Varianten der Rassentrennung
Thüringens Ministerpräsident Ramelow hatte nach den religiösen Unruhen in Suhl für eine nach Ethnien getrennte Unterbringung der Asylbewerber plädiert. Nur so ließen sich Gewaltausbrüche wie in Suhl vermeiden, sagte Ramelow dem Radiosender MDR Info.
Thüringen hat beispielsweise das Lager in Lobenstein nur für Eritreer reserviert, berichtete die WELT. Aber Eritreer gibt es nicht, genauso wie man Belgier oder Marokkaner vergeblich suchen wird. Kameruner gibt es nur beim Bäcker. Eritrea ist ein Staat in Nordostafrika, der am Roten Meer liegt. Er wird von christlichen Tigrai und moslemischen Tigre und Saho bewohnt. Nun ist es schon in Europa, noch viel mehr aber in Afrika üblich, sich über den Stamm oder das Volk zu definieren. Das ist unseren ungebildeten Politikern offensichtlich entgangen. Wenn man also „Eritreer“ in Lobenstein unterbringt, kann es trotzdem zu Konflikten kommen, zum Beispiel durch das Rausreißen einer Seite aus dem Koran und den dadurch entstehenden Heiligen Krieg.
Die Lage ist also komplexer, als sie scheint. Eine ethnische Absonderung bringt nichts, wenn die Völker und Stämme nicht richtig identifiziert werden können, was bei fehlenden Personaldokumenten eine Sisyphos-Aufgabe ist. Auch religiöse Trennung wäre sehr aufwändig, weil die Moslems in viele untereinander tödlich verfeindete Richtungen zersplittert sind. Schiiten, Sunniten, Drusen und Alewiten sind nur die geläufigsten. Die Sunniten zerfallen noch einmal in vier verschiedene Rechtsschulen.
Und dann ist die Volkszugehörigkeit noch durch verschiedene Religionen überlagert. Es gibt schiitische und sunnitische Kurden. Obwohl die meisten Kurden genauso wie die Türken Sunniten sind, können sich Türken und Kurden nicht ausstehen. Man müßte also sehr kleinteilig unter Berücksichtigung von Religion und Volkszugehörigkeit trennen, um Streitigkeiten zu vermeiden.
Nach erfolgreicher Separierung in Aufnahmelagern kommt unweigerlich der Tag, wo die Asylanten aus der Erstaufnahme ausziehen. Und dann fangen dieselben Probleme im ganzen Land an. Es gibt zwei Staaten, die als Vorbild der Trennung von verfeindeten Religionsgruppen dienen können. Sowohl in Bosnien-Herzegowina wie auch im Libanon gibt es religiöse Kantone.
In Bosnien-Herzegowina haben die orthodoxen Serben eine eigene Teilrepublik, die miteinander verbündeten moslemischen Bosnier und katholischen Kroaten eine andere. Letztlich haben auch Moslems und Katholiken eigene Wohngebiete. Inzwischen ist es möglich, die jeweils andere Teilrepublik zu betreten, ohne im Sarg zurückzukehren. Ermöglicht wird das durch europäische Tributzahlungen an die Konfliktparteien, die an das Wohlverhalten der Religionskrieger gebunden sind.
Der Libanon ist noch kleinteiliger strukturiert. Es gibt Gebiete für Schiiten, christliche Maroniten, Orthodoxe und Katholiken, Sunniten und Drusen. Insgesamt 18 anerkannte Religionsgemeinschaften verwalten sich weitgehend autonom mit abweichenden Rechtssystemen insbesondere was das Familien- und Erbrecht betrifft. Viele soziale Leistungen sind nur über die Parteien zugänglich, die von den Religionsgemeinschaften gestellt werden. Die Funktionen des Staats sind deutlich eingeschränkt, was allerdings zur Folge hatte, daß der seit 1990 erfolgte Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg erfolgreich und rasch zustande kam. Seit 2014 hat der Libanon kein Staatsoberhaupt – ein Störfaktor weniger.
