Jesus war kein Sozialist
Der Atheist und Finanzjongleur Gysi hat gerade behauptet, Jesus wäre ein kritischer Linker gewesen. Das trifft so nicht zu.
Als Jesus durch Judäa und Samaria zog, war die Wirtschaft durch nomadisierende Hirten, Acker- und Weinbauern, Handwerker und staatliche Tätigkeit dominiert. Am meisten kann man aus den Gleichnissen von den Arbeitern im Weinberg, vom Herrn und Knecht, vom reichen Kornbauern und von den anvertrauten Talenten über die damligen Auffassungen von Nachhaltigkeit, Leistung und Gerechtigkeit lernen.
Die Arbeiter im Weinberg bemühten sich anders als viele heutige Fachkräfte um eine Beschäftigung, standen morgens um sechs auf und waren ab um sieben nach Arbeit unterwegs. Der Arbeitgeber war der Meinung, daß man das bei der Lohnfindung berücksichtigen müsse. Er tat dasselbe, was heute auch viele Kapitalisten machen: Er sichert sich Arbeitskräfte für zukünftige Engpässe. Auch ich habe in dreißig Jahren geschäftlicher Tätigkeit einige Leute überbezahlt oder durch eine geschäftliche Flaute durchgezogen. Das war in eingen wenigen Fällen falsch, oft hatte es aber gute Gründe und hat sich unter dem Strich bewährt, weil es Verläßlichkeit signalisiert. Und die ist in jedem Geschäft ein wesentlicher Faktor.
Der reiche Kornbauer versuchte nach einer guten Ernte durch den Bau von Scheunen Vorräte anzulegen, um es in den Folgejahren deutlich geruhsamer angehen zu lassen. Das kann man mit jenen Phantasten vergleichen, die angesichts der Finanzkrise große Eurokonten haben. Oder mit Dr. Merkel, die immer noch daran glaubt, daß die Targetsalden werthaltig sind. Eine erfolgreiche Ökonomie bleibt immer in Bewegung und schatzt verderbliche und fragile Dinge nicht auf.
Das Gleichnis vom Herrn und Knecht rechtfertigt Leistungserbringung in einem hierarchischen System, das von den Talenten lobt Risikobereitschaft und Leistung. Werte, die den Linken in den letzten Jahren völlig fremd geworden sind.
Jesus war als Kind seiner Zeit eher ein klassischer Wirtschaftsliberaler. Steuereinnehmern stand er eher kritisch gegenüber. Er war kein Freund staatlich erzwungener Umverteilung. Für freiwillige Gaben warb er dagegen oft.
In Jericho steht ein uralter Baum. Der Autor dieser Zeilen hat keine Kosten und Mühen gescheut und ihn aus urheberrechtlichen Gründen persönlich aufgesucht, um ihn als Beitragsbild einzustellen. Auf ihm soll der kleinwüchsige Steuereinnehmer Zacharias gesessen haben, um Jesus zu sehen, als dieser in der Stadt einzog. Jesus ging zu ihm hin, holte ihn vom Baum und ließ sich von ihm nach Hause einladen. Dann las er ihm die Leviten und Zacharias änderte sein bisheriges Leben.
Zacharias war ein Staatsdiener, der die Leute um Zölle und Steuern erleichterte. Einer, der mit der Macht eng verbandelt war. Ein Mann des Establishments. Bis er von Jesus umgekrempelt wurde. Jesus war dagegen eher der Anführer der Alternative für Samaria und Judäa.
Jesus hätte bei einer Tour durch Deutschland nicht Alice Weidel oder Björn Höcke vom Baum geholt, sondern eher die satten und selbstherrlichen Amtsträger Angela Merkel und Olaf Scholz. Er stieß eher bei den Mächtigen an, als beim sündigen Volk.
Eine ähnliche establishmentkritische Haltung erkennt man bei der Geschichte von der Tempelreinigung. Die zu enge Allianz zwischen Glauben und Geld war Jesus suspekt. Er trieb die gewerblichen Geldwechsler raus und schmiß ihre Tische um. In die heutige Zeit übersetzt bedeutet das, die Fördermitteltröge aus dem Bereich des kirchlichen Umfelds zu verbannen, ebenfalls die von der Finanzverwaltung eingetriebene Kirchensteuer abzuschaffen.
Zwar erlaubte Jesus dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Aber auch nicht mehr. Keine Machtanbetung, keine enge Verzahnung von Kirche und Staat, sondern Distanz. Kein Jerusalemer Tempeltag mit dem eingeflogenen Kaiser Augustus oder dem Landpfleger Cyrenius. Keine Podiumsdiskussion mit Fürst Herodes, Oberpriester Kaiphas und dem Prokurator Pilatus.
Kirche und Staat müssen getrennte Wege gehen, denn sie haben unterschiedliche Aufgaben. Kriecherei vor Medienzaren und regierenden Politikern war Jesus fremd. Er war nicht der charismatische Anführer einer aus intransparenten Töpfen bezahlten Lobbyorganisation wie Greta, sondern seine Jünger waren eine wirkliche Nichtregierungsorganisation, die Distanz zum System suchte.
Natürlich konnte der „Gottessohn“ KEIN Sozialist sein; schließlich verhieß er sein Paradies im Jenseits und „sein Reich war nicht von dieser Welt“, während Karl Marx & Co. es für das Diesseits prophezeiten. Gemäß dem orthodoxen Marxismus waren Religionen bloß „Opium für das Volk“.
Gysi entdeckt den „Herrn Jesus“ jetzt, um so den Sozialismus für Christen zu öffnen und dem Anhängerschwund zu begegnen. Habermas erkannte das bereits in den 80iger Jahren. Seine Öffnung für das Christentum widersprach dem Marxismus jedoch nicht so plump, er verlangte nur „Marx und Papst“ – in dieser Reihenfolge. Papst Benedikt XVI. stimmte dem übrigens zu.
Gewiss sollten Kirchen und Politik ihre spezifischen Aufgaben wahrnehmen, aber der Glaube, man könne Religion völlig von Politik trennen, ist falsch. Religionen sind Bestandteil jedweder „Kultur“ (oder „Unkultur“) und diese gehört nicht nur dem „vor-politischen Raum“ an, sondern ist untrennbarer I n h a l t der „Zivilisation“ / Gesellschaft. Selbst Hitler und die DDR duldeten die christlichen Kirchen weitgehend.
Nebenbei: Jesus–Worte lassen sich lediglich mit Vorbehalt als Belege zitieren. Lt. Alt–Testamentariern wurden nicht wenige davon erfunden und ihm später zugeschrieben. Wohl Gründe mit, warum das *Lexikon der Bibel–Widersprüche* rd. 100 davon ausmacht. Mit so vielen mentalen Unstimmigkeiten hätte der erste „Heilige Vater“ seinen Sohn auch schlecht erzogen.