Vor 30 Jahren: „Vertrauensvoll an das VPKA wenden“
Taggenau heute vor 30 Jahren wurde der letzte Ausgang aus der Zone zugerammelt. Bereits 1980 war wegen der demokratischen Ansteckungsgefahr die polnische Grenze geschlossen worden. Aber es gab ja noch die Tschechoslowakei und Ungarn, wenn man mal rauswollte, um sich anzusehen wie die Partei woanders herrschte. Oder wenn man einfach nur mal besseres Wetter haben wollte, als im Erzgebirge oder im Harz.
Am 3. Oktober 1989 wurde die Grenze zur CSSR geschlossen, weil immer mehr Landeskinder über die Prager Botschaft und Ungarn entkamen. Im „Neuen Deutschland“ wurde das unter der irreführenden Überschrift: „Vertrauensvoll an das VPKA wenden“ bekanntgegeben.
(VPKA = Volkspolizeikreisamt)
Pünktlich zum 40. Jahrestag der DDR war alles dicht. Das war gemäß der Theorie des klassischen Dramas das retardierende Element. Der Augenblick, wo kurz vor dem Zusammenbruch noch mal alles aussah als ob sich das Folterrad der Geschichte unaufhörlich weiter nach vorne drehen würde.
Eine gute Frage übrigens: Ob die Bundesrepublik ihren 40. wiedervereinigten Jahrestag (das wäre der 3. Oktober 2030) überhaupt schafft? Schon nach 29 Jahren hängt die Zunge raus.
Ich kann mich erinnern, dass zum 30 Jahrestag der DDR alles mit Schildern zugepflastert war – „30 Jahre DDR“, der Schilderwald wurde immer mehr. Zuletzt hat man einfach nur noch „30“ auf´s Schild gemalt.
Die Grünstädtler Straße in Schwarzenberg war übersät mit fallgrubenartigen Schlaglöchern. Deshalb war dort Tempo 30 angesagt. Die Leute haben sich scheckig gelacht, wenn man den Bezug vom Tempo-30 Schild zum „sozialistischen Ehrentag“ herstellte .
40 Jahre BRD? Hoffentlich dann ohne Sachsen. Lebt eigentlich der alte Habsburger noch? K&K + Sachsen?
„DDR 30“, das war die Parole aus den „Die neuen Leiden des jungen W.“ von Ulrich Plenzdorf.
Ich hatte schon ein Visum für Ungarn, da hat sich das VPKA an mich gewendet (ich war Angehöriger des MdI), Visum ungültig. Bin dann mit dem Zug nach Prag, einfach umgestiegen und ab ging’s nach Bayern. Das war ca. eine Woche nach der Botschaft.
Jetzt denke ich oft, ich bin vom Regen in die Traufe gekommen.