Geschichte ist nicht satirisch, sondern ironisch
Satire ist Spottdichtung oder Spottmalerei. Geschichtliche Ironie bezeichnet Ereignisse, bei denen vergangene Missetaten gegenwärtig fatale Wirkungen zeitigen. Wo die Sachen den Handelnden völlig entgleiten. Geschichte spottet nicht, sondern sie läuft bei Eingriffen durch Amateure aus dem Ruder. Davon haben wir gestern wieder ein Exempel gesehen.
Ironie der Geschichte: Gestern fand vor der französische Botschaft eine schwach besuchte Demo für die Pressefreiheit statt. Diesen Typus von Demonstranten findet man gewöhnlich in Anti-PEGIDA-Umzügen. Sind die Linksintellektuellen zu den Befürwortern einer geregelten Einwanderung übergelaufen? War das nun eine Bionade-PEGIDA?
Eine zweite Ironie: Die arabischen Kämpfer für die muslimische Sache waren in Paris sehr professionell. Geradezu mit preußischer Präzision wurde gekämpft. Erst hat die deutsche Linke die Staatssicherheit der Diktatoren Saddam und Ghaddafi ausgebildet. Die Überbleibsel dieser Apparate arbeiten inzwischen im Auftrag des Propheten und senden exzellent ausgebildete Kämpfer nach Europa. Das war nachhaltige Entwicklungshilfe, die wirklich mit Zinsen zurückgezahlt wird.
Die dritte Ironie: Der Anschlag traf ausgerechnet jene, welche sich 1968 aufgemacht hatten, die Gesellschaft zu dekonstruieren. Es waren zwei Freunde von Dani Cohn-Bendit unter den Toten. Die Dekonstruktion ist gelungen. Macht kaputt, was euch kaputt macht! Die Botschaft ist angekommen.
Alle behaupten jetzt, daß die Pressefreiheit durch die Tötung der Satiriker nicht leiden dürfe und nicht leiden werde. Das ist natürlich Quatsch. Die antireligiöse Kampfpresse klappert mit den Zähnen und wird vorsichtiger sein. Die Spötter haben die arabische Kalaschnikow und den Sprengstoffgürtel im Kopf.
Darf Kunst überhaupt frei sein? Zwischen Politik und Kunst gibt es eine irrationale Mauer. Wer ein Hakenkreuz als Künstler verwendet, zum Beispiel satirisch, nutzt die Freiheit. Wer es als Politiker benutzt, ist vogelfrei. Das bezieht sich nicht nur auf diese Kreuze mit den verbogenen Enden. Kunst war immer die Politik von morgen. Wer heute künstlerisch Tabus bricht, macht die Welt von morgen zur Hölle. Was Angriffe auf religiöse Symbole betrifft, sollte es mehr Beschränkungen geben. Das betrifft nicht nur moslemische Heiligtümer und Tabus, sondern auch christliche. Und andere unumstrittene Grundlagen unserer Gesellschaft. Die Kinderschänderei ist beispielsweise durch Künstler salonfähig geworden. Leider ist für eine Beschränkung der Kunstfreiheit jetzt ein schlechter Zeitpunkt. Es sähe aus wie das Einknicken vor zwei entschlossenen Kämpfern.
