Deutschland unterwirft sich schon wieder
Der „geniale Staatenlenker“ Josef Stalin hatte 1938 in seinem Traktat „Über dialektischen und historischen Materialismus“ einen trivialen Mechanismus festgestellt und kanonisiert: Faustkeil ergibt Urgesellschaft, Sklaven Sklaverei, Pflug Feudalismus und Dampfmaschine Kapitalismus. So rutschten die Völker mit dem technischen Fortschritt durch die Gesellschaftszustände. Freilich blieben einige Probleme: Was machte man aus dem Ägypten der Pharaonen, aus dem Rußland der Zaren, aus dem China der Kaiser und aus dem Zweistromland von Nebukadnezar?
Man half sich so gut es ging: Ägypten und dem Irak wurde posthum die Sklaverei verordnet und Rußland und China der Feudalismus. Holzschnittartig wurde das im Geschichtsunterricht durchgedrückt. Mit der Realität hatte dieses Geschichtsbild nichts zu tun und mit dem Marxismus, aus dem sich der Stalinismus ja angeblich speiste, auch nicht.
Nun ist diese Einordnung von verschiedenartigsten Gesellschaften in vier Schubladen eh fragwürdig. Wo fand beispielsweise in Skandinavien Sklaverei in nennenswerter Größenordnung statt? Wann gab es dort eine bürgerliche Revolution, die den Feudalismus beseitigte, wer war dort der Robespierre, wer der Napoleon? Warum konnte man Dampfmaschinen oder Elektrizität in Asien anwenden, ohne daß Kapitalismus daraus entstand? Viele Fragen, keine Antworten!
Ab 1977 wurde das obige Vier-Schubladen-System der sozialistischen Geschichtswissenschaft in Unordung gebracht. Rudolf Bahro hatte das Buch „Die Alternative“, eine „Kritik des real existierenden Sozialismus“ geschrieben. Dort lästerte er beispielsweise darüber ab, daß nach dem Kanon der offiziellen Propaganda in vielen Weltengegenden ganze Gesellschaftsformationen von irgendwelchen eigenwilligen Völkern, die Stalins bahnbrechende Werke nicht studiert hatten, „übersprungen“ wurden. Und er brachte die asiatische Produktionsweise als orientalische Despotie wieder ins Bewußtsein, die europäische Entdecker in fast allen außereuropäischen Ländern vorgefunden hatten. Eine Gesellschaftsformation, die Marx noch beschrieben, die Stalin allerdings verpönt hatte.
Die Entstalinisierung kam, was diesen Punkt betraf, bis 1990 nicht voran. Das hatte einen einfachen Grund: Die Besatzungsmacht Rußland war exakt so eine orientalische Despotie. Und das mußte vor den osteuropäischen Völkern unbedingt verschleiert und vertuscht werden. „Die kleinste Abweichung vom kaiserlichen Willen ist verderblich“ war ein feststehender Satz im zaristischen Rußland. Und die kleinste Abweichung vom Willen Stalins war genauso tödlich. Der russische Despotismus hatte das orthodoxe Mäntelchen abgeworfen und sich ein marxistisches angezogen. Aber es war trotz Dampfmaschinen, Kernkraft und Elektrizität noch dieselbe Gesellschaftsformation des asiatischen Mittelalters.
Diese Erkenntnis brach sich in den 80er Jahren Bahn. Man las mangels sonstiger verfügbarer Literatur die verschwurbelten „Grundrisse“ von Karl Marx. Einige Exemplare des „Versuch, Lenin auf die Füße zu stellen“ von R. Dutschke erreichten auf verschlungenen Wegen Ostberlin und weitere Details der Kaperung Moskaus durch die Beamten der Goldene Horde wurden bekannt.
