Anonymes Mitleid als Religionsersatz
Die Medien bestimmen mit herzzerreißenden Bildern heutzutage was politisch so gemacht wird, auch wenn es der größte Blödsinn ist. So jedenfalls der Eindruck, den man beim Lesen eines Eintrags von Dr. Konrad Kustos gewinnt:
Am Anfang war die Reem. Im Sommer des vergangenen Jahres, als es schon zu viele Flüchtlinge gab, aber die derzeitige Katastrophe nur von zynischen Propheten oder gottlosen Zynikern hätte vorausgesagt werden können, trat das gleichnamige zwölfjährige Flüchtlingsmädchen angesichts einer drohenden rechtmäßigen Abschiebung der Familie medienwirksam im Fernsehen auf und spielte mit ihren Tränen auf der Klaviatur der empfindlichen Seelen eines dekadenten Volkes. Vielleicht hat sie sogar die Bundeskanzlerin auf die schiefe Bahn gebracht, die bei der damaligen Gegenüberstellung für viele angeblich als eine herzlose, emotionslose, empathieunfähige, ja eine geradezu unmenschliche Vertreterin ihrer Zunft rüberkam. Unabhängig von allen sie natürlich sehr wohl parallel beeinflussenden Kräften des Postkapitalismus galt es nun für die Politikerin, dieses Bild eiligst zu widerlegen, indem sie das Kind mit dem Bade ausschüttete.
Die Folgerung aus diesen Vorgängen lautet: Wer weint, hat recht – erst recht, wenn er arm oder ein Kind oder gar ein armes Kind ist. Ihm ist die begehrte Aufmerksamkeit der emotionslüsternen Medien gewiss. Wenn eine Angela Merkel vergisst, dass das Amt einer Bundeskanzlerin mehr Verstand als Gefühl erfordert, steht sie Seite an Seite mit ihrem Wählervolk im demonstrativen Mitleid vereint – so lange, bis das Mitleid versiegt, weil es allen gleich schlecht geht. > Weiter hier.
Der Grund für das Handeln der Medien ist, dass hier Emotionen besser vermittelt werden können…und das spült eine Menge Geld in die privaten und staatlichen Sender. Doch wie immer sind die Gremien der Fernsehbetriebe von der Lobby und der Politik komplett unterlaufen. Solange das so ist, wird es nie unabhängiges Fernsehen geben.