Die gestohlene Kultur
30 bis 40 % % der Deutschen kommen in den zwangsfinanzierten Medien nicht mehr vor. Betroffen sind vor allem der gewerblich-technische Bereich und angrenzende Berufe des Handels und des Verkehrs. Sie waren in Funk und Fernsehen nie besonders stark berücksichtigt, sind jedoch in den letzten beiden Jahrzehnten medial endgültig zu Unpersonen geworden.
In den Musik- und Filmredaktionen der Radiosender und des Fernsehens werden diese sozialen Schichten definitiv nicht mehr bedient. Sie haben schon einen speziellen Geschmack, der nicht jedem Intellektuellen liegt. Wer erinnert sich nicht an die Siebziger und Achtziger? Mike Krüger mit so simplen Gesängen wie „Mein Gott Walter“ und „Auf der Autobahn nachts um halb eins“ oder „Der Nippel“. Die Gebrüder Blattschuß lallten „Kreuzberger Nächte“, selbst die Currywurst bekam ein Lied. Gottlieb Wendehals zog peinliche Polonäsen von Blankenese bis hinter Wuppertal durch die Säle der Sendeanstalten. In ganz Deutschland wurde das nach reichlich Alkoholgenuß völlig enthemmt nachgemacht. Jürgen von der Lippe begrüßte den neuen Tag: „Guten morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da“ und Geier Sturzflug bewarb die Steigerung des Bruttosozialprodukts. Die Spider Murphy Gang hatte die Telefonnummer von Rosi bei “Skandal im Sperrbezirk“. Das letzte doofe Lied war von Wigald Boning und Olli Dittrich: „Mief“. Das war im Mai 1995, ist also gut 20 Jahre her.
„Voll normaaal“ war eine prollige Filmkomödie, die von Bernd Eichinger 1993 produziert wurde. 1997 kam Ballermann 6 in die Kinos und bildete den Endpunkt dieses volkstümlichen Genres. „Alberne Posse mit einigen arg krassen Derbheiten (…) Jeder Ansatz von Satire versinkt im ebenso lustvoll wie selbstgefällig zelebrierten „Prolo-Gehabe“ der Hauptdarsteller“, so das „anspruchsvolle“ „Lexikon des internationalen Films“. Das Klingeln in den Kinokassen überzeugte die elitären Kritiker nicht.
Seitdem gibt es eine teuflische Geheimverschwörung der öffentlichen und privaten Sender diese Art von Volksmusik und das Kino für Volksschüler nicht mehr durchzulassen. Die Popularkultur wurde gestohlen. Es ist nicht ein gewandelter Publikumsgeschmack, dem da Rechnung getragen wird. Wenn „Mief“ ein wirtschaftlicher Flop gewesen wäre, ließe sich das so begründen. Aber das Gegenteil war der Fall. „Ohrenschmalz, Kragenspeck, Mundgeruch und Nageldreck, Achselschweiss im Überfluss, Fettfrisur und Käsefuß. Nimm mich jetzt auch wenn ich stinke denn sonst sag‘ ich Winke Winke und Good bye, denn dort drüben an der Lampe ist auch schon die nächste Schlampe für mich frei“. Das kam damals gut an. Wenn sich der Geschmack der Hörer gewandelt hätte, würden nicht bei jeder Feier die alten CD´s aus den 70ern, 80ern und 90ern rausgekramert und aufgelegt.
Es braucht nicht viel detektivische Fingerfertigkeit, um den Grund für den Boykott der Sendeanstalten herauszufinden. Die Medienonkels und -tanten wollen in jeder Fernseh- und Radiosendung erziehen. Nie darf unter den Lichtgestalten ein Schwuler, ein Ausländer, eine Veganerin und ein Geschlechtsumgewandelter fehlen. Und ein böser Unternehmer, der natürlich männlich und Nazi ist. Das läuft den Medienmonopolisten manchmal freilich aus dem Ruder, wenn ein stolzer Araber die Presse ficken will, Schwule foltern und Fräulein Roth wie einen Golfplatz durchlöchern. Das sind für unsere Integrationsbeauftragten sogenannte Kollateralschäden.
Die „Kanalarbeiter“ fremdeln zunehmend mit den arbeitenden Bevölkerungsschichten, Sie haben sich in ein selbstreferenzierendes Wolkenkuckucksheim aus Medien- und Kulturwissenschaftlern, Sozialklempnern und Weltverbesserern eingeschlossen und kultivieren einen hohen Grad von Intoleranz und Haß gegenüber dem für sie Fremden. Der Fremde ist (noch) nicht der Zugereiste, sondern der einheimische Steuerzahler.