Marx stellte die asiatische Produktionsweise so dar, daß „in den meisten asiatischen Grundformen, die zusammenfassende Einheit, die über allen diesen kleinen Gemeinwesen steht, als der höhere Eigentümer oder als der einzige Eigentümer erscheint, die wirklichen Gemeinden daher nur als erbliche Besitzer. (…) Das Surplusprodukt – das übrigens legal bestimmt wird infolge der wirklichen Aneignung durch Arbeit – gehört damit von selbst dieser höchsten Einheit. Mitten im orientalischen Despotismus und der Eigentumslosigkeit, die juristisch in ihm zu existieren scheint, existiert daher in der Tat als Grundlage dieses Stamm- oder Gemeindeeigentum, erzeugt meist durch eine Kombination von Manufaktur und Agrikultur innerhalb der kleinen Gemeinde, die so durchaus self-sustaining wird und alle Bedingungen der Reproduktion und Mehrproduktion in sich selbst enthält. Ein Teil ihrer Surplusarbeit gehört der höhern Gemeinschaft, die zuletzt als Person existiert, und diese Surplusarbeit macht sich geltend sowohl im Tribut etc., wie in gemeinsamen Arbeiten zur Verherrlichung der Einheit, teils des wirklichen Despoten, teils des gedachten Stammwesens, des Gottes. (…) Die gemeinschaftlichen Bedingungen der wirklichen Aneignung durch die Arbeit, Wasserleitungen, sehr wichtig bei den asiatischen Völkern, Kommunikationsmittel etc. erscheinen dann als Werk der höhren Einheit – der über den kleinen Gemeinden schwebenden despotischen Regierung.“
Nun ist die „asiatische Produktionsweise“ natürlich schon wieder ein vergröbernder Sammelbegriff für alles, was zwischen Kairo und Peking stattgefunden hatte. Trotzdem wurde einem schnell klar, warum der Sozialismus so leichtes Spiel in Rußland, Ägypten oder China hatte: Die Bewohner waren Eigentumslosigkeit, Prügel und die sklavische Verehrung einer „höheren Einheit“, also Despotie traditionell gewohnt.
1990 war im Zuge der Wiedervereinigung die Diskussion über die asiatische Produktionsweise zunächst gegenstandslos geworden. Die Ossis wurden an die Fleischtöpfe des Kapitalismus gelassen und hatten anderes zu tun, als sich den Kopf über Asien und die deutsche Unterwürfigkeit zu zerbrechen.
Inzwischen ist das Studium der asiatischen Despotie jedoch wieder höchst aktuell. Durch die Masseneinwanderung aus diesen Regionen, die kein Eigentum und keine entwickelte Marktwirtschaft, aber auch keine damit verbundene Demokratie kennen. Und die sich entsprechend verhalten. Man muß nur mal das Wahlergebnis der in Deutschland lebenden Türken beim Referendum über die Türkenverfassung studieren, wenn es vorliegt. Es wird Bände sprechen, aber ich möchte das erst ausführlich kommentieren, wenn das Ergebnis wirklich auf dem Tisch liegt. Die etwa 1,4 Millionen in Deutschland lebenden Türken, die in das Wählerverzeichnis eingetragen sind, können zwischen dem 27. März und dem 9. April 2017 in den Konsulaten der Türkei in Deutschland abstimmen. Schaun wir mal!
Wir müssen uns darüber bewußt werden, daß die asiatischen Kulturen der europäischen Zivilisation unterlegen sind. Die einzigen Möglichkeiten für asiatische Reiche zu Wohlstand zu kommen, sind der Verkauf von Rohstoffen, das Empfangen von Hilfsgeldern, das Erpressen von Tributen und das Schmarotzen an europäischen Sozialsystemen. Ansonsten reproduzieren sie ihr Elend immer wieder neu. Auch wenn sie sich aus dem Rad des ewigen Stillstands herauswinden, wie die Türkei des vergangenen Jahrzehnts, irgendwann fallen sie in ihre Angewohnheiten zurück und ziehen die Frömmigkeit dem Wohlstand vor. Dabei ist der Islam nur eine von vielen möglichen dogmatischen Systemen. Der Stalinismus war letztlich auch ein religiöses System, das das Leben in Rußland siebzig Jahre völlig gelähmt hat. Wie der Pyramidenbau in Gizeh, der alle Ressourcen eines altorientalischen Reiches verschlungen hat.
In Europa gibt es viele Kulturrelativisten, die die Über- oder Unterlegenheit von Kulturen leugnen und nicht erkennen. Früher waren es die SED-Idioten, die die Sowjetunion als Quelle allen Menschheitsfortschritts priesen und sich jedes meilenweit erkennbare Defizit schönsoffen. Heute sind es vor allem die Grünen, die die Augen und Ohren vor der Realität systematisch verschließen. Immer wieder gibt es in Deutschland besonders viele politische Idioten, die sich die ganze Welt schönreden. Unsere Nachbarn sind etwas realistischer. Es gibt keinen Grund auf Österreicher, Polen, Tschechen, Russen, Dänen oder Ungarn arrogant herabzublicken, nur weil sie nicht jeden Neuankömmling vergöttern.