Der Pferdefuß: Sowohl im Libanon als auch in Bosnien ist die Kantonisierung das Ergebnis blutiger Bürgerkriege.
Nun wird uns immer der Schmelztigel Amerika als Beispiel erfolgreicher Integration und von Harmonie vorgehalten. Das war auch einmal so, und zwar solange es keine sozialpolitischen Programme gab. In den letzten Jahren wird die Trennung der Ethnien immer virulenter. Kürzlich wurde die Pleite der Autobauerstadt Detroit in den Medien berichtet. Diese Pleite ist mit dem Wegzug der weißen Bevölkerung eng verbunden und ausgelöst. Detroit ist heute mit einem Bevölkerungsanteil von 83 % eine afroamerikanische Stadt mit einer unübersehbaren Mißwirtschaft. Insbesondere ein aufgeblähter öffentlicher Dienst führte in den Ruin. Von Detroit eingeschlossen ist die Stadt Hamtramck, die wiederum nicht von Afrikanern, sondern von Arabern und Polen bewohnt wird. Östlich von Detroit liegt die Stadt Livonia, in der Afroamerikaner 0,95 % der Einwohner ausmachen, und wo man Araber vergeblich sucht. Ebenfalls östlich befindet sich die Stadt Dearborn Heights mit 2,1 % Afroamerikanern. Dieses Beispiel aus Michigan zeigt die zunehmende Desintegration Amerikas.
Auch die Schweiz mit ihren vier Völkern und mehreren Religionsgemeinschaften war immer ein gutes Exempel einer dezentral verwalteten friedlichen Gemeinschaft. Damit ist es nun auch vorbei. Vor wenigen Tagen kam es zu einem äußerst brutalen Vorfall in Bern, wo Türken und Kurden sich in die Haare geraten waren. Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause antwortete auf Fragen der Basler Zeitung:
Was machte den Einsatz für die Polizei besonders schwierig? Die Polizei konnte die beiden Gruppierungen nur schlecht voneinander unterscheiden. Weiter gab es auf kurdischer Seite Leute aus linksautonomen Kreisen, die mitgelaufen sind.
Wie beurteilen Sie die Gewaltbereitschaft der Demonstranten? Das Ganze ist für mich schockierend. Es sind keinerlei Hemmschwellen mehr erkennbar. Ich verurteile außerdem, dass man einen Konflikt, der ein türkisch – kurdischer Konflikt ist, ins Gastland bringt, um ihn mit Gewalt auszutragen.
Vor dem Hintergrund dieser Fakten scheint Ministerpräsident Ramelow die Dinge in Thüringen nicht zu Ende gedacht haben. Damit befindet er sich in schlechter Gesellschaft: Eine Anekdote beleuchtet die Lösungskompetenz von Politikern:
Ein Chirurg, der liebe Gott und ein Politiker unterhalten sich, wer dem ältesten Beruf nachgeht. Der Chirurg; “Eva wurde aus der Rippe von Adam geschaffen. Chirurgen haben den ältesten Beruf.“ Der liebe Gott schmunzelt und meint: „Es gab zunächst nur das Chaos. Erst ich habe Ordnung gebracht und Adam geschaffen.“ Der Politiker: „Aber was glaubst du denn, wer das Chaos angerichtet hat?“
Historisch betrachtet beruhen alle derzeitigen kriegerischen Konflikte auf dem Balkan, in Nahost, Nordafrika, Moldavien als auch z.B. in der Westukraine auf rigorosen politisch motivierten bzw. willkürlichen Grenzziehungen seit dem Beginn des 20.Jahrhunderts.
Der Zerfall und die Neuordung des osmanischen Reiches, Neuaufteilung Osteuropas nach dem 1. Weltkrieg, Schaffung vorher nie existenter Staaten (Irak, Lybien, etc.) durch Frankreich und Grossbritanien (mit dem Lineal gezogene Grenzen), die Verschiebung der Ostgrenzen Polens und Rumäniens nach WK II nahmen durch die Bank KEINE Rücksicht auf ethnisch und religiös gewachsene Bevölkerungsstrukturen.