Wer einmal bei PEGIDA, LEGIDA oder AfD in der Nähe der Polizeiabsperrungen gestanden hat, der weiß, wovon ich schreibe. Auf der einen Seite Gymnasiasten, Studenten und Funktionäre, auf der anderen Seite Haupt- und Realschulabsolventen und Berufstätige, die Steuern zahlen. Was sowohl in den Medien wie auch auf den Plätzen ausgetragen wird, ist ein Kulturkampf um die Wahrnehmung.
Die Renaissance der Kultur der arbeitenden Bevölkerung müßte eigentlich ein Ziel des politischen Widerstands gegen das elitäre und abgefahrene Merkelsche Establishment werden. Erste Ansätze gibt es: PEGIDA hat seit dem ersten Geburtstag eine Hymne des anonymen Komponisten und Björn Höcke läßt in Erfurt „Wir sind wir“ abspielen. Das Goethe-Institut nutzt das Video „Wir sind wir“ übrigens als Unterrichtsmaterial für das Niveau untere Mittelstufe. Das paßt.
Erforderlich ist mehr: eine permanente Unterwanderung des ganzen Kulturbetriebs mit alternativen Inhalten, mit Musik, Videos und anderen populären Kunstprodukten, wie sie täglich in Facebook-Gruppen schon rumgeschickt werden. Die neue Zeit der direkten Demokratie und der Selbstbestimmung des Volks muß sich im Internet und auf dem Handydisplay abbilden. Die Möglichkeiten der politischen Rede sind auf dem Dresdener Theaterplatz oder vor dem Thüringer Landtag nahezu ausgeschöpft. Nur des Geistes Kraft allein schneidet eben nicht in die Seele ein, was der Dichter Wilhelm Busch schon 1876 wußte. Musik und die vielen Handylämpchen bringen erst die Stimmung wie Weihnachten.
Wozu gibt es YouTube, Facebook und Dailymotion? Die aufgehende Sonne der Kulturrevolution muß täglich scheinen.
hallo herr prabel, fantaistischer blog! es gibt halt einige wenige blogger, die man suchen muss. deshalb wäre es sinnvoll, einen button zu implementieren, damit die beiträge in den sozialen medien geteilt werden können, zb bei facebook. sie nutzen wordpress, da geht sowas problemlos.
teilen und gegenöffentlichkeit erzeugen ist wichtig!
mfg jens becker
dresden
Vorschlag:
Rückkehr zur Urform der antiken Demokratie:
Wahlrecht haben nur die, die Steuern zahlen.
Gut, steuerzahlende Frauen sollten heutzutage selbstverständlich dabeisein.
Effekt:
keine Wahlgeschenke mehr für Sozialkostentreiber.
R2G in Thüringen strebt das Wahlrecht ab 16 an. Warum wohl?
Deckt sich mit meinen Beobachtungen, aber als Handwerker habe ich die Bitte statt Sozialklempner doch lieber den Begriff Sozialmurkser zu verwenden. Sonst beleidigt man unbeabsichtigt und unverdient das ehrbare Klempnerhandwerk (nein ich bin kein Klempner;-)). Ansonsten wie immer top.
Mal abgesehen von den richtig beschriebenen „Verlusten“ an Volkes rustikaler Stimme in der mainstreamigen deutschen „Pop“musik ist generell festzustellen, dass sich auch im Musikalischen seit nunmehr fast 30 Jahren der untertänig-depressive und politisch korrekte Betroffenheitszeitgeist widerspiegelt. „Ich will Spaß“ der NDW als Lebensgefühl wurde verdrängt von depressivem kopflastigem und pseudointellektuellen Gedudel zumindest was deren permanente Präsenz in den gewöhnlichen Radiostationen angeht. „Applaus, Applaus“ in einem fröhlichen Moll vorgetragen, weinerlich 100000 Mails checken – wo bleibt da die Kraft und die Leichtigkeit der Musik. Die männliche Weichei-Generation scheint das deutsche Popmusikbild zu dominieren. Und die Frauen und Mädels stehen mit verklärtem Blick im Publikum und treudoofe Männlein an deren Seite apportieren brav.
Gottseidank gibt es auch in der deutschen Musikszene nicht nur BILD und FAZ und SPON, sondern auch sowas wie Prabels Blog oder Achgut man muß nur suchen.
Das haben Sie gut beobachtet. Wer mit Punk und New Wave aufgewachsen ist, fasst sich an den Kopf ob der Weinerlichkeit aktueller deutscher Musikproduktion. DAF, Palais Schaumburg, Ideal? Scheinen heute undenkbar zu sein…