Wie Beppe Grillo mit Staatssendern umgeht
Frauke Petry hat es im Guten versucht. Sie ist unter dem Stirnrunzeln ihrer Parteimitglieder zum Bundespresseball gegangen. Sie ist bei Talkshows im zwangsfinanzierten Staatsfernsehen in den Sesseln rumgerutscht, in denen vorher zuweilen der Abschaum des Universums Platz genommen hatte. In teuren Sesseln, die vom unterdrückten und ausgebluteten Volk über die GEZ zwangsweise bezahlt wurden.
Die Show von Frau Kreischberger, bei der sie einfach nicht zu Wort kam und nur milde lächeln konnte, war einfach einer zuviel. Bei den drei Quasselstrippen vom Staatsfernsehen gibt es keine Fairness, mit denen gibt es deshalb keinen laschen Kompromiß. Mit denen gibt es keine friedliche Koexistenz. Man kann sie nur bis zur letzten publizistischen Patrone bekämpfen. Nicht mit Schießbefehl, sondern wie im Journallismus üblich: mit Klecksbefehl. Es gibt beim Fernsehen im Unterschied zur realen Welt nur Gut und Böse, nur Schwarz und Weiß. Petry ist einfach zu gut für diese schändliche Medienwelt und die Zwangssender sind von elenden Kreaturen gekapert.
Und ergänzend die Presse: Frauke Petry war von einer südwestdeutschen Provinzzeitung interwievt worden:
Presse: “Was passiert, wenn ein Flüchtling über den Zaun klettert?
Petry: Dann muss die Polizei den Flüchtling daran hindern, dass er deutschen Boden betritt.
Prese: Und wenn er es trotzdem tut?
Petry: Sie wollen mich schon wieder in eine bestimmte Richtung treiben.
Presse: Noch mal: Wie soll ein Grenzpolizist in diesem Fall reagieren?
Petry: Er muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz.
Presse: Es gibt in Deutschland ein Gesetz, das einen Schießbefehl an den Grenzen enthält?
Petry: Ich habe das Wort Schießbefehl nicht benutzt. Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt. Entscheidend ist, dass wir es so weit nicht kommen lassen und über Abkommen mit Österreich und Kontrollen an EU-Außengrenzen den Flüchtlingszustrom bremsen.”
Das war das Interwiev. Was die Lügenpresse daraus für Headlines gemacht hat! Frau Petry hat diese Höllenbrut als „Pinocchio-Presse“ verniedlicht. So ein Zurückweichen vor der Realität lohnt sich offensichtlich nicht. Wenn man es mit Verbrechern zu tun hat, muß man das auch adäquat zum Ausdruck bringen.
Beppe Grillo aus Italien hatte diese Lektion schon vor 23 Jahren gelernt. Er hatte 1993 den verbrecherischen sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi wegen seiner unübersehbaren und gigantischen Korruption angegriffen. Die staatlichen Fernsehsender waren damals folgendermaßen „aufgeteilt“. RAI 1 „gehörte“ den Christdemokraten und RAI 2 den Sozialisten. Grillo hatte es bei Craxi „verschissen“ und flog aus dem Staatssender. Ein Jahr später war Craxi Hauptakteur im Tangentopoli-Skandal und mußte vor der Justiz in panischer Hast nach Afrika fliehen.
Beppe Grillo nutzte seither die Zeit und baute eigene Plattformen im Internet auf. Der Autor dieser Zeilen ist immer noch stolz darauf, vor Jahren für die Cinque Stelle Tedeschi (Fünf Sterne Deutschland) geschrieben zu haben. Grillo führte seinen Tsunamiwahlkampf im Januar und Februar 2013 zum italienischen Abgeordnetenhaus und Senat ausschließlich im Internet und auf den großen Plätzen des Landes.
(Das Video mit Grillo wurde gelöscht).
Die Presse und der Sender RAI wurden von ihm scharf angegriffen. Wohlgemerkt: Er griff das Fernsehen zuerst an, und nicht das Fernsehen ihn. Die Journalisten standen vor dem Volk wie finsterste Schwerverbrecher da und Grillo als strahlender Freiheitsheld mit Heiligengloriole. Diese erfolgreiche Wahlkampfstrategie brachte in Italien auf Anhieb 25 % der Wählerstimmen.
