Islamischer Staat und das Geld der Freiheit
Die Goldfans sind in der Regel Anhänger der sogenannten „Österreichischen Schule“ der Ökonomie. Nach deren Lehre kommt es bei einer zu expansiven Papiergeldpolitik zu krisenhaften Verwerfungen des Verhältnisses zwischen Konsum und Investitionen. Die damit verbundenen Handelsbilanzen würden bei einem Goldstandard durch Goldflüsse liquidiert, verbunden mit einer Kreditkorrektur über die Geldmenge, bis das gleichgewichtige Verhältnis zwischen Konsum und Investitionen wieder hergestellt sei. Ohne einen Goldstandard oder eine andere Art der Deckung der Geldmenge hätten solche Ungleichgewichte zwischen Konsum und Investitionen wie auch eine unausgeglichene Handelsbilanz dauerhaften Bestand.
Die Weltwirtschaftskrise um 1930 und die derzeitige Finanzkrise werden als Beweis für diese Thesen angeführt. Die Anhänger der Österreichischen Schule sind gut organisiert. Es gibt in Deutschland mehrere große Informations- und Agitationsportale wie Hartgeld, Goldseiten und MMNews. Zudem hat die Österreichische Schule als wissenschaftlicher Arm der Goldfreunde viele organisatorische und mediale Plattformen. Da ist zum Beispiel der libertäre Vorkämpfer André Lichtschlag mit seiner Debattenzeitung „Eigentümlich Frei“. Es gibt die Hayek-Gesellschaft, die Partei der Vernunft, das Ludwig-von-Mises-Institut Deutschland, den Blog von Martin Schweiger und Freitum. Viele Zentralbanken der Welt sind nicht nur dem Bekenntnis nach, sondern auch faktisch goldfreundlich und kaufen seit Jahren zu. Sogar die Alternative für Deutschland betreibt einen Goldshop.
Nun kommt der Islamische Staat (IS) aus dem nahöstlichen Zweistromland zu den „Österreichern“ dazu. Dabei ist der IS doch nicht libertär, sondern argumentiert und handelt eher fundamentalistisch nach den archaischen Rezepten des Religionsstifters. Schwule werden deshalb aus moralischen Gründen von Hochhäusern geworfen, Ungläubige geköpft usw. Ganz unabhängig davon, ob sie dem teuflischen und unsoliden Papiergeldsystem anhängen oder nicht.
Der Islamische Staat hatte bereits im November 2014 angekündigt, daß demnächst der Gold- und Silber-Dinar und Silber als Zahlungsmittel eingeführt würden. Die streng gläubigen Moslems begründeten das mit der Befreiung ihrer Glaubensbrüder aus dem aktuellen „satanischen Weltwirtschaftssystem“.
Die WELT berichtete kürzlich darüber: Schon bald, so heißt es, werde die neue Währung in Umlauf kommen und den „korrupten internationalen Finanzmarkt“ auf den Kopf stellen. Aber nicht nur das: Der Dinar werde der Menschheit ewige Gerechtigkeit bescheren. Denn er sei das Zahlungsmittel aus der Zeit des Propheten Mohammed und damals, vor 1.400 Jahren, so argumentieren die Frommen, habe es die perfekte Gesellschaft gegeben. Mit der Erlaubnis Allahs werde sich das nun wiederholen.
Der vom islamischen Staat festgestellte Wechselkurs für den Gold-Dinar beträgt 139 Dollar und ein Silber-Dirham kostet einen Dollar, berichtete die Internetseite Terror Monitor. Das ist freilich inkonsequent. Die Konvertierbarkeit von Mohammeds Goldtalern mit einer teuflischen Papierwährung ist schon etwas anrüchig. Aber bei Pro Aurum, Westgold und allen anderen Goldshops in Deutschland werden Goldmünzen ja auch mit zukünftig wertlosem und derzeit schon schmutzigem Papiergeld bezahlt.
Natürlich folgt der Islamische Staat einem legitimen Bedürfnis, wenn er eine Währung einführt, die nicht von einer Zentralbank und betrügerischen Politikern manipuliert werden kann, eine Währung. die alleine dem Markt und damit dem Tun der mündigen Bürger gehorcht.
