Reich ihm die Hand, vertraue dem Zigeuner
Es gibt im Reich der Roma ganz unterschiedliche Tendenzen. Zum einen kriminelle, freche und ekelhafte Praktiken, andererseits ganz liebe Leute, die nette Musik machen oder einem beim Bauen helfen. Leider findet man die bessere Hälfte kaum in Deutschland, denn das hiesige grüne Sozial- und Rechtssystem begünstigt nicht gerade die Fleißigen.
In Mechelroda bin ich zweimal Zigeunern begegnet. Einmal wollte mir eine ältere Dame 1990 einen Teppich verkaufen, und als ich keine Lust hatte, beschimpfte sie mich als Nazi. Ich habe da ein dickes Fell, im Osten ist das seit der Steinzeit Folklore. Der zweite Besuch war 2015, als eine dreiköpfige Familie von Haus zu Haus zog und bettelte. Sie hatten einen englischen Wunschzettel mit. Ich habe dem Anführer, der aus Rumänien war, gesagt: „Posse andare a ovest. E meglio denaro.“ (Er möge nach dem Westen gehen, da ist mehr Kohle). Und ich habe ihm gesagt, daß er seinen englischen Zettel hier vergessen kann. Eine von den Frauen kackte in die Bushaltestelle und ich mußte das am nächsten morgen vor dem Schulbus wegmachen, weil ich damals Bürgermeister war und der Gemeindediener in den Ferien. Die Lügenpresse hatte geschrieben, daß wir im Osten mit Ausländern zu wenig Erfahrung haben. Naja, wir haben eigentlich genug Dunst mit Ausländern, weil die Sowjetmenschen mit ihren Panzern da waren. Über fünfzig verschiedene Völker, genug bunte Vielfalt. Ich denke die Erfahrung mit Ausländern fehlt eher den Wessis.
Ganz andere Verhältnisse herrschen in Ungarn. Auch da war nicht immer alles Gold, was glänzt. Auf dem Keleti mußte ich 1982 eine Reisetasche gegen eine Frau mit vier Kindern verteidigen, aber das ist schon fast 40 Jahre her. Es gab in Ungarn schon damals viele Roma, die ihr Geld ehrlich mit Körbeflechten und Musik verdienten. Inzwischen sind viele Männer Tagelöhner, die sich für 10.000 Forint am Tag auf dem Bau verdingen und denen man nur Gutes nachsagen kann. Die Musikanten stehen oft an touristischen Brennpunkten und spielen unmögliches Zeugs. Kürzlich saß ich in einer Gaststätte und ein Akkordeonspieler hatte das ganze Repertoire von Hans Albers drauf. Den Rentnern aus Deutschland, Österreich und Tschechien gefiel das zwar, aber das hat mit Zigeunermusik nichts zu tun. Die können auch anders, und ich finde das ganz lustig. Hier ein Beispiel aus Südungarn:
Das Lied heißt Téglaporos a kalapom (Ziegelverstaubt ist mein Hut). Ich habe es als Kostprobe mal übersetzt.
Ich habe meine Pfeife und meinen Hut,
Ich wohne in einer Ziegelei.
Alle wissen, daß ich dort lebe,
Weil mein Hut voll Ziegelstaub ist.
Alle wissen, daß ich dort lebe,
Weil mein Hut voll Ziegelstaub ist.
Meine Schuhe sind voll Ziegelstaub,
Ich habe keine Zeit zu schnackseln.
Meine Frau ist wütend,
Weil ich die ganze Woche nicht schnacksele.
Meine Frau ist wütend,
Weil ich die ganze Woche nicht schnacksele.
Du hast einen anderen Schuh,
Du hast Zeit zu schnackseln.
Meine Frau ist auch glücklich,
Hin und wieder zu schnackseln.
Meine Frau ist auch glücklich,
Hin und wieder zu schnackseln.
Die restlichen drei Strophen behandeln auch das Thema Nr. 1. Das ist bei den Roma in Ungarland nicht das Klima.
Schon ein seltsames Völkchen, irgendwie aus der Zeit gefallen.
So reichen Sie ihnen die Hand.
Bei uns im Dorf gibt es seit den frühen 80er Jahren am Ort eines früheren Wohnwagencamps eine Siedlung deutscher Sinti. Zwar haben die keinen großen Sinn für Ordnung und sind überwiegend im Schrotthandel tätig, aber zwei Dinge beherrschen sie meisterhaft, nämlich Musizieren, in erster Linie Gitarre spielen und Kegeln. Darin macht ihnen keiner was vor.