Jeder Italiener, der denken kann, haßt RAI. Ich habe es nie erlebt, daß der Staatsfunker in einer italienischen Gaststätte lief. Selbst Pizzabudenbesitzer muten ihren Gästen diese Schande nicht zu. Che vergogna!
Inzwischen sehen aktuelle Umfragen die 5-Sterne-Bewegung Grillos bei 29 %. Der Griff nach der Macht rückt in greifbare Nähe. Dann müssen die ungezogenen Flegel der deutschen Sozialdemokratie, die ihn völlig undiplomatisch als Clown beschimpft hatten, in den europäischen Gremien mit ihm zusammenhocken, falls sie dann in Deutschland noch mitregieren dürfen. Und solange Grillo die EU nicht verbittert wegen dem ungezügelten deutschen Haß verläßt.
Lieber Beppe! Zivilisierte Deutsche benehmen sich nicht so! Bleib ganz cool!
Grillo handelte bei seinem Medienbashing nicht nur aus Berechnung, sondern auch aus Rachemotiven. Bei einem nach der Wahl 2013 stattgefundenen Treffen mit dem damaligen Staatspräsidenten Napolitano forderte Grillo die Beauftragung mit der Regierungsbildung, ersatzweise verlangte er von Napolitano die Lizenz zu notwendigen Aufräumarbeiten beim Staatsfunker RAI. Diese Putzarbeiten sind in Deutschland auch erforderlich. Das Öffentlich-rechtliche Fernsehen muß über Verschlüsselung wie bei Sky oder Kabel Deutschland von den wirklichen Nutzern bezahlt werden. Dann kann von mir aus der medienaffine Dieter Degowski, der Geiselnehmer von Gladbeck, die Tagesschau moderieren. Eine enthemmte Meute von Fernseh- und Zeitungsjournalisten fuhr seinem Todesauto tagelang hinterher und berichtete vom Matyrium einer Bankangestellten rund um die Uhr life. Gleich und gleich gesellt sich eben gern. Leider sitzt Degowski jetzt eine Strafe ab und die Reporter laufen derzeit noch frei herum.
Beppe Grillo hat gestern wieder ein Beispiel geliefert, wie mit RAI souverän umgegangen werden muß: Der Staatssender hatte über ein Komplott der Mafia mit der sozialdemokratischen Partei nicht berichtet. Die Schlagzeile in Grillos Blog: „La censura di regime della RAI fascista #IoSpengoLaRai“ Nochmal auf Deutsch: „Die Zensur des Regimes von RAI ist faschistisch. RAI ist abzuschalten!“ Das ist eine klare Ansage! Darum lieben die Italiener Beppe.
Problem ist, dass immer noch zu viele Leute mitmachen. Ich habe diesen Monat einen Termin beim Verwaltungsgericht wegen zu zahlender Rundfunkgebuehr. Den werde ich natuerlich verlieren, aber wahrscheinlich tue ich mir ihn trotzdem an, eine Intendantin der Anstalt des Kleinstaates soll dort wohl in Erscheinung treten. Wie diese sich zusammen mit dem Wurmfortsatz der Politik namens Judikative herauswinden wird, mag interessant sein.
Frage ist, was hinterher kommt. Ich habe weder Zeit noch Geld, durch die Instanzen zu gehen. Auf der untersten Stufe Verwaltungsgericht ist das allerdings noch preiswert. Das kann fast jeder tun. Und wenn er das wuerde, waere das System schon lange an Sand im Getriebe gestorben. So muss ich letztlich wohl zahlen, wenn ich nicht potentiell den GV vor der Tuer stehen haben will.
