Jugendliche als Wähler
Auch in Italien wird über die Änderung der Verfassung und die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 diskutiert. Eine omnipräsente Meinungsforscherin des Stiefellandes – Alessandra Ghisleri – hat sich mit den Nutznießern einer Änderung beschäftigt.
Für wen würden die sechzehnjährigen Italiener stimmen, wenn sie könnten? Der Exkommunist Enrico Letta, schlug eine Verfassungsreform vor, um die 16-Jährigen abstimmen zu lassen. Lega und M5S stimmten sofort zu. Tatsächlich behaupteten die Lega und die Fünfsternler der Vorschlag sei ursprünglich ihr eigener gewesen.
„Sie wählen M5S, links aber auch Lega“. Laut Ghisleri sind es eineinhalb Millionen, eine „sehr scharf abgegerenzte Wählerschaft“, die sich durch folgende Feststellung definiert: „Sie sind nicht sehr informiert“, sagte die Meinungsforscherin, „Jugendliche interessieren sich wahrscheinlich für alles außer für Politik“. Es bleibt die Tatsache, daß wir verstehen, warum PD, Lega und M5S für die Abstimmung der Jugendlichen sind: Laut Ghisleri würde die Wahl der Sechzehnjährigen genau auf diese drei Kräfte fallen.
Kürzlich waren Landtagswahlen in Deutschland. Dort wählten die Jungwähler vor allem Grüne und AfD, sehr wenig dagegen die Rentnerparteien CDU und SPD.
Heranwachsende reagieren an der Wahlurne unberechenbar, weil sie kaum am Staatsfernsehen abhängen. Und wenn, dann nicht bei den „richtigen“ volkspädagogischen Sendungen.
Wenn ich mich zurückerinnere: Zwischen 15 und 30 galt bei mir: „Isch abe keinen TV“. Auch mein Jüngster hat seit 15 nicht mehr ferngesehen. Keine Chance für die Reichspropaganda.
Die bundesrepublikanischen Wahlrechtsreformer kalkulierten, wie sie glaubten, sie könnten das vermerkelte System mit der Herabsetzung des Alters junger Wähler von 18 auf 16 Jahren stabilisieren. Sie glaubten, dass es so möglich sei, wahlberechtigte Schülerrinnen und Schüler mit linksgrünen Lehrern helfend bis zur Wahlkabine zu begleiten. Am liebsten wäre es ihnen jedoch gewesen, den „noch unerfahrenden“ Mädchen und Jungen in der Wahlkabine zu zeigen, wohin das Kreuz zu setzen ist.
Ähnlich ist es mit der Forderung von Linksgrün, dass zu Kommunalwahlen die ganze Merkel-Gästeschaft mitstimmen sollte, weil die „lieben ausländischen Mitbürger*Innen“ in Kommunen „ja zuhause seien“.
Wer da nicht merkt, was mit diesen Forderungen bezweckt wird, ist ein naiver Volltrottel.
Gott sei dank, die jüngsten Wahlen haben gezeigt, dass Erstwähler keine helfenden Lehrer zur Stimmabgabe benötigen. Viele Jugendliche haben anders gewählt, als es öffentlich-rechtlich gewollt war. Das Internet hat es möglich gemacht.