Der jetzt immer mal wieder auftauchende Vergleich der jetzigen politischen Situation mit 1914 ist keine Spinnerei.
Der einzig rein politisch hinzugekommene Aspekt ist die strategische Verhinderung eines Bündnisses zwischen Deutschland und Russland durch die USA seit ca. 100 Jahren. Denn ein solches Bündnis wäre das einzige welches die Amis politisch und ökonomisch fürchten müssten.
Betrachtet man die jüngere Geschichte auch unter diesem (natürlich nur in elitären Kreisen besprochenen) Aspekten, fällt manche Erklärung leichter. Irgendwo muss ja z.B. die deutsche Ar….hkriecherei für die Amis ihre Ursachen haben.
Hallo Cindy,
irgendwie mußten Sie Ihren Antiamerikanismus noch in Ihrer Antwort unterbringen, gell? Geht nicht ohne, was? Ist aber völlig unproduktiv und hilft bei der Lösung der Problematik nicht im geringsten weiter. Außerdem haben wir Wessis den Amerikanern viel zu verdanken. Schließlich haben sie im 20. Jahrhundert zweimal die Europäer davon abgehalten sich gegenseitig zu zerfleischen. Und wie uns ein Bündnis mit Rußland, in dem bis heute noch die Verhältnisse vom Ende des 19. Jahrhunderts herrschen, helfen soll ist mir nicht ersichtlich. Aber vielen Deutschen musste die Demokratie ja auch erst durch andere beigebracht werden. Und wenn ich mich heutzutage so umschaue auch nur mit mäßigem Erfolg.
Danke, Eloman,
dass Sie durchblicken lassen Anderen Demokratie beibringen zu wollen. Sie gehören also nicht nur zu den Guten, sondern zu den ganz besonders Guten.
Es ist dem Westen Deutschlands einmal gelungen, sämtliche Bräsigkeiten und eigene politisch wie soziale Fehler völlig unbehelligt trotz geschichtlich einschneidender Ereignisse ‚hinüber‘ zu retten – nämlich in ein vereintes Deutschland. Was man besonders gern glaubt, weil ja nur die „Wessis“ (Zitat Ende) den Soli bezahlen. Wahrscheinlich gehört auch das zu Ihren und Ihresgleichen demokratischen Botschaften.
Bei der Griechenland-oder EU-Krise wird es von den guten Deutschen auch tapfer versucht völlig glatt und unrasiert davonzukommen. Im Gegensatz zur Einheit D’s darf man das jedoch getrost bezweifeln.
Ganz und gar scheitern wird das Vorhaben aber an der jetzigen Situation. Die hemaligen Ostblockstaaten sind nicht ‚unsolidarisch‘, die lassen sich und ihre Völker jedoch nicht für dumm verkaufen. Die Einhaltung europäischen als auch Völkerrechts wird da schnell einmal als ‚unsolidarisch‘ abgekanzelt.
Wissen Sie Eloman, der gerade im Westen des Landes (noch) vorhandene Wohlstand macht blind für’s Wesentliche. Bevor es dort nicht der Letzte im eigenen Portomonaie verspürt regiert nach wie vor der politische und nachbarschaftliche Hochmut.
Es ist für mich eigentlich unglaublich, dass heutzutage noch solch arrogante weltfremde Auffassungen wie die Ihre existieren.
Die Welt ist schon mehrfach am deutschen Wesen genesen. Nochmal passiert das mit Sicherheit nicht.
Lauter Antworten auf nicht gestellte Fragen!
Den Kommentaren von Cindy aus WE, kann ich nur zustimmen.
