Der Bausatz des Sprengstoffgürtels
Normalerweise tue ich mir das nicht an. Nach den Bombenexplosionen in Brüssel habe ich doch mal das Lügenfernsehen eingeschaltet. Gleich vorweg: es sollte meinem Voyerismus dienen, einer perversen Neugier auf Tod und Zerstörung. Solche kleinen Sünden straft der liebe Gott sofort. Mit einer unsäglichen Moderation der Sendung. Es lohnte sich nicht anzuschalten, denn man kann von Fernseh-Idioten naturgemäß keine kompetenten Erklärungen bekommen und ergo nichts lernen. Bei n-tv, einer Sendestation, die zum kommunistisch angehauchten Bertelsmann-Konzern gehört, lief ein Endlosband mit immer denselben Bildern von Leuten, die um ihr Leben rannten und ein unheimlich dümmlicher Moderator gab Dünnbrett-Kommentare. Bemerkenswert waren alleine seine Versuche, den Zuschauern einzureden, daß ja noch lange nicht klar wäre, daß es sich bei den Bombenlegern um fromme Moslems (in seinem Narrensprech: „Islamisten“) handeln würde. Und falls doch, dann wären die mangelnden belgischen Integrationsbemühungen im Brüsseler Ausländerghetto schuld. Und städtebauliche Mängel in der Wallonen-Metropole.
Mitbürgern, die in Marxismus-Leninismus nicht so oft geschult worden sind, muß man es immer wieder erklären: „Der Mensch wär gerne gut statt roh, doch die Verhältnisse, sie sind nicht so“ aus der Dreigroschenoper von Bert Brecht war schon lange die Blaupause für die Agitation und Propaganda unterbelichteter kommunistische Medienonkels. Das Sein hat das Bewußtsein zu bestimmen, und ein hungriges Sein würde zum Sturm auf die Bastille führen oder zum Sturm auf das Bataclan. Oder zum Umlegen des Sprengstoffgürtels.
Daß Moral kein verbindlicher universeller Kanon von Werten ist, beweisen uns der Koran oder das Kommunstische Manifest. Viele Handlungsanweisungen sind geradezu entgegengesetzt zur europäischen Tradition. Selbst ein überfütterter Moslem wird etwas anderes für moralisch halten, als ein satter Kommunist, der die staatlichen Fleischtöpfe erreicht hat. Und beide haben wieder eine andere Moral, als der Normalo.
Die kommunistische Basis-Überbau-Doktrin ist schlicht nur auf Spezialfälle anwendbar und kein Patentrezept. Nicht der hungrige und unterversorgte Proletarier macht in der Regel Revolution, sondern sie ist das Produkt gesättigter Gesellschaften. Sie haben ein höheres Moralverlangen und damit ein größeres revolutionäres Potential als arme. Die Reformation und die Jugendbewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Bewegungen von Wohlstandskindern, die in den Dreizigjährigen Krieg und in die beiden Weltkriege mündeten. Nach solchen Kriegen war immer Biedermeier, eine arme Zeit mit Rückzug ins Private. Wo die Leute eine Weile Ruhe vor blutrünstigen Weltverbesserern hatten.
In der kärglichen Nachkriegszeit, die im Osten bis weit in die 60er Jahre hineinreichte, waren die Menschen mit dem Überleben beschäftigt. Bis 1965 gab es Lebensmittelkarten und man mußte nach jedem Mist stundenlang anstehen. Jeder Strumpf wurde dreimal gestopft, alte Stricksachen, die zu klein geworden waren, wurden aufgetrennt, die Wolle wurde aufgewickelt und etwas Neues draus gestrickt. Wenn es Fernsehen gegeben hätte: die Leute hätten keine Zeit gehabt da reinzuglotzen. In der Schule wurden Hygienestandards erläutert und erzwungen. Vor dem Eingang lag die Seuchenmatte, der Lehrer kontrollierte den Dreck unter den Fingernägeln. Auf Achtung gegenüber Älteren wurde Wert gelegt und die Zeit, die dann noch übrig blieb wurde zwischen Schönschreibung, Sowjetpropaganda, Rechnen und Gartenarbeit aufgeteilt. Für Spielereien mit Dildos gab es kein Zeitbudget. Im Übrigen hätte das der „sozialistischen Moral“ widersprochen. Klimapropaganda, Gender, Tierschutz, Bachblüten, Vegetarismus und Waldorfpädagogik hätten die Herrschenden irgendwo zwischen Nationalsozialismus und bürgerlicher Dekadenz eingeordnet. Erst Mitte der 80er Jahre gab es in Städten die ersten Allergiker. Ein Jahrzehnt nach dem Ende der Lebensmittelkarten, 1976 begann mit dem Liederabend des Ostberliner Bänkelsängers Wolf Biermann der Aufstand der Intellektuellen.
