Oralverkehr oder falsche Übersetzung?
Viel medialen Wirbel hat es um Abdel Moez al-Eila, einen Gastprediger aus Ägypten gegeben, der am 23. Januar anlässlich des Freitagsgebets auf Arabisch den Mitgliedern der Gemeinde der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln nach der Wiedergabe in der WELT folgendes gepredigt haben soll, die richtige Übersetzung freilich vorausgesetzt:
„Eine Frau darf niemals Nein sagen – unter keinen Umständen! Nicht einmal, wenn sie ihre Tage hat.“ Es gebe auch dann nichts, das einen Ehemann davon abhalten dürfe, „den Körper seiner Ehefrau zum Vergnügen zu benutzen“. Lediglich zwei Einschränkungen nennt der Imam mit dem extralangen Bart: „Er muss nur ihre Vagina und ihren Anus vermeiden.“ Der Rest des Körpers sei aber zur Benutzung erlaubt. Soweit die Wiedergabe in der WELT.
Diese Auslegung ist unter den Rechtsgelehrten etwas umstritten, denn Sure 2, Vers 222 besagt: „Und sie fragen dich nach der Menstruation. Sprich: Sie ist ein Leiden. So haltet euch von den Frauen während der Menstruation fern und nähert euch ihnen nicht, bis sie wieder rein sind. Wenn sie sich nun gereinigt haben, dann geht zu ihnen, wie Gott es euch befohlen hat. Gott liebt die Bußfertigen, und Er liebt die, die sich reinigen.“
Nach einer anderen Übersetzung: „Und sie werden dich über die Reinigung befragen. Sprich: Sie ist ein Schaden. Enthaltet euch daher eurer Frauen während der Reinigung und nahet ihnen nicht eher, als bis sie rein sind. Sind sie jedoch rein, so suchet sie heim, wie Allah es euch geboten hat. Siehe Allah liebt die sich Bekehrenden und die sich Reinigenden.“
Der Prophet soll darüber hinaus gesagt haben, daß derjenige, der sich der Frau anal nähert, verflucht ist.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser verzwickten Materie muß damit beginnen, daß ein Gremium aus Experten für die arabische Sprache, das vom Staat und den Medien unabhängig ist, eine belastbare Übersetzung der Predigt erarbeitet. Denn was in der Presse alles so berichtet wird ist oft sehr schlecht übersetzt. Eine Übersetzung vom Arabischen ins Englische und von da weiter ins Deutsche ist erfahrungsgemäß wie stille Post. Zumal Arabisch eine sehr blumenreiche und interpretationsfähige Sprache ist, wie bereits die zwei Varianten des 222. Verses zeigen.
Ansonsten ist bekannt, daß Lehren, die in Deutschland auf fruchtbaren Boden fallen, immer etwas exzessiver gepredigt werden, als in den Nachbarländern. Während in Frankreich und England der Sozialismus gepriesen wurde, wurde in Deutschland der Kommunismus erfunden. Während in ganz Europa in den zwanziger und dreißiger Jahren ein rabiater Nationalismus herrschte, wurde in Deutschland der Nationalsozialismus praktiziert. Während in Europa die sexuelle Revolution herrschte, wurden in deutschen Internaten Kinder geschändet. Wir wollen doch nicht hoffen, daß in Berlin Dinge gepredigt werden, die sich in Kairo, Amman und Riad nicht gehören?
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