Das Bundeswehrdesaster von Kundus
Krieg ist heutzutage eine teure Lust. Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr in Kundus begann unter Rotgrün Anfang 2002 und verschlang bis Oktober 2013 in 140 Monaten 36 Mrd. €. Die Truppenstärke wurde mit 5.300 Mann angegeben. Pro Mann und Monat waren das 50.700 €. Die Kosten eines Bundeswehrsoldaten in Friedenszeiten betragen etwa 15.250 $ pro Soldat und Monat. Die Einsatzkosten in Übersee betragen pro Mann also etwa das 4- bis 5-fache der Friedenskosten. Waren diese Kosten und 54 tote Soldaten gerechtfertigt?
Kundus ist vor kurzem von den mit Gut und Blut eifernden Stammeskriegern (eine Formulierung aus dem Koran) überrannt worden. Helena Malikyar ist eine afghanische Politologin und Historikerin, deren Beitrag zum Fall von Kundus auf Al Jazeera veröffentlicht wurde. Ich habe übersetzt und etwas gekürzt, wo es dem Verständnis nicht schadet.
Kundus hieß früher Drapsaka und war der Ort, von dem Alexander der Große seine militärische Kampagne in Zentralasien 329 v. Chr. begann. Heute ist Kundus Synonym für alles, was im Afghanistan-Krieg schief gegangen ist.
Die Welt tat überrascht, als die Taliban die Stadt Kundus am 27. September stürmten. Die Aufständischen erschienen nicht plötzlich vor den Toren der Stadt Kundus. In mindestens neun Jahren – und unter der Beobachtung der US- und internationaler (Anm: deutscher) Sicherheitskräfte – infiltrierten sie die Provinz Dorf für Dorf und Stadtteil für Stadtteil.
Dennoch war es nicht das Ergebnis strategischer Fähigkeiten, die den Taliban in Kundus einen leichten Sieg bescherten. Vielmehr war es eine lange Reihe von Fehlern der afghanischen Regierung und der internationalen Streitkräfte, die das Ereignis möglich machten. Was auch immer die Ursache war, der harte Vorwurf des laienhaften Umgangs mit ethnischen Momenten ist im Raum. In der Realität waren Kundus und die anderen nördlichen Provinzen Opfer der Kabuler Zwangsvorstellung, ihren Einfluss zu erhöhen und lokale Stammesführer zu verprellen.
Dieses Spiel begann Mitte der 1980er Jahre, als die pakistanische Regierung die Hilfsgelder der US-Hilfe für die afghanischen Mudschaheddin verteilte. Paschtunen und Tadschiken wurden gegeneinander aufgebracht. Ethnische Rivalitäten haben bereits im Vorkriegs-Afghanistan existiert, wie in vielen multiethnischen Entwicklungsländern. Aber die 1960er und 1970er Jahren hatte die Weichen für gerechtere Zustände gestellt (Anm: die letzten Jahre vor der russischen Invasion).
Die islamistischen Parteien, die später in Dschihad-Organisationen verwandelt wurden, wurden in den 1960er Jahren aus allen ethnischen Gruppen gebildet und nach der pan-islamischen Ideologie der ägyptischen Muslimbrüder modelliert. Unter ihnen waren Jamiat-e-Islami von Burhanuddin Rabbani und Hizb-e-Islami von Gulbuddin Hekmatyar. Während des Befreiungskriegs und vor allem nach dem Sieg im Jahr 1992 begann untereinander der rohe Kampf um die Vorherrschaft und die Kontrolle der Ressourcen.
In Kundus ging die Leitung des Gemeinwesens von der traditionellen Elite auf ausländisch finanzierte Kommandeure über, die bewaffnete Milizen führten. Aber Krieger-Mentalität und der Mangel an Regierungswissen der neuen Elite machten allein die Kontrolle von Ressourcen und den Ausbau ihres Einflusses zum Ziel. Kundus ist eine der wirklich multiethnischen afghanischen Provinzen, mit den Paschtunen als größte Gruppe, gefolgt von Usbeken, Tadschiken und Hazara sowie einer Anzahl von anderen Völkern.
Vor dem sowjetischen Überfall waren eine Reihe von Paschtunen als Landbesitzer an der Spitze der provinziellen Machtstruktur. Kundus gedieh durch das Aufblühen der Agrarindustrie, und die einflussreichsten Familien der anderen ethnischen Gruppen profitierten auch von dem Wohlstand.
Nach dem Mudschaheddin-Sieg über die Russen in den 90er Jahren wetteiferten lokale Kommandeure von dschihadistischen Gruppen um die Kontrolle über die Provinz. Das war ein Spiegelbild der Machtkämpfe um den „Thron von Kabul“ hauptsächlich zwischen den Warlords Hekmatyar und Rabbani. Dessen überwiegend tadschikische Kommandeure erreichten eine leichte Übermacht.
