Der P2/10 ist brandgefährlich
In Ostberlin hat heute eine sogenannte „Wohnscheibe“ P2/10 gebrannt. P2 ist die Typbezeichnung, 10 die Geschoßzahl. Sie hat drei Treppenhäuser, die nur im ersten, dritten, sechsten und neunten OG durch Verteilergänge verbunden sind. Das bedeutet, daß nicht von jeder Wohnung aus ein zweiter Rettungsweg als abgeschlossenes Treppenhaus erreichbar ist. Die Wohnungen über oder unter den Verteilergängen sind nicht direkt vom Aufzug aus, sondern jeweils über eine einzige Treppe auf- oder abwärts zu erreichen.
Der P2/10 ist nach Berliner Bauordnung ein Gebäude der Gebäudeklasse 5 und ein Sonderbau. Die Treppenhäuser müssen aus feuerbeständigen Baustoffen errichtet sein und einen Ausgang unmittelbar ins Freie haben. Wohnungstüren müssen dicht und selbstschließend sein. In Bauten der Gebäudeklasse 5 sind zwei unabhängige Rettungswege als abgeschlossene Treppenhäuser erforderlich. Wie oben schon dargetan, ist das nicht in jedem Geschoß der Fall. Die Häuser müßten heute anders errichtet werden, um eine Baugenehmigung zu erlangen, sie leben genehmigungstechnisch vom Bestandsschutz.
Die Fotos zeigen, daß es in einer Wohnung sehr ordentlich gebrannt hat und eine große Brandlast offensichtlich die Wohnungstür ruiniert hat. Über das Treppenhaus verbreitete sich der Rauch im Haus. Ein Foto zeigt in einem oberen Geschoß noch einmal einen Flammenherd im Treppenhaus. War das Treppenhaus dort brandlastfrei? Für die an das Treppenhaus angrenzenden Wohnungen war die Evakuierung teilweise nur über Drehleitern möglich. In den obersten Geschossen funktioniert das nicht. Mit der automatischen Drehleiter mit Korb DLA(K) 23/12 kann unterhalb der Hochhausgrenze angeleitert werden. Also bis zum siebenten Obergeschoß. Wer höher wohnt hat unter Umständen Pech gehabt.
Man könnte Brandschutztüren in die Wohnungseingänge einbauen, was jedoch die Nutzung arg behindern würde. Für ältere Leute und Kinder sind diese Türen schlicht zu schwer. Ansonsten kann der Vermieter nur darauf achten, daß sehr ordnungsliebende Mieter die Häuser bewohnen, um die Risiken zu minimieren. Ich habe in jungen Jahren viel mit Arabern gekocht. Sehr lecker, aber wie oft ist die Bratpfanne in Flammen aufgegangen, sei es beim Kaffeerösten oder beim Reis anbraten? Für Leute, die nicht schon immer hier wohnen, und auch für ihre Mitmieter ist der Haustyp zu riskant.
Bei der Errichtung des Haustyps gab es für jeden Aufgang (und in richtigen Hochhäusern für jede Etage) einen Beauftragten, der Buch darüber führte, was im Haus passiert ist. Gemeldet wurden Beobachtungen an den ABV (Abschnittsbevollmächtigten).
Heute wird das typischerweise sozial schwache Klientel sich selbst überlassen. Derartige Feuerinfernos sind die Folge. In vielen solchen Häusern gibt es auch noch Erdgas bis in jede Wohnung.