Präsident Macron und die Schwarze Witwe

Die Schwarze Witwe ist eine Spinne, die die männlichen Artgenossen verspeist. Bisher waren in Deutschland auffallend viele männliche Politiker betroffen. Helmut Kohl, Friedrich Merz, Peer Steinbrück, Laurenz Meyer, Guido Westerwelle, Christian Wulff, Karl-Theodor zu Guttenberg, Roland Koch, Edmund Stoiber, Sigmar Gabriel, Philipp Rösler, Martin Schulz. Es ist also von der unheimlichen Frau Dr. Merkel die Rede.

Aber auch im befreundeten Ausland hat sie viele Kollegen auf dem Gewissen. Leute, die sich mit ihr eingelassen haben wurden abgewählt oder haben sich selbst ins Schwert gestürzt. Der Brite David Cameron, dem sie vor der Brexit-Abstimmung nicht entgegenkam. Präsident Hollande, der unter ihrer Flüchtlingspolitik wie ein Hund leiden mußte und die meisten Todesopfer zu beklagen hatte. Ministerpräsident Renzi, der letztlich ein Opfer der deutschen Schlepperorganisationen im Mittelmeer wurde, genauso wie die österreichischen Kollegen Werner Faymann und Christian Kern. Der Grieche Adonis Samaras scheiterte an ihrer starren Papiergeldgläubigkeit und Eurorettungsmanie.

Zwei besonders harte Burschen haben den Kontakt mit ihr überlebt. Rezep Erdogan und Wladimir Putin sollten in irgendeiner würdigen Form das Eiserne Kreuz erhalten.

Nun hat sich ein ganz Mutiger mit ihr eingelassen, um eine Tapferkeitsprüfung abzulegen: Franzosenpräsident Macron. Ohne große Not versprach er ihr, in Frankreich registrierte Asylbewerber zurückzunehmen, wenn er denn seinen Lieblingswunsch eines Eurozonenhaushalts erfüllt bekäme.

Aber mal ernst: Wie viele in Deutschland befindliche Asylbewerber sind in Frankreich registriert worden? Fast keine. Denn spätestens seit der Verhängung des Kriegsrechts schottet sich Frankreich ab. Dr. Merkel ging es wohl nur um eine Symbolvereinbarung, damit sie den deutschen Medien im Asylstreit mit der CSU irgendetwas vorweisen kann. Die CSU ist erbost, weil die Kanzlern wieder einmal die deutsche Geldbörse geöffnet hat und fordert den Zusammentritt des Koalitionsausschusses.

Nicht nur bei der CSU, sondern europaweit sorgte Merkels neuerlicher forscher Alleingang für Verärgerung. Die Niederlande und Polen polterten schon dagegen, auch in anderen Ländern macht sich Kritik breit. Es ist fast sicher, daß die Mehrheit der 28 europäischen Regierungschefs sich gegen Merkel und Macron stellt. Sowohl in der Asyl- wie in der Eurozonenangelegenheit.

Die Südachse der Euro-Schuldnerländer scheint zerbrochen zu sein. Zwischen Italien und Frankreich raucht es seit dem Treffen zwischen Macron und Merkel. Die Visegradstaaten haben eine klare und abgestimmte merkelfeindliche Haltung beim nächsten EU-Gipfel, die Nordachse der Stabilitätsländer unter Führung der Niederlande ist aufgebracht. Die österreichische Ratspräsidentschaft wird alle Mühe haben, die Wogen einigermaßen glattzuziehen. Dabei kann sich die Rolle Wiens als neue Führungsmetropole Europas nur stabilisieren, wenn Kanzler Kurz geschickt vorgeht.

Präsident Macron hätte die Gelegenheit gehabt zusammen mit Sebastian Kurz die Fäden neu zu ziehen, an denen das Schicksal Europas hängt. Warum läßt er sich mit der Schwarzen Witwe ein und isoliert sich und Frankreich so? Ist er schon Merkels neuestes Opfer oder bekommt er noch die Kurve?

Viele Beobachter der Materie meinen, daß Macron sich mit dem neuen Machtzentrum auf dem Balkan nicht abfinden will, daß er selbst zu ehrgeizig ist, um ein erfolgreicher Teamspieler mit Sebastian Kurz zu sein. Mag alles sein.

Fakt ist: Die mächtigen Brüsseler Eliten haben die EU immer weiter nach Osten und Süden erweitert. Daß Habsburg dabei auf die eine oder andere Art wieder auferstehen würde, war vielen aufmerksamen Balkanreisenden klar. Neun von 28 Mitgliedsstaaten der EU waren früher ganz oder teilweise Kronländer der Monarchie. Länder wie Polen sind auch nach der Unabhängigkeit 1918 viel mehr von Österreich geprägt gewesen, als von Deutschland oder Rußland. Fast die ganze polnische Generalität war in der kuk-Armee sozialisiert worden. Marschall Pilsudski, General Haller, General Sosnkowski, General Sikorski. Slowenien und Kroatien haben lernen müssen, daß Jugoslawien als kulturfremder Staat nicht mal eine Notlösung war. Das alte Habsburg war vor allem eine Notgemeinschaft gegen den aggressiven Islam. Der ist wieder da, damit auch das Zweckbündnis der bedrohten Völker. Weder Merkel noch Macron haben das bisher geschnallt. Ohne diese Erkenntnis ist man allerdings nicht auf der Höhe der Zeit.

Vor Jahren weilte ich ein paar Tage auf einem Camping bei Zadar in Kroatien. Jeden Abend wurde vor dem Ins-Bett-Gehen der Kaiserwalzer gespielt. Nicht für die Österreicher, sondern aus Nostalgie.