Italien für den kleinen Geldbeutel
Italien steht im Ruf teuer zu sein. Vor 20 Jahren traf das auch zu. Aber das Stiefelland leidet seit zwei Jahrzehnten unter einer Dauerrezession und nun fallen die Preise.
Im vergangenen Jahr hatte eine große deutsche Tageszeitung einen Preisvergleich der Mittelmeerländer geführt, Autor war ein Türke. Natürlich kam die Türkei in diesem Vergelich gut weg, allerdings mit Kunstgriffen. Der Verfasser des Artikels behauptete beispielsweise, daß ein Sonnenschirm mit zwei Liegen in Rimini 25 Euro pro Tag kostet.
2016 sind die Billigdestinationen Türkei, Tunesien und Ägypten wegen Explosionsgefahren (die mit dem Islam natürlich nichts zu tun haben) entfallen. Und nun muß man sich wieder auf Spanien, Kroatien und Italien besinnen.
Nicht so schlimm, denn in der harten Realität kostet ein Schirm mit zwei Liegen in Italien zweichen 4 und 8 Euro pro Tag, in der ersten Reihe – der „prima linea“ – auch mal 10 bis 12 Euro. Verhandeln lohnt sich. Man sollte nicht das erste Angebot klaglos akzeptieren, sondern einen „Prezzo speciale“, einen Spezialpreis, verhandeln.
Fast in keiner Gaststätte erwartet der Wirt, daß man die früher obligaten zwei Gänge ißt. Heutzutage reicht es, wenn man sich Nüdelchen bestellt, oder einen Teller Frittiertes. Den zweiten Gang wegzulassen senkt die Kosten um mehr als die Hälfte und führt über kurz oder lang zu einer sportlichen Figur. Und dann gibt es überall Bars, wo man sich ein Pannini, ein belegtes Brötchen holen kann.
Die Stellplatzpreise auf den Zeltplätzen stagnieren seit Jahren. Man sollte aber dem Ferragosto, dem „heißen August“ aus dem Wege gehen, denn dann ziehen die Preise an.
Anfang Juni zahlt man für einen Camper (Wohnmobil) und zwei Personen noch deutlich unter 30 €. Wenn man auf einen Camperstellplatz (Sosta) ausweicht, kann man auch mit 10 € wegkommen. Fast kein Campingplatz verzichtet auf die abendliche Unterhaltung im Stile der Commedia dell Arte.
Ich möchte zwei besonders schöne Orte empfehlen. Wer die Abende an einem von Leonardo da Vinci entworfenen Kanal mit historischen segelbestückten Booten bei einem Campari-Orange oder einem „Spritz“ verbringen will, dem sei Cesenatico angeraten.
Das Aufziehen der Segel erfolgt leider nur an windstillen Tagen, es handelt sich um ein Projekt der Kommune, um den Tourismus anzukurbeln. Das Meerwasser ist wegen aufschlämmbaren Bestandteilen nicht ganz klar, es muß aber sauber sein, denn im Meer tummeln sich ganze Schwärme von Fischen, die man beim Schwimmen beobachten kann.
Dem begeisterten Radfahrer seien Giulianova und das danebengelegene Tortoreto im ehemaligen Königreich beider Sizilien gelegen, empfohlen.
Ein 40 km langer, sehr breiter Radweg, überwiegend unter Palmen, an Bars, Gelatereien, Pizzereien, Kiosken und Restaurants entlang, ist wirklich fast einmalig in Europa. Die Strände sind breit und von bester Qualität, das Wasser rein und von vielen Fischen bevölkert. Im Hafen von Giulianova kann man sich fangfrische gesottene Fische bestellen und gegenüber von den Fischerbooten mit malerischem Blick auf den Hafen und die scheebedeckten Appeninen verzehren.
Zur Tradition haben die Italiani ein anderes Verhältnis als die Deutschen. Mitten in Tortoreto steht ein Denkmal mit einem Gedicht von Gabriele D’Annunzio.
Da würde die deutsche Maasi mit Farbbeuteln werfen und mit Eisenstangen wüten. Aber wir sind im toleranten und gelassenen „Bella Italia“, wo die Sonne auch in den Herzen scheint. „Was ist der Unterschied zwischen Italien und Deutschland?“ – „Über Italien lacht nur die Sonne!“
Danke für Ihre interessanten Reiseeindrücke!
Mein Eindruck ist, ohne irgendwelche Zahlen, daß sich mancher wieder auf deutsche Reiseziele besinnt, in Oberbayern meinetwegen oder zum Wandern: Weimar, Bad Berka, Kranichfeld, Rottenbachtal, Ilmenau …….. 🙂
Ein sehr interessanter Beitrag mit schönen Bildern wie ich finde. Gerade als Radfahrer gefällt mir der Radweg in Tortoreto sehr. Vielen Dank für die Eindrücke.