Viele lokale Kommandeure standen 2001 nach der Niederlage der Taliban auf der Matte und wollten ihren Lohn. Die Jamiat-Kommandeure und Unterkommandeure fühlten sich berechtigt, den Löwenanteil der Macht zu erlangen, da sie während dem US-Feldzug 2001 gegen die Taliban und Al-Qaida als Bodentruppen gedient hatten. Paschtunen in der Provinz fühlte sich ins Abseits gedrängt und sahen sie als tadschikische Machthaber, die Rache für die Gräueltaten nahmen, die die Taliban begangen hatten.
Land wurde ein weiterer Streitpunkt. Als die Flüchtlinge aus dem Exil zurückkehrten, fanden sie ihr Eigentum durch Kommandeure und ihre Kumpanen beschlagnahmt. Mehrere ehemalige Taliban-Unterkommandeure, die nicht mehr Teil der aufständischen Gruppe waren, versuchten die Unterstützung der internationalen Akteure zu erlangen, vor allem des deutschen Militärs, um sich Land und Verträge für Entwicklungsprojekte zu sichern. Diese Bitten wurden zu Gunsten der mächtigeren Milizkommandeure abgelehnt.
Mit dem Wiedererstarken der Taliban, die von einigen verärgerten Einheimischen unterstützt wurden, legten die USA und die afghanische Regierung 2009 ein Programm zur Einbeziehung lokaler Milizen in die nationalen afghanischen Sicherheitskräfte auf. Das Programm legalisierte bestehende Milizen, deren Loyalität bei ihren lokalen Kommandeuren war.
Der Großteil der begehrten 1125 Sicherheitsjobs für Kundus ging an die Jamiat- Kommandeure, die nicht mehr waren als Schläger und in Rauschgift- und Waffenhandel verstrickt. Mehrere nationale und internationale Organisationen haben Tötungen, Folter, Schläge, Plünderungen, Entführungen und Vergewaltigungen durch die Milizen vor allem in den nördlichen Provinzen dokumentiert.
Vor dem Angriff auf Kundus gab es zwischen dem von Kabul ernannten Gouverneur und den Milizkommandeuren heftigen Krach. Ironischerweise waren es die Sicherheitskräfte der Regierung, die aus Kundus flohen, als die Taliban-Angriffe im vergangenen Monat begannen.
Die Autorin beendet ihren Beitrag mit dem frommen Wunsch, daß Afghanistan nie wieder als Sprungbrett für inländische oder ausländische Gier dienen wird.
Das Desaster in Kundus hat sich seit 2002 dreizehn Jahre unter den Augen der außenpolitisch extrem unbegabten Bundeskanzler Schröder und Dr. Merkel zugetragen. Die Bundeswehr hat die Felder der Rauschgiftbarone bewacht und wechselnden Warlords Brunnen gebaut. Unsere Qualitätspresse hat vom Kriegsschauplatz dreizehn Jahre lang nur gequirlte Grütze berichtet. Das deutsche Volk wurde über Kosten und Nutzen der Aktion nicht informiert. Kriegsminister Struck (SPD) laberte wolkiges Zeugs, daß Deutschland am Hindukusch verteidigt werde. Das wars.
Unsere Lügenpresse berichtet dieser Tage, daß eine Million Afghanen auf dem Weg nach Deutschland seien. Das ist schon deshalb Unsinn, weil der Afghane eine Hunderasse ist. Die Menschen in Afghanistan sind Paschtunen, Belutschen, Hasareh, Usbeken, Tadschiken und viele andere. Sie sind extrem miteinander verstritten, weil in den letzten 35 Jahren alle öffentlichen Strukturen zehnmal durcheinandergewirbelt wurden. Ein Teil sind Sunniten, ein anderer Schiiten, es gibt iranische und Turkvölker mit ganz unterschiedlichen Sprachen. Bei den Buruschasken, einem isolierten Bergvolk sprechen Männer und Frauen unterschiedliche Sprachen. Stammesfehden, Blutrache und Raubzüge prägen das Leben. So beschreibt die „Völkerkunde für Jedermann“ aus dem Jahre 1966, also noch zu „Friedenszeiten“, die Folklore in Afghanistan.
Den westdeutschen Großstädten und Berlin darf man viel Spaß mit den Fachkräften wünschen. Sorry, ich hätte das nicht so verletzend geschrieben. Aber es waren ja die Lügenpresse und das zwangsfinanzierte Staatsfernsehen, die höchste Erwartungen an die Qualifikation der Zuwanderer geweckt haben. Wir haben wenig Hoffnung, daß die Ausländerbehörden und Sozialämter im Umgang mit den divergierenden Stammesinteressen ein besseres Händchen haben, als die Bundeswehr in Kundus.
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