Man muss an die Toepfe, nur das zaehlt. Dazu braucht man auch Wissen. Zu Auflagenhoehen von gedruckten Zeitschriften z.B. :
http://www.ivw.eu/aw/print/qa
Dort gibt es noch mehr Zahlen, auch zu Online’angeboten‘. Bei denen gilt: Nicht auf das Clickbait hereinfallen, Muster erkennen. Z.B. hat die Schwaetzerei von Augstein auf SPON immer folgenden Ablauf:
1) Dummdreisten Artikel schreiben
2) Kommentare oeffnen
3) Die ersten 7-10 Kommentare beginnen wahlweise mit „Danke fuer die klaren Worte“, „Endlich … „, „Sie sprechen mir aus dem Herzen, Herr Augstein“ oder aehnlichem Muell. Seltsamerweise stehen diese Kommentare schon da, bevor ein zufaelliger Besucher der Seiten von SPON ueberhaupt schreiben kann.
4) Die Kritiker kommen und beissen sich ueber die restlichen 150 Kommentare fest.
Mission accomplished, Staatsmeinung prominent (Seite 1 der Kommentare) als Volksmeinung gefaked, ausreichend Klicks fuer die Werber generiert, das Geschaeft kann weiter gehen. Solange die Leute mitspielen, greift man nicht an die finanzielle Wurzel.
Meine Kommentatoren sind mit den Einträgen oft einverstanden. Im Unterschied zu SPON schreibe ich die Kommentare wirklich nicht selbst!
Herr Prabel, das war in keiner Weise auf Sie gemuenzt, obwohl Sie mich auch schon weggeschnitten haben :-), aber das ist alles eine Frage des Masses, ich bin nicht nachtragend wegen einzelner Kleinigkeiten. Ich wollte nur skizzieren, wie das bei den grossen Meinungsmachern funktioniert.
Ich bin kein ausgewiesener Pegida-Fan, aber die eine tatsaechlich fast genial zu nennende Idee war die der Verweigerung jeglicher Kommunikation mit der Mainstreampresse – sehr wesentlich verbunden mit dem expliziten Herausstellen dieses Punktes. War am Ende nicht ganz durchzuhalten, aber das legt die Manipulierer trocken.
In meinem Link oben sieht man sehr schnell bei Auflagenvergleichen ueber die Quartale, wo die Druckerzeugnisse hinsteuern – in die Bedeutungslosigkeit.
Online macht man es anders. Provozierende Empoerungsartikel mit Kommentarsperrungen zum Anlocken der Meute – das ist wie blutiges Fleisch. Gelegentlich wird eine Untermenge der Artikel aufgemacht, noch kurz Staatspropaganda ueber Bezahlschreiber platziert und dann das Rudel eingelassen. Sind unter denen dann zu fundierte Kommentare, wird halt fallweise zensiert oder diffamiert. Am Ende stimmt dann die Reichweitenvorzeige fuer die direkten Investoren. Die sind nicht der einzige Faktor – es gibt auch einen politischen Willen am Erhalt dieser Medien (hinter dem natuerlich wieder – anderes – Geld steht), aber diesen Einfluss kann man mit sichtbarem (s. oben Pegida) Abfallen von diesen Medien begegnen. Das ’sichtbar‘ ist wichtig, sonst laeuft es wie mit den unsichtbaren Nichtwaehlern – die koennen ignoriert werden.
Die Medien-Verweigerung von PEGIDA war die genialste Idee überhaupt.
Sie sollte vor den Wahlen wiederbelebt werden, denn jeglicher wie auch immer gearteter (und mit Sicherheit zu erwartender) Versuch PEGIDA und AfD zu diskreditieren wird mittlerweile vom aufmerksamen Bürger erkannt.
Ein abschließendes Statement von der Spitze und Ruhe bis zu den nächsten Wahlen – die „Etablierten“ laufen Amok und verleiren noch mehr die Beherrschung als jetzt schon.
Michael B., interessante Sichtweise, Ihre Meinung über die Klickmanipulationen bei Augsteins Erbstück. Meine Frage: Gibt es darüber belastbare Aussagen? Ich meine, irgendein entlassener Unbotmäßiger könnte doch so etwas publiziert haben… Klingt aber erst mal schlüssig. Mir stinkt das herumgedrehte Sturmgeschütz in Online schon lange, habe mich aber trotzdem mit Account Ende letzten Jahres als Kommentator angemeldet. Ging aber nicht lange gut, nach zwei Zensoreneingriffen bei harmlosen Beiträgen randalierte ich, indem jeder Beitrag mit deren Zahnschmerzbegriff („Geflüchtete“) belegt wurde. Am zweiten Tag war das „Konto gesperrt“. Ist sicher nicht sehr intelligent, aber was soll ich armes Individuum auch mehr machen.