Die Idee einer Wiedereinführung der Goldwährung als moslemisches Anliegen stammte vom spanischen Konvertiten Umar Ibrahim Vadillo, dem Gründer der Murabitun-Sekte, zu deutsch Turmwächter, der auch in Freiburg im Breisgau zahlreiche Anhänger gewann. Die ersten Medaillen wurden 1993 geprägt und an Mitglieder der Organisation verkauft. Seit 1997 gibt es den e-Dinar, für den Handel im Internet.
In der königlichen Münzprägeanstalt von Malaysia werden seit 2003 „Islamic Gold Dinar“ gefertigt. „Das ist“, sagte der Direktor der Prägeanstalt, Dato Megat Mohamed Abdul Wah, voller Stolz, „meiner Meinung nach eine Verpflichtung für uns, damit wir den Gold-Dinar der gesamten muslimischen Weltgemeinschaft zur Verfügung stellen können.“
Die praktische Umsetzung war seitdem noch nicht vorangeschritten, weil im praktischen Zahlungsverkehr schlechtes Geld gutes Gold in der Regel verdrängt. Die wissenschaftliche Fundierung dieses Sachverhalts erfolgte durch den Engländer Sir Thomas Gresham (1519–1579), der Königin Elisabeth I. in Geldsachen beriet. Die Funktionsweise des Greshamschen Gesetzes zeigt sich, wenn zwischen zwei Geldarten gesetzlich eine Parität fixiert wird oder noch ausgeprägter, wenn neben vollwertigem Metallgeld auch Papiergeld mit Zwangskurs umläuft. Die Leute horten das Gold, dem sie vertrauen zu Hause und zahlen weiter mit fragilen Papierschnitzeln, die sie vorsichtshalber loswerden wollen, bevor es in den Balken des Finanzsystems knackt. Das Greshamsche Gesetz gilt immer dann, wenn der Schuldner oder Käufer überhaupt eine Wahl treffen kann, ob er mit Gold- oder Papiergeld eine offene Forderung begleichen oder eine gekaufte Ware bezahlen kann.
Wenn die frommen Moslems zum Beispiel die Verwendung von Papiergeld mit drastischen Strafen hinterlegen würden (wozu sie neigen), wenn also ein faktischer Zwang bestände, nur Goldgeld anzunehmen, könnte der Golddinar sich im Zahlungsverkehr durchsetzen. Sie könnten zum Beispiel Papiergeldverwender in Käfige sperren und verbrennen oder mit dem Schwert köpfen oder kreuzigen oder steinigen oder alles nacheinander.
Wir leben in einer verrückten Welt. Ausgerechnet die Moslems werben mit Gold, dem Geld der Freiheit für ihr islamisches Projekt, welches uns ansonsten diktatorisch und barbarisch vorkommt. Und unsere Freiheitsstatuen Angela Merkel und Barack Obama halten verbissen und unbelehrbar am diktatorischen und betrügerischen zentralistischen Zwangsgeld aus bunt bedrucktem Papier fest.
Die westlichen Anführer der „Demokraten“ zeigen damit daß sie keine sind. Man kann nicht oft genug daran erinnern, daß in Deutschland das Goldgeld zwischen 1909 und 1914 abgeschafft wurde, um den Ersten Weltkrieg überhaupt über einen längeren Zeitraum führen zu können. Dann wurde das Papiergeld beibehalten, um 1923 einen betrügerischen Staatsbankrott auf Kosten der Bürger hinzulegen und anschließend den zweiten Weltkrieg vorzubereiten. Die westlichen Staaten haben sich an die Droge des Fiat Money gewöhnt und verzichten auf eine der Demokratie angemessene freie Währung. Die überlassen sie nun kampflos ihren moslemischen Gegnern. Die machen nun wirklich wirksame Werbung damit.
Allerdings muß der Islamische Staat noch zeigen, ob er seine Versprechen einhält, oder ob er auch ein Papiertiger mit Papiergeld bleibt. Findet die nächste wissenschaftliche Tagung der „Österreichischen Schule“ in Rakka, der Metropole des Islamischen Staats statt? Wahrscheinlich nicht, denn die Gefahr ist zu groß, dort geköpft zu werden.
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