Die AfD wird vor dem grauenhaften Dessert gewarnt
Unser Freund Konrad Kustos hat auf seinem Blog „Chaos mit System“ unter dem Titel „Nach-Gedacht: Schmutzige Noblesse“ über die „Ausgrenzung auf kulinarische Art“ in einem Berliner Lokal in der sehr südlichen Friedrichstraße berichtet.
„Seit ein Berliner Schickimicki-Restaurant sein schon bisher unsympathisches, aber legales Selbstdarstellungsbedürfnis damit befriedigt, AfD-Mitgliedern und -Sympathisanten den Eintritt zu verwehren, ist aber eine neue Dimension der Kombination von gelebtem Hass und Dreistigkeit erreicht. (…) Reicht eine Gesichtskontrolle, oder müssen die Gäste auf AfD-Zugehörigkeit abgetastet werden? Wird Einlass erst nach einer kurzen Google-Recherche gewährt?“
Ich bin unerschütterlicher Optimist. Immer auf der Suche nach dem Lustigen und Amüsanten. Denn es ist nie so schlimm, daß es nicht noch schlimmer kommen könnte. Wo die kurzen Schatten der krampfigen, spießigen und korrekten Bionadebürger abends auf den Wänden der Friedrichstraße herumhuschen, muß nämlich auch Licht sein. Ein besorgter Bürger namens David Baiouix hilft uns auf die Sprünge, indem er den Wirt lobt: „Finde eure Aktion großartig! Ich möchte nämlich nicht neben einem AfD-Wähler mein Dessert genießen!“
Lieber David, wir verstehen uns. Wenn ein Etablissement Warnhinweise anbringt, daß sich rotgrüne Vollpfosten darin aufhalten, so finde ich das prima. Ich selbst bin, was die anderen Gäste betrifft, nicht so anspruchsvoll. Meine parteilose und der Kochkunst sehr zugeneigte Freundin hat jedoch eine ausgesprochene Allergie gegen grünes unreifes Fallobst. Die könnte ich in einen Saftladen wie „Nobelhart und Schmutzig“ mit AfD-Verbot nicht ausführen. Sie würde meckern. Auch wegen der uninspirierten Möblierung und Beleuchtung. Sieht aus wie in einer MITROPA-Wartehalle der 70er Jahre. Der AfD-Wähler wird sich in ein Lokal, wo man unter hundert Euro pro Person nicht wieder rauskommt, ohnehin nicht verirren. Auch ohne Warnschild. Da reicht schon die Preisinformation.
Wenn wir in Berlin sind, fahren wir immer zu Guidos Würstchenbraterei vor dem Tempelhofer Rathaus. Da ist man nur unter normalen Leuten, die Preise sind zivil, es gibt Sonderangebote (zweimal Currywurst mit einmal Pommes), unser Hundi darf unter dem Stuhl liegen und bekommt von Guido immer extra Wasser hingestellt.
Ich möchte mir als kulinarischer Banause kein Urteil über die Berliner Spitzengastronomie erlauben. Auch will ich die „schlecht“- und „mangelhaft“ -Bewertungen eines großen internationalen Bewertungsportals über „Nobelhart und Schmutzig“ nicht zitieren, denn da urteilen oft Lukullusse, die selbst auch nicht kochen können. Zum Testen gibt es ja geschulte Gaumen.
Der Restaurantbewertungsblog „The Picky Glutton“ (der wählerische Vielfraß) aus London urteilt über die Berliner Kleckschenköche in der Friedrichstraße: Das Haus sehe wie ein Beerdigungsinstitut aus. Der Weinkellner (er nennt sich selbst „Sommelier“) hätte mehr Gesichtsbehaarung als ein Langboot voller Wikinger, aber er und der Rest des Personals waren freundlich, generell effizient und sprachen natürlich auf hohem Niveau Englisch, so der Gutachter. Hier eine abfällige Bemerkung über eines der Desserts:
„Die Küche liebt die Bitterkeit des Geschmacks, die das Sauerampfer-Sorbet unangenehm durchdringt. Kalt, bitter und sauer, es beeinträchtigt den Gaumen, anstatt ihn zu streicheln. Die Pfütze der Dillblüten-Suppe hatte einen heilkräftigen Tang-Geschmack, der greulich unangenehm war, während die leichte Baiserei viel zu anfällig für diese Aufdringlichkeit war, wenn sie mit allem anderen wie empfohlen genommen wurde. Grauenhaft, nur grässlich.“
Der Gast David Baiouix hatte doch geschrieben, daß er nicht neben einem AfD-Wähler sein Dessert genießen will. David würgt die gemäß Gutachten unbefriedigenden bzw. grauenhaften Desserts lieber unter seinesgleichen runter. Da fällt sein Blick auf das AfD-Verbotsschild am Eingang. „Scheiß AfD-Leute, warum werden nur die vor dem Nachtisch gewarnt!“