Immer mehr Schikanen ruinieren die Außenwirtschaft
Natürlich ist es ärgerlich, wenn man wegen einer Warenlieferung aus dem Ausland ins Zollamt fahren muß. Die Reise ist oft aufwändiger, als der Zoll selbst kostet. Man kann auch sehen wie die Beamten mit der Kategorisierung der Ware und der Tabellenarbeit oft überfordert sind. Das sind jedoch die geringsten Sorgen des Außenhandels und der Außenwirtschaft insgesamt.
Viel hinderlicher als Zölle sind Schikanen. Ich nenne da mal zuerst die Verhaftungen der letzten Zeit. In den USA sitzen zwei VW-Ingenieure hinter Gittern. Oliver Schmidt muss eine siebenjährige Haftstrafe absitzen und 400.000 Dollar zahlen. James Liang: Er erhielt 40 Monate Haft. Gerade sitzt der Autovorstand Ghosn in einer ungeheizten japanischen Zelle. Eine chinesische Managerin von Huawei wurde in Kanada hinter schwedische Gardinen gebracht. Die Chinesen haben zwei Kanadier „zurückverhaftet“. Das sind nur die prominenten Fälle der letzten Zeit. Ganze Heerscharen von Automanagern vermeiden es derzeit ins Ausland zu fliegen, da sonst die Schlösser der Handschellen knacken.
Viel schlimmere Dinge spielen sich bei der Zulassung von Industrie- und Landwirtschaftsgütern im In- und Ausland ab. Hunderttausende Handelsreisende sind ständig weltweit unterwegs um ausländische Behörden von der Einhaltung aller geforderten Spezifikationen zu überzeugen. Wo man auch hinkommt: In den Hauptstädten platzen die Hotels aus allen Nähten, um diese Abgesandten aufzunehmen. Es sind Vorschriften des Arbeitsschutzes, der Luftreinhaltung, der Gentechnikfreiheit, der Glutenfreiheit, der Laktosefreiheit, der Energieeffizienz, der Tropenholzfreiheit, der Geräuschemissionen, des Wasserverbrauchs, der Schweinefleisch- und Alkoholfreiheit, der Hygiene usw. Die Phantasie der Protektionisten ist unerschöpflich.
Ein handliches Beispiel ist das Chlorhühnchen. In Amerika werden Hähnchen gechlort, um Salmonellen abzutöten. Das ist in Deutschland ohne vernünftigen Grund strikt verboten. Nur weil die grünen Agitatoren und Propagandisten in den Medien durchgedreht und die Kunden hinter die Fichte geführt haben. Einfach als Handelsschikane. Unsere amerikanischen Freunde haben sich auch was einfallen lassen: Ab dem 1.September 2018 sind durch deutsche Kommunalbehörden die „Leitlinien für die Überwachungsbehörden der Bundesländer zur Durchführung der amtlichen Kontrolle in den für den US-Export zugelassenen Fleischverarbeitungsbetrieben“ anzuwenden. Ein Hähnchenkrieg findet also statt. Der ist wegen exzessivem Personaleinsatz viel teurer als ein paar Prozent Zoll. Der vernunftbegabte Beobachter fühlt sich in den Entenhausener Erpelkrieg zwischen Onkel Dagobert und Klaas Klever hineinversetzt.
Ein Verwandter war jahrelang in der Welt unterwegs, um deutsche Kettensägen zertifizieren zu lassen. Es war wirklich nicht immer einfach. Egal, ob Chinesen, Amerikaner oder Nigerianer, jeder versucht den Import von Fremdware mit Händen und Füßen und tausend Ausflüchten zu verhindern oder Bakschisch für eine Zustimmung zu kassieren. Der Eigentümer der Firma macht die Fabrik jetzt zu, weil er die Faxen dicke hat.
Die Lügenmedien haben ein gespaltenes Verhältnis zu internationalen Handelsabkommen. Solange Obama am Ruder war, wurde das TTIP-Abkommen mit Amerika im Mainstream überwiegend verteufelt. Zum Beispiel wegen Chlorhühnchen. Das Abkommen hätte nämlich auch zur Folge gehabt, daß Umweltstandards vereinheitlicht und nichttarifäre Handelshindernisse – vulgo Schikanen genannt – geschleift werden. Sonst hätte ein solches Übereinkommen gar keinen Sinn.
Seitdem Präsident Trump das Abkommen auf Eis gelegt hat, findet der deutsche Mainstream es urplötzlich gut. Kein Wort liest man mehr über das vermaledeite Chlorhühnchen. Zu Gunsten des Trump-Bashings werden selbst eherne Grundsätze des Abscheus und selbstgezauberte Landschaften des Ekels beiseitegeschoben. Es gibt in den finsteren Hinterzimmern der Macht eben immer wieder wechselnde Prioritäten.
Der Welthandel ist inzwischen auf dem Weg in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, als er immer stärker ausgebremst wurde. Internationale Konzerne werden wegen Steuerflucht gehaßt, ausländische Manager unter fadenscheinigen Gründen in Kerker geworfen, immer neue grüne Schikanen erfunden.
Wenn man zurückschaut, erkennt man eine Wellenbewegung des Welthandels. Einen Aufschwung zwischen 1860 und 1900, einen deutlichen Rückgang zwischen 1914 und 1945, eine kraftvolle Belebung 1950 bis 2010 und die Vorboten einer beginnenden Handelskrise seit 2015.
Deutschland hat diese sich am Horizont abzeichnende Krise entgegen allem merkantilen Geschwafel mitverschuldet. Es war Vorreiter bei der Schaffung eines kleinteiligen Vorschriften- und Paragrafenwalds, der jetzt von allen großen und kleinen Handelsnationen nachgepflanzt, gehegt und gepflegt wird. Wer andern eine Grube gräbt, fällt als vom Handel abhängige Nation selbst zuerst herein.