> Meine Frage: Gibt es darüber belastbare Aussagen? Ich meine, irgendein entlassener Unbotmäßiger könnte doch so etwas publiziert haben…
Das ist nur mein persoenlicher Erfahrungswert. Mir fiel das zuerst auf, als ich einmal einen SPON-Artikel las und als ich fertig war, war ein neuer Artikel sichtbar, der schon etliche Kommentare hatte. Deren Zeitstempel lagen ueber eine Stunde in der Vergangenheit auf einem Zeitpunkt, in dem der neue Artikel ueberhaupt noch nicht sichtbar war.
Ich dachte zuerst, die Zeitstempel der Kommentare hingen vielleicht damit zusammen, dass SPON irgendwelche Server auf den Ostyerinseln stehen haette und habe probeweise kommentiert. Der Zeitpunkt meiner Antwort stimmte dann aber.
Seitdem habe ich darauf geachtet und immer wieder Artikel gesehen, die schon mit Kommentaren erschienen. Dann sind mir mehr Anzeichen aufgefallen. Z.B. die schon erwaehnte Diktion dieser Art Kommentare. Speziell die komplett heuchlerischen Varianten von „Endlich findet jemand klare Worte“ – als ob man nicht schon in Gazillionen Veroeffentlichung der Staatspropaganda mit derselben Schlagrichtung baden koennte. Da muss niemand auf seine Erloesung warten, andersherum wuerde ein Schuh draus.
In dem Zusammenhang uebrigens auch eine besonders nervende Kolumne von SPON:
http://www.spiegel.de/thema/endlich_verstaendlich/
Das ist weniger als BILD-Niveau. Der dumme Leser, dem Spiegel Online in dieser komplexen verwirrenden Welt mit den tiefen Einsichten seines gottgleichen Personals den Weg weist. Unsere Dankbarkeit wird sie ewig verfolgen (und nie erreichen, wie man in der DDR so schoen sagte)
Als erstes danke für die Antwort.
Wie ich schon schrieb: Das klingt sehr schlüssig. Ich habe auch keine Zweifel an der Seriosität Ihrer Beobachtungen.
Eine andere Frage von mir betrifft Ihrem Kampf gegen den „geräteunabhängigen Rundfunkbeitrag“. Haben Sie sich schon vernetzt? Mir sind mittlerweile Dutzende Rebellen, auch in Rudeln, elektronisch-visuell über den Weg gelaufen. Ein Organisator in Dresden ist mir sogar persönlich bekannt. Unabhängig davon wünsche ich Ihnen viel Erfolg, insofern man Chancen für Erfolg erkennen kann. Denn den Auftritt eines Vertreter_innens (oder so ähnlich) der Intendantur erlebt man doch nicht alle Tage bei solch schnöden 08/15-Prozessen.
PS: Jetzt bin ich doch dem Link gefolgt, den Sie angeboten haben. Und was sehe ich? „Leseraktion zur Flüchtlingskrise: Unsere Antworten auf Ihre Fragen“. Das gab mir bei meiner intelligenzreduzierten Randale auf Augsteins Foren den Rest und dann den Anlaß. Sinngemäß ging ich ungefähr so vor: Zur Themenbewältigung reiche es nicht aus, Antworten auf nicht gestellte Fragen zu geben, und dann entsprechend modifiziert ging es zum jeweiligen heimgesuchten Thread. Wenigstens war der aufkeimende Zorn ausreichend gedämpft worden, und SPON hat einen Foristen weniger.
Ich passe seitdem auf, dem Herrn Salonbolschewisten samt Genoss_innenschar meinerseits nicht gar zu viele Klick-Rates zu verschaffen, klappt auch ganz gut…
PPS: Ich hoffe, Herr Prabel kann damit leben, daß wir hier seinen Blog als eine Art von Chat benutzen…
Sehe ich ähnlich
Variante A) Beppe
Variante B) Boykott öffentlicher Medien