls ja, warum?
Antwort der FDP: „Für den Ausbau der erneuerbaren Energien gibt es eine Vielzahl guter Gründe, denn die damit einhergehende Umstellung kann kosteneffizient, klimaschonend und mit geringem Risiko gestaltet werden. Die technische und wirtschaftliche Machbarkeit im nationalen als auch internationalen Maßstab, ist durch mannigfaltige Untersuchungen belegt (siehe etwa BDI, 2018, Jacobson et al., 2017). Die Volatilität dieser Energiequellen, die Schwankungen im Versorgungssystem hervorruft, lässt sich durch diverse Speichertechnologien ausgleichen. Technologien dieser Art gilt es weiterzuentwickeln, zu fördern und auszubauen. Zumal sind die Prämissen, die Ihrer Frage zugrunde liegen, nicht wirklich glaubwürdig. Die Quelle, derer Sie Ihre Angaben entnehmen, ist in Fachkreisen höchst kritisch zur Kenntnis genommen worden, da sie fehlerhaft ist, auf die Angaben von Quellen verzichtet und auf keinem nachvollziehbarem Rechenweg basiert.“
„Die Frage nach der Grundlastfähigikeit erneuerbarer Energiequellen ist wichtig, wird in Zukunft jedoch zusehends durch den Ausbau eines intelligenten und flexiblen Energiemanagements („Smart-Grids“) sowie den vermehrten Einsatz von Innovationen aus dem Bereich Wasserstoff und anderer Speicherformen obsoleter werden.“
Die Stellungnahme zur Kernkraft ist windelweich, mit Hintertürchen: „Entscheidend für die Initiierung neuer Kernkraftprojekte sind die Finanzierungsmöglichkeiten: Dafür muss zum einen deren langfristige Rentabilität auch ohne staatliche Subventionen gegeben sein und zum anderen auch die Absicherung der Risiken an den Kapitalmärkten gewährleistet werden. Wenn eine ausgereifte Technologie diese Bedingungen erfüllt, sollte man ihrem Einsatz natürlich offen gegenüberstehen. Nach derzeitigem Stand spricht sich hierzulande aber auch eine klare demokratische Mehrheit gegen eine mögliche Rückkehr zur Kernkraft als Energieträger aus. Dennoch sehen wir die weitere Erforschung und Entwicklung der Technologie positiv: Deutschland könnte als exzellenter Wissenschaftsstandort dadurch einen positiven Beitrag zur weltweiten Verbesserung der Sicherheit und Effizienz in bestehenden Kraftwerken leisten sowie dabei helfen den komplexen Prozess der Endlagerung beratend zu begleiten.“
Da fragt man sich, wieso die Subventionerung der Erneuerbaren nicht hinterfragt wird. Ist die Politik nicht auch dazu da, prähistorische Standpunkte, wie die grüne Abneigung gegenüber der Kernenergie zu überwinden?
Es ist das alte Leiden der FDP. Mit den Mächtigen in den Medien möchte man sich nicht anlegen, auch wenn diese in der Regel ökosozialistisch und planwirtschaftlich ausgerichtet sind. Man hat berechtigterweise Angst vor Liebesentzug und Nazivorwürfen und heult lieber mit den Wölfen. Die Wähler sind von dieser Strategie zunehmend enttäuscht. Wurden bei der Bundestagswahl noch über 10 % erreicht, weisen die letzten Umfragen die Hälfte davon aus.
Die ZellerZeitung hatte diese Ängstlichkeit vor dem Feind auf die Schippe genommen:
Die AfD hatte bei den Medien noch nie was zu verlieren und kann unbekümmert nach Sachgesichtspunkten argumentieren. Sie stellt die Genauigkeit der Klimamodelle grundsätzlich in Frage:
Die Ziele, sofern es sich um die „mittlere Globaltemperatur“ handelt, sind nicht überprüfbar. Weder für ein Land noch global. Denn selbst wenn die Hypothese vom Klimaeinfluss des anthropogenen CO2 stimmte, wofür es trotz 40-jähriger viele hundert Milliarden teurer Forschung noch immer keinerlei Beweise gibt, gibt es keine genaue Kenntnis der Temperatur vorher, welche es gestattete eine Differenz (1,5° oder 2 °C Ziel), und damit eine Zielerreichung oder – Verfehlung, zu ermitteln. Und dasselbe gilt für die Glaubwürdigkeit von Klimamodellen und deren Ergebnisse, „Szenarien“ genannt. Ihre nicht korrigierbaren – weil in der Natur der Sache begründet systemischen Fehler und damit völlige Unbestimmtheit ihrer, selbst auf 2 Nachkommastellen, berechneten Ergebnisse, täuschen eine Genauigkeit vor, die es nicht gibt. Sie machen jedes Ergebnis wertlos. Daher passt immer wieder die Aussage von J.F. Gauss „übergenaues Rechnen ist das Kennzeichen schlechter Mathematiker“ auf diese „dienenden Forscher“ die diese Zahlen vorgeben.
Damit ist die Basis einer jeden Überprüfung – nämlich der Vergleich einer Situation „vorher“ mit der nach vollzogenen Maßnahmen erreichten Zustandes „nachher“, bei keiner der vielen, extrem aufwendigen, in den Lebensqualität eines jeden Einzelnen massiv einwirkenden „Klimaschutz“-Maßnahmen, gegeben. Damit gibt es auch keine Überprüfbarkeit, und wenn diese fehlt, und das tut sie, dann sind alle Maßnahmen willkürlich und auf Grund ihrer massiv zerstörerischen Wirkung vielleicht legal, aber in toto hochgradig kriminell.
Ledigleich bei den Reaktoren der vierten Generation gibt es Ähnlichkeiten zur FDP-Stellungnahme:
„Wir sind Befürworter eine technik-offenen Energieforschung und unterstützen daher auch die Forschung an Kernreaktoren der IV Generation und damit auch das Konzept des Flüssigsalzreaktors.“
Mein Fazit: Die FDP schielt im Gegensatz zur AfD ängstlich auf die Meinung der Mächtigen im Land, hat Angst als Nazi verrissen zu werden und singt artig das Lied der Klimasekte. Sie ist allerdings technologieoffener als die Kanzlerin. Ich denke in einer Koalitionsverhandlung würde Dr. Merkel der FDP diesen allerletzten Zahn mühelos ziehen.
Immerhin ist die FDP sprachlich auf der Höhe der Zeit. Sie vermag obsolet in „zunehmend obsoleter“ zu steigern. Ich übersetze mal: gegenstandslos, gegenstandsloser, am gegenstandslosesten und verkneife mir Anzüglichkeiten zur Antwortgebenden.
Die Beschäftigung mit / das Schimpfen oder Jammern über Regierungspolitik respektive die Unfähigkeit und Fehler ihres Personals sind ein seit der Antike beliebter Zeitvertreib, heute gern von der AfD betrieben. Aus Sicht des wirtschaftlichen Aufschwungs, der Wohlstandsmehrung, persönlicher Freiheit und Sicherheit des Eigentums braucht es dagegen die langfristige Abkehr vom Staat (beginnend im Kopf) – inzwischen auch schon ein alter Hut.