Das Ende der tradierten Gewißheiten

Jeder meiner Leser weiß, daß ich die politischen Apparate für zu aufgebläht halte. Landtage mit deutlich unter hundert Abgeordneten und ein Bundestag mit 400 Leutchen würden es auch tun. Vor allem müßte ein Fraktionsmitarbeiter pro Abgeordneten reichen und die Wahlkreismitarbeiter sollten ganz wegfallen und durch ehrenamtliche Parteimitglieder ersetzt werden. Damit wäre der Aufwand für den Steuerzahler gezehntelt und die Macht der Parteizentralen begrenzt.

Aber es ist derweilen leider wie es ist. Gerade nehmen die 160 (!!!) Berliner Abgeordneten – überwiegend Linksradikale – einen wirklich großen Schluck aus der Abgabenpulle.  40 Prozent plus auf dem Konto.

Die Gewichte der Apparate haben sich seit der Bundestagswahl 2013 wie folgt verschoben. Hier die Zahl der Landtags- und Bundestagsabgeordneten:

Sep 13 Sep 19
CDU/CSU 975 834
SPD 797 628
AfD 0 336
Grüne 308 314
Linke 236 212
FDP 95 195
Sonstige 76 54
Summe 2487 2573

Vorgestern hat die AfD die Grünen überholt und nimmt nun Platz 3 ein. Die ehemalige Staatspartei Die Linke wurde schon vor einem Jahr überflügelt.

Viel hat sich seit 2013 geändert: Vor sechs Jahren war die Linke noch zu gut zwei Dritteln eine Ostpartei, inzwischen gehört – eingerechnet die Bundestagsabgeordneten – die gute Hälfte der Abgeordneten Westverbänden an. Der Einfluß der Altkader mit Herrschaftswissen ist nur noch sehr gering, die Partei wird zum „gärigen Haufen“ von Politologen und „Kulturwissenschaftlern“.

Die FDP ist in Neufünfland völlig abgewählt worden, 2013 hatte sie noch 28 Landtagsabgeordnete im Osten. Die SPD betreibt ihr Verschwinden mit einer langfristiger angelegten Strategie. 2013 hatte sie in den neuen Ländern noch 116 Landtagsabgeordnete, davon sind 85 übriggeblieben. Bis zur Thüringenwahl.

Die AfD ist im Osten wiederum stark überrepräsentiert. in den fünf Ostländern hat sie 105 Abgeordnete, im Westen trotz viermal höherer Einwohnerzahl 114. Die Alternativen werden im Osten zur Regionalpartei, ein Prozeß, der im Oktober in Thüringen verstärkt werden wird.

Hier ein Blick in die zehn West- und fünf Ostlandtage:

Westen CDU SPD GR DL FDP AfD
Summe 2013 459 441 182 28 67 0
Summe 2019 417 352 187 37 103 114
Osten CDU SPD GR DL FDP AfD
Summe 2013 166 116 34 125 28 0
Summe 2019 140 85 33 79 0 105

Vollende die Wende! Diese AfD-Parole wird von der Systempresse derzeit zerpflückt. Sie hat jedoch – anders als von den Medien behauptet – mit der Bürgerrechtsbewegung der Ex-DDR wenig bis nichts zu tun, denn die Revolution wurde seit 1985 in Moskau, seit 1980 in Danzig und 1989 in Sopronköhida vorangetrieben. Als sie im Herbst 1989 endlich Plauen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Erfurt erreichte, war sie den grünen Westmedien und ihren bärtigen Ziehkindern im Prenzlberg längst entglitten. „Deutschland einig Vaterland“ hörten die gar nicht gerne. „Vollende die Wende“ meint, daß in den Neuen Ländern mehr Eingeborene ans Ruder müssen, sowohl in der  Wirtschaft, wie in der Kultur, den Medien und der Politik. Es muß ja nicht gleich eine feste Quote bei der Besetzung von Posten sein, aber das Ziel sollte schon so formuliert werden, daß sich die Migranten – anders als nach 1990 – mal eine Zeitlang etwas zurücknehmen. Und es muß endlich eine Wettbewerbspolitik greifen, die Konzernzentralen im Osten etabliert. Es gibt zu viele Markteintrittsbarrieren für Neubetriebe, die EU mit ihren ausufernden Regularien führt eindeutig zu verlängerten Werkbänken in Dresden, Rostock, Erfurt, Warschau, Prag, Budapest und Bratislava, nicht zu eigener Entscheidungskompetenz östlich des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Brüssel verfestigt absichtsvoll mit konstanter Boshaftigkeit die kolonialen Strukturen von Jalta. Eine freundlichere Bilanz ist nach 30 Jahren Fördermittel-Gewurstel einfach nicht drin. Im Osten wächst die Wut darüber.

Die zukünfigen Landesregierungen Ostdeutschlands müssen stärker mit den V4 kooperieren, um ihre berechtigten Interessen wirksam gegen Berlin und Brüssel durchzusetzen.

1989 kam der Spruch auf: „Das haben wir schon immer so gemacht“. 2019 ist es Zeit für „Geht nicht gibts nicht.“