Die Türkei als Drehbuchautor und Regisseur
PEGIDA warnt vor Bürgerkriegen, die importiert werden. Völlig ohne Substanz, diese Horrorszenarien, behaupten die Systemmedien und die hochbezahlten Gutachter der Rechts-Wissenschaften. Die Bürgerkriege sind im Nahen Osten jedoch schon längst Realität. Sie entstehen dort aus nationalen Rivalitäten, dem Zusammenbruch staatlicher Ordnung und der Instrumentalisierung religiöser Gefühle. Der Kampf um die politische Hegemonie zwischen Istanbul und Rakka, zwischen Riad und Teheran tobt, seitdem ausländische Mächte bestehende staatliche Strukturen in Arabien ruiniert haben.
Der erste Sündenfall war das Exil, das Frankreich 1978 dem Ayatollah Chomeini gewährt hat und das Fallenlassen des Schahregimes im Iran durch ein Komplott der demokratischen Wichtigtuer Valéry Giscard d’Estaing, Jimmy Carter, James Callaghan und Helmut Schmidt an der Jahreswende 1978/79. Nach der von der westlichen Lügenpresse herbeigeschriebenen und bejubelten Errichtung der Islamischen Republik Anfang 1979 begann Weihnachten 1979 der russische Überfall auf Afghanistan. Im Ergebnis dieser beiden Fehlentscheidungen des Westens und Moskaus gibt es neben den weltlichen auch geistliche Territorien zwischen Mittelmeer und Indischem Ozean. Das sind Gebiete, die nicht mehr von Königen, Emiren, Sultanen, Scheichs und Präsidenten kommandiert werden, sondern von geistlichen Führern aller Ränge. Mullah Omar aus Afghanistan war beispielsweise nur Dorfgeistlicher.
Geistliche Gebiete im Unterschied zu weltlicher Herrschaft sind nichts Neues. Im Heiligen Römischen Reich gab es Dutzende davon. Bistümer, Erzbistümer, Abteien und in Italien den Kirchenstaat. Diese kirchlichen Staaten waren für ihre Nachbarn in der Regel keine Gefahr. Eher im Gegenteil. Der gute Christ hält ja immer die linke Backe hin, wenn die rechte schon eine Schelle abbekommen hat. Wie oft ist Rom von den Franzosen besetzt und geplündert worden? Welche scheußlichen und unmenschlichen Greueltaten haben die Franzosen im Bistum Speyer verübt? Racheaktionen gab es dafür nie.
Derzeit haben wir geistliche Gebiete im Nahen Osten. Ob im Iran die Judenvertilgung der 40er Jahre geleugnet wird oder im Islamischen Staat geköpft, gehenkt und gekreuzigt, es sind alles Behauptungen und Events, die es so vor 1979 nicht gab. Die geistlichen Gebiete des Nahen Ostens sind mit denen des Heiligen Römischen Reichs nicht vergleichbar, weil die zugrundeliegenden Religionen eben sehr unterschiedlich sind. Mit dem Arabischen Frühling hatten der Franzosenpräsident Sarkozy und der amerikanische Präsident Obama endgültig die Büchse der Pandora geöffnet. Libyen, Syrien und Tunesien sind als normal bewohnbare Staaten ruiniert worden.
Im entstandenen Vakuum fischen die Nachbarstaaten und fromme Moslems im Trüben. „Die Türkei soll der Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller ihrer eigenen Vorhaben werden, anstatt ein Zaungast regionaler und globaler Projekte von anderen Mächten,“ heißt es auf der Internet-Präsenz der Grauen Wölfe: „Das primäre strategische Ziel der Partei der Nationalistischen Bewegung ist es, den Weg für die Türkei als mächtiges führendes Land des 21. Jahrhunderts zu ebnen“. Präsident Erdogan hat auch so seine Ansprüche. 2009 ließ er in einem Schulbuch schon einmal eine Karte der Türkei unter Einschluß Armeniens, des Kurdengebiets im Irak, von Zypern, Kreta und und den griechischen Rhodopen drucken. War das nur ein Versehen? Oder wollte Erdogan den Europäern endlich das kriminelle Griechenland vom Halse schaffen? Im außenpolitischen Teil des Programms von Erdogans Regierungspartei heißt es: „Unsere Partei wird die Zusammenarbeit mit den türkischen Republiken (gemeint sind Kasachstan, Aserbaidshan, Usbekistan, Turkmenistan, Tadshikistan) auf das höchste Niveau bewegen und bemüht sich darum diese Region zu einem umfassenden Bereich der Zusammenarbeit zu verwandeln.“ „Zu entwickeln und gegebenenfalls neu zu gestalten ist die Politik der Türkei auf dem Balkan, im Lichte unserer historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den Ländern dieser Region. … Die Türkei wird die Bemühungen für einen besseren Schutz der Rechte der türkischen Bürger im Ausland verstärken.“
Traditionell in Konkurrenz befindet sich die Türkei mit dem Iran. Dieser hat wiederum zu den sunnitischen Brüdern der arabischen Welt ein gespanntes Verhältnis. Seit dem Sturz Saddam Husseins hat der Iran einen Fuß in der irakischen Tür stehen. Mit Syrien wird ein Zweckbündnis gepflegt, das die Golfstaaten und Jordanien verärgert. Netto hat sich die Macht Teherans in der Region seit der islamischen Revolution von 1979 gefestigt.
Gerade hat der in außenpolitischen Fragen oft strunzdumme SPIEGEL ein Interwiev mit dem schillernden iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Zarif in Berlin veröffentlicht:
DER SPIEGEL: Im Jahr 2013 hat Präsident Hassan Rohani die Verbesserung der Beziehungen zu Saudi-Arabien als eine Priorität benannt. Seitdem haben sie sich aber verschlechtert. Rouhani hat die neue saudische Führung als „unerfahren“ beschrieben. Solche Kommentare fördern doch nicht die Harmonie?