Passend zum Thema und auf den Punkt:
„Unsere ausgeprägte „Simplophobie“ entfaltet zurzeit einen regelrechten Hass, allen voran auf die vermeintlich dämlichen Ossis ohne Bätschella-Studium ……… Ossis ticken anders, denn ihre Vita hat sie zu oft gelehrt, wohin ein Verliebt-Sein in abstrakte Theorien führt. Genau deshalb ist der Dunkeldeutsche grad so gefürchtet in der Politik, wenn die Kaiser aus Berlin ihre neuen Kleider präsentieren. Ossis sehen das Offensichtliche, bevorzugen das Einfache – das sag’ ich jetzt einfach mal so. Der Ossi denkt: „Da ziehen auf einen Schlag 1.500 Flüchtlinge in eine 600-Seelen-Gemeinde? Das gibt Probleme!“
Dann sagen die Schwätzer und Schweiger aus dem West-Fernsehen: „Wer so denkt, ist Pack! Alle einsperren!“ Das lassen die Ossis nicht auf sich sitzen, werden wütend, machen Krawall und verbünden sich mit den zweifellos Falschen. Und am Ende sieht Thomas in den Tagesthemen rot: „Guckt mal, die Ossis, wir haben’s doch gleich gesagt!“
Fazit: „Einfach“ ist nicht automatisch „falsch“, mindestens darauf sollten wir uns alle einigen!“ (Ludger Kusenberg)
Und nach dieser zweifellos hochpeotischen Polemik noch ein paar Fakten für den Demokratielehrer als Gruß vom ‚AntiAmerikanisten“:
Hauptziel der USA war es, sicherzustellen, dass es nicht zu einem Deutsch-Russischen Bündnis kommt.
Das hat in erstaunlicher Klarheit George Friedman, Gründer und Vorsitzender der mächtigen Denkfabrik Stratfor in einer Pressekonferenz erklärt. In Bezug auf Deutschland sagte er dort, dass das maßgebliche Interesse der Vereinigten Staaten im letzten Jahrhundert war, dass es nicht zu einem Bündnis zwischen Deutschland und Russland kommt, weil beide zusammen die einzige Macht wären, die die USA ernsthaft bedrohen könnte. “
Sie finden das passende Video bei youtube dazu – sogar mit deutscher Simultanübersetzung.
Wer es nicht ganz so simpel mag, dem empfehle ich die ausgezeichnete Analyse „Wider den Euro-Jakobinismus“ in der NeuenZürcherZeitung von
Oliver Jens Schmitt (Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften). Er schreibt u.a.:
„….Bei der Debatte um Flüchtlinge geht es also auch um das historisch-kulturelle Selbstverständnis Europas. Und hier zeigen sich nicht zum ersten Mal Risse zwischen «West» und «Ost». Deutlich wurden ähnlich fundamentale, westlich mit produzierte Gegensätze bereits bei der Diskussion um europäische Erinnerungskultur , insbesondere um die Einschätzung der sowjetischen Herrschaft und die Gewalterfahrung durch kommunistische Diktaturen. Damals schon waren Teile der deutschen Eliten kaum auch nur irgend bereit, ihr historisches Selbstverständnis gegenüber anderen Erfahrungen zu öffnen, und nicht selten schlugen sie gegebenenfalls herablassende Töne an, wenn aus Ostmitteleuropa alternative Deutungen zu dem in Deutschland Üblichen vorgeschlagen wurden……Diese Kritik an den «Osteuropäern» entspringt starken Gefühlen der Erbitterung. Der Umgang mit der Flüchtlingskrise bildet dabei nur einen Auslöser. Im Grunde geht es darum, wie mitteleuropäische Eliten mit Tendenzen in Europa umgehen, die das hiesige Mainstream-Modell von Gesellschafts- und Kulturpolitik ablehnen oder nicht mechanisch übernehmen wollen. Auffallend ist dabei, dass sich der deutsche Medienzorn eher gegen Osten als etwa gegen Staaten im Norden ( Dänemark ) oder Westen richtet, die sich ebenfalls der Alternativlosigkeit deutscher Politikgestaltung verweigern……“