Im Westen war die Nachkriegszeit ein Jahrzehnt früher zu Ende. Trotzdem gab es nach 1960 noch Werbesprüche wie: „Nehmen Sie den großen Topf, denn Hallernudeln gehen prächtig auf.“ Oder: „Frohen Herzens genießen.“ Auch im Westen begann die Unruhe der Intellektuellen erst als das Wirtschaftswunder im vollen Lauf war, als der „Duft der großen weiten Welt“ waberte. Es war umgekehrt als auf Bert Brechts kleiner Bühne: Erst als alle übersättigt waren, begann das Moralisieren.
Von satten moslemischen Gemeinschaften gehen größere Gefahren aus, als von armen. Als es im Nahen Osten noch keine Erdölfelder gab, waren die Moslems mit Kleinlandwirtschaft, Teetrinken, Kamelzucht, Lederindustrie und Handel beschäftigt. Sie hatten keine weltweiten Ambitionen, konnten diese falls vorhanden nicht umsetzen. Ihr Gesichtskreis war lokal beschränkt. Die Pulverisierung der Twin Towers wurde dagegen von Hamburger Technikstudenten ausgeführt, nicht von moslemischen Bettlern aus Vorstädten. Viele Kämpfer des heiligen Kriegs kommen aus dem gebildeten Mittelstand. Moral hat immer die zur Illusion privilegierten Stände angezogen, nicht die proletaroiden Existenzen. Ein Moralverlangen setzt ein Weltbild voraus, ein über-den-Rand-der-eigenen-Existenz-hinausblicken.
Revolutionen ging immer eine Kulturrevolution voraus. Das war in der Renaissance so, vor der französischen Revolution und in der Weimarer Republik. Träger dieser Veränderungen war das Bildungsbürgertum. Im Nahen Osten sind es in der Regel Geistliche, wie exemplarisch der Ayatollah Chomeini.
N-tv führt den Ausbruch der Revolution in Brüssel dagegen auf städtebauliche Mängel zurück. Mit mehr Geld für „Schöner Wohnen“ könne man die Probleme mit den frustrierten und benachteiligten Moslems aus der Welt schaffen. Liebe Journalisten: Ihr laßt euch ja auch nicht alle kaufen, etliche von euch glauben wirklich von Herzen an den Schrott, den ihr erzählt. Anders läßt sich Fanatismus nicht erklären. Fanatismus kann man nicht einkaufen, der kommt aus „Überzeugungen“, aus dem verbildeten und fragmentierten Gehirn.
Lest bitte mal den Koran. Der vermittelt ein wirklich klares Weltbild mit harter Kante. Er ist begeisternd. Wer eine Wut auf die Fernsehanstalten, die Lügenpresse, auf Hollywood und die Politiker hat, kommt da wirklich auf seine Kosten. Man kann sich seitenlang belesen und bildlich vorstellen was mit Anja Reschke oder Claus Kleber alles geschehen würde, wenn die Heilige Schrift der Moslems gilt. Und dann fällt dem geneigten Leser ein, wie es im Nahen Osten aussieht, und die Begeisterung für den Heiligen Krieg hat sich wieder erledigt.
In den Lügenmedien wird der Mond noch mit der Stange geschoben. An die revolutionäre Potenz des Lumpenproletariats glaubte nicht einmal Karl Marx. Daran glauben nur die kommunistischen Lumpen in den Fernsehanstalten.
Mehr zum Thema Kulturrevolution in „Der Bausatz des Dritten Reiches“ vom Autor. Ansonsten schönen Gruß an die Geheimdienste, die diesen Eintrag wegen gefahrgeneigten Tags durchlesen müssen.