Zarif: Leider gab es eine Flut von beleidigenden Kommentaren aus Saudi-Arabien, zu denen ich mich nicht äußern will. Und viele in der iranischen Regierung haben ein riesiges Maß an Selbstbeherrschung gezeigt, um nicht auf diese Äußerungen, sowohl als öffentliche als auch als private Kommentare, die von unseren Nachbarn in Saudi-Arabien gekommen sind, zu reagieren. Die Menschen müssen aufhören, in Panik zu geraten.
SPIEGEL: Es gibt gute Gründe für Mißtrauen. Syrien, Irak, Jemen und Afghanistan sind alle gescheiterten Staaten, in denen der Einfluss des Iran stark zugenommen hat. Was tun Sie, um Ängste Ihrer Nachbarn vor iranischer Dominanz im Nahen Osten zu lindern?
Zarif: Iran ist ein leistungsfähiges Land. Iran ist ein großes Land mit einer großen Bevölkerung, riesigen natürlichen Ressourcen und Humanressourcen. Aber wir sind ein Land, das mit seiner Größe und geografischen Lage zufrieden ist. Wir haben uns nicht in irgendwelchen militärischen Abenteuern in den letzten 250 Jahren engagiert. Wir haben nicht Anlaß zu dem Verdacht gegeben, daß der Iran versucht, die Region zu dominieren.
Das Interwiev zeigt deutlich: Man macht sich in Teheran derzeit klein und stellt sich bescheiden, aber man ist in den Konfliktherden offensichtlich mehr, als man vorgibt: nämlich Kriegspartei.
Der dritte Machtfaktor ist Saudi-Arabien. Aber nur vom verfügbaren Geld und den bis an die Zähne bewaffneten Streitkräften her gesehen. Saudi-Arabien hat sunnitische Glaubensbrüder in aller Welt unterstützt. Daß die frommen Besen sich vom wahabitischen Hexenmeister emanzipieren könnten, stand nicht auf dem Plan. Es ist jedoch soweit: Die Zaubersprüche aus Mekka und Medina, um die mit Gut und Blut eifernden Krieger wieder zu bannen, sie wirken nicht mehr. Im syrisch-irakischen, im jeminitischen, im afghanischen, im somalischen, im nigerianischen und im libyschen Djihad macht jeder Imam und jeder Warlord was er will. Es gibt im moslemischen System leider keinen unfehlbaren Papst. Riad hat nicht die ordnende Hand von Rom. In der Sichtweise des Islamischen Staates (IS) sind die Herrscher der Golfstaaten Verräter am Islam, die keine religiöse Legitimität besitzen. Der IS ist entschlossen, eine wörtliche Auslegung des Korans über alle Muslime auszubreiten, Abtrünnige zu töten und alle Nicht-Muslime zu unterjochen. Abtrünnig sind alle Moslems, die sich dem Islamischen Staat nicht unterwerfen.
Und zwischen der Türkei, dem Iran und dem Islamischen Kalifat haben die Kurden begonnen ein rotgrünes Multikulti-Reich zu begehren, welches der westlichen Lügenpresse und den Grünen verbunden ist. „Sunniten, Schiiten, Wahhabiten, Salafisten können nicht allein das verbindende Dach über den Völker dieser Region erbauen – jede Rechtsschule muss damit einverstanden sein, in ihrem eigenen natürlichen Bereich zu existieren. Neue Strukturen auf der Grundlage von Rasse, Ethnizität, Nation, Region wären eine Neuauflage des Alten. Gar kein Nationalismus ist unschuldiger, besser oder positiver als jede auch nur modifizierte Form desselben.“ So das neue Bekenntnis des Kurdenführers Abdullah Öcalan. Das ist alles ganz nett, aber im Hexenkessel des Iraks und in Syrien spricht Öcalan eine machtpolitische Fremdsprache.
Im Nahen Osten und im moslemischen Afrika hat ein mindestens Dreißigjähriger Krieg begonnen. Europa, Rußland und Amerika haben den Ausbruch der Feindseligkeiten nach Kräften gefördert, sind nicht in der Lage den Krieg einzudämmen und Europa wird diesen Krieg über die Asylpolitik importieren, während Rußland und die Vereinigten Staaten sich als Zuschauer zurücklehnen.
Zwischen Arabern, Persern und Türken hat wieder einmal der Kampf um die Vormacht zwischen Jerusalem, Mekka und Kerbela begonnen. Die Türkei sieht sich schon als Hegemon zwischen Mittelmeer, Indischem Ozean und Kaspischem Meer, ebenso wie der Iran. Das ganze Machtstreben wird auf dem Rücken der Völker in den zusammengebrochen Staaten, seien es Araber, Drusen, Alawiten, Levantiner oder afrikanische Stämme, ausgefochten werden.
Die Konflikte werden auf Europa übergreifen. Noch sind es nur harmlose Prügeleien und Schießereien zwischen verfeindeten Familien, bald werden es Scharmützel und Schlachten zwischen Völkern sein, garniert mit blutigen Anschlägen und abstrusen Propagandadelikten. Schöne neue Welt, in die Frau Merkel uns Schritt für Schritt hineinschlittern läßt…
Danke für die komprimierte Darstellung, jedoch könnte die verheerende Rolle der USA und die A…Kriecherei von Frau M. deutlicher heraus gehoben werden. Vor allem, das damit verbundene Ziel der USA Europa zu destabilisieren, indem ein Zusammengehen von Deutschland und Russland als Machtfaktor verhindert wird. Und Frau M. folgt willig. Armes Deutschland wache endlich auf!