Die Fortschrittlichkeit von Berlin
Der Lehrer Andreas Gonschior aus Hildesheim hatte in mühevoller Kleinarbeit eine Datenbank mit Daten und Wahlergebnissen der Weimarer Republik zusammengetragen. Ein Born der Erkenntnis, denn solche Daten sind nun einmal kein Gelaber sondern primäre Quellen der Geschichtsforschung.
Da kann man mal einen Blick auf unseren Bundeshauptslum, äh damals noch Reichshauptslum werfen.
Im März 1933 fanden die letzten Wahlen „für die nächsten hundert Jahre“ statt, wie man in nationalsozialistischen Kreisen fälschlicherweise vermutete.
Hitler und Stalin erreichten in Berlin stattliche 59,1 % der Stimmen, im ganzen Reich waren es nur 56,2 %, in Bayern 49,4 % und im Schlußlicht Bremen gar „nur“ 45,8 %.
Schon im Herbst 1932 bei der vorletzten Wahl erreichten die totalitären Parteien in der Reichshauptstadt 59,1 %, während es im Deutschen Reich nur für 49,8 % reichte. Zehn Prozent Vorsprung immerhin.
Meine Großmutter wohnte damals im Wedding, einem Bezirk, in dem es noch räudiger zuging, als in Zehlendorf oder Wilmersdorf, und wo man zuweilen tagelang nicht auf die Gasse zum Einkaufen gehen konnte, weil drunten gerade Bürgerkrieg herrschte. Da mußte man immer ein bißchen preppern, um nicht unter die Vandalen zu fallen.
Es gibt viele Leute, die den Niedergang Berlins auf die 68er schieben. Aber die Ursache für den hauptstädtischen Kulturverfall liegt offensichtlich eine Schicht tiefer. 1968 war nur ein Deja-vu. Das simple Vorgehen, der arrangierte Mord an Benno Ohnesorg, mit der die Staatsicherheit die Studenten damals auf die Straße bekommen hat, spricht Bände über den leichtgläubigen Geist der Stadt.
Merkel muß weg und die Hauptstadt irgendwohin verlegt werden. Berlin ruht nicht in sich selbst und ist von der Staatssicherheit völlig unterwandert.