AfD bringt CDU und FDP in peinliche Lage

Heute um 11 Uhr – 48 Stunden vor dem Wahlgang am Mittwoch – mußten die Bewerbungen für die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen eingereicht werden. Kandidaten für den ersten Wahlgang sind Amtsinhaber Bodo Ramelow (Linke) und der parteilose Bürgermeister von Sundhausen Christoph Kindervater.

Bewerber müssen entweder von einer Fraktion aufgestellt werden, oder zehn Unterstützer im Landtag haben. Kindervater hatte die Fraktionen von CDU, FDP und AfD angeschrieben, um diese Unterschriften zu erlangen. Die AfD hat sich zu seiner Aufstellung duchgerungen und entgegen ihrer Planung auf einen eigenen Kandidaten für den ersten Wahlgang verzichtet. CDU und FDP haben sich gegenüber Kindervater nicht positioniert.

Die FDP will im dritten Wahlgang ihren Landesvorsitzenden Thomas Kemmerich – von Beruf Vorstandsvorsitzender einer Frisörkette – als Gegenkandidat zu Ramelow aufstellen. Aber nur, wenn die AfD auch einen eigenen Kandidaten aufstellt, wenn Kemmerich also keine Chance hat gewählt zu werden.  Was soll das? In Anspielung auf Wolfgang Amadeus Mozart drängt sich angesichts der Mehrheitsverhältnisse die Koalitionsfrage auf: Figaros Hochzeit, aber mit wem?

Die derzeitige RRG-noch-Regierung hat 42 Abgeordnete, die AfD 22, die CDU 21 und die FDP 5. Kemmerich hätte ohne AfD-Unterstützung nicht die geringste Chance. Natürlich könnte die AfD Kemmerich verladen: Sie könnte einen Kandidaten aufstellen, aber die Wahl ist ja geheim. Der FDP-Landesvorsitzende könnte sich im Fall seiner Wahl unsterblich blamieren und seine Wahl nicht annehmen. Wahrscheinlicher ist, daß die AfD im dritten Wahlgang einen eigenen Kandidaten präsentiert, den sie auch wählt. Denn Kemmerich hat zu oft gegen die AfD ausgekeilt. Da könnten Verwundungen bleiben.

Inzwischen spielt Albert Weiler – CDU-Dorfbürgermeister aus Milda – auch mit dem Gedanken MP zu werden. Aber wo bekommt er die Unterstützug her? CDU-Fraktionschef Mike Mohring hat schon abgewunken. Wohl Verbot aus Berlin.

Mit der Unterstützung eines parteilosen Kandidaten im ersten Wahlgang hat die AfD einen taktisch klugen Schachzug vorbereitet. Wenn CDU und FDP den Parteilosen Christoph Kindervater trotz erdrückender bürgerlicher Mehrheit durchfallen lassen, demaskieren sie sich als willige Steigbügelhalter von Ramelow. Ohne jeden Machtwillen, ohne Ziel.

Es bahnt sich ein Trauerspiel an.

 

Beitragsbild: die Landesfahne aus der Weimarer Zeit.