> Wir müssen uns darüber bewußt werden, daß die asiatischen Kulturen der europäischen Zivilisation unterlegen sind.
Wozu habensie eigentlich den disclaimer eingebaut, Herr Prabel.Nur um dann doch zum grossen Rundumschlag ueberzugehen?
Sie muessen schon dabei bleiben und trennen und dann analysieren. Schwaechen islamisch dominierter Laender haben sicher ganz andere Facetten als die Probleme Chinas.
Wobei die kulturelle Unterlegenheit des Letzteren schon eine mutige Behauptung ist. Waren sie ueberhaupt schon einmal ausfuehrlicher in dieser Weltgegend – und speziell in den letzten Jahren? Die Dynamik koennen Sie sich im braesigen Deutschland gar nicht vorstellen.
@Michael B., auch wenn ich ein großer Fan von China bin, aber Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, wenn Sie die Dynamik von China beschreibend verklären. Diese gilt nur für einen auf die Gesamtzahl der Chinesen gering zu nennenden Teil der Gesellschaft. Milliarden Chinesen sind reine Arbeitssklaven und werden bitterarm bleiben. Trotz aller Dynamik wird China niemals so ein Lebensniveau über die Gesamtgesellschaft erreichen, wie die meisten westl Länder und vor allem wie Deutschland.
@Hr. Prabel, wenn wie bei den Deutschen eine romantische Verklärung der Götterdämmerung, mit dem Schuldkult durch die Politik und Regierung und dem Deutschenhass weiter Teile der Bürger zusammenkommen, dann schafft sich ein Land auf Dauer tatsächlich selbst ab, weil es keine gemeinsame Identität mehr gibt. Mal davon abgesehen, daß dies von den EU-Zentralisten natürlich gewollt ist, so ist diese Entwicklung zwangsläufig und auch gerecht.
Ja, ich habe schon geschrieben, daß es mutig ist zwischen Kairo und Peking alles unter einen Hut zu bringen. Das ist mir auch klar. Aber: Wie oft ist China von einem relativ hohen Kulturzustand zurückgefallen? Tschou-Enlai wurde einmal befragt, wie er die französische Revolution einschätze. Er antwortete, daß es noch zu früh sei, um das zu bewerten.
> Aber: Wie oft ist China von einem relativ hohen Kulturzustand zurückgefallen?
Was meinen Sie damit – zu oft oder zu wenig oft?
Wenn zu oft gemeint ist, muss man fairerweise auch die Zeitraeume in Betracht ziehen, innerhalb derer das geschah. Und in denen ist Europa im Vergleich ebenfalls mehrfach ziemlich komplett und ausdauernd gegart worden.
Chou’s Bemerkung wird ja gerade als Bonmot zum Unterschied der Betrachtung von Zeit im Zusammenhang mit Zivilisation zwischen Chinesen und ‚Westlern‘ angefuehrt. Und passt in der Art dann auch genau.
(Allerdings ist man sich ueber die Bedeutung seiner Aussage heute wohl nicht mehr so sicher:
http://www.historytoday.com/blog/news-blog/dean-nicholas/zhou-enlais-famous-saying-debunked)
> @Michael B., auch wenn ich ein großer Fan von China bin, aber Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, wenn Sie die Dynamik von China beschreibend verklären.
Da haben sie mich falsch verstanden: Dynamik ist Dynamik. Sie reisst ein, sie baut auf, sie baut um. Im Guten, Schlechten und in Bedeutungen, die damit ueberhaupt nichts zu tun haben. Im Fall China auf riesigen zu bewegenden Massen an Dingen, Zustaenden und Leuten.
Und das ist halt ein Zug, den ich bei den Mohammedanern noch nie gefunden habe. Im Einreissen, darin sind ein paar ihrer Substroemungen recht gut, im Erhalten im negativen Sinn so gut wie alle.
Wir unterwerfen uns niemals. Der Kampf beginnt in Erfurt-Marbach!