Der Besuch beim Big Brother
Am Donnerstag trat Präsident Erdogan bei Präsident Putin zu einem Meinungsaustausch an. Wladimir Wladimirowitsch ist mit orientalischer Diplomatie vertrauter als Dr. Merkel. Er reist nicht nach Ankara, um in Erdos goldenem Sesselchen zu hocken, sondern läßt ihn in seinen mit Blattgold belegten Kreml eintreten.
Ende 2018 hatte die Türkei 269 Tonnen Gold in ihrem Staatsschatz, Rußland 2.066 Tonnen. Ich will das nicht kommentieren, die Talente sprechen für sich.
Militärisch hat die Türkei ihre Kräfte im Moment eher überdehnt als Rußland. Ein Kräftevergleich zeigt ein deutliches Übergewicht des Russen, auch konventionell, zumal die Türkei sich mit allen Nachbarn verkracht hat und an vielen Grenzen und in Kurdistan Alarmbereitschaft herrscht. Nur mit Bulgarien geht es derzeit noch ganz gut.
Von der Schule aus habe ich zweimal den Spionage- und Agentenfilm „Blaue Pfeile“ sehen müssen, der das Agieren der verbundenen Waffen im Schwarzen Meer zeigte, über und unter Wasser. Während wachsame Prachtkerle in breiten Matrosenhemden die Torpedos des Weltkapitalismus zerspengten, gab es natürlich auch finstere Bösewichter im Dienste Ankaras und Washingtons, die in das friedliche und weltoffene Meer der Revolution vergiftete Tröpfchen das Hasses und der Hetze schütteten. In dem Streifen war es der Schauspieler mit dem vielversprechenden Namen Iwan Perewerseff. Kurz danach kam die Anekdote von der Rumbalotte auf.
Den Mitbürgern von hinter dem Stacheldraht muß man das erklären: Ein Matrose hatte sich auf sein bestes Teil eine gestochene Inschrift machen lassen. Eine betagte Prostituierte, die sich in der Oktoberrevolution noch bei Lenin persönlich angesteckt hatte, las „Rumbalotte“, eine mittelalte Dienerin von Amor erkannte „Ruhm der Flotte“ und ein geil grinsender Teenie „Ruhm und Ehre der Rotbannerflotte“.
Nun, nach solchen Witzen ist Präsident Erdogan derzeit wohl nicht zumute, denn durch den Bosporos bewegt sich unter den Augen der neoosmanischen Spione gerade eine russische Einheit mit gepanzerten Fahrzeugen ins Mittelmeer. Für welchen Hafen die bestimmt sein könnte, läßt sich erahnen.
Das Beitragsbild zeigt einen russischen Tank, der in der Nähe des Schwarzen Meeres in einer Gegend aufgenommen wurde, die Külföldi eigentlich nicht betreten sollen. Gegen Bakschisch geht es doch.
Im Witz fehlt noch was. Das „b“ aus der Rumbalotte kam aus der „baltischen“ Rotbannerflotte.
In der Hoffnung, daß es bei den Muskelspielchen bleibt und Putin einen gesichtswahrenden Ausweg für den aufgeblasenen Sultan findet: Ein kaum quantifizierbarer Faktor bei solchen Vergleichen dürfte die Qualität / Schlagkraft des Militärs sein (Anmerkung zur deutschen Geschichte runtergeschluckt) und da billige ich der Rußländischen Förderation das bessere Training zu, gerade durch Syrien. Ein Haken jedoch der insgesamt beschissene Tiefseezugang, zusammen mit dem erwähnten Nadelöhr; dazu man müßte nochmal im Montreux Vetrag blättern. Gruß nach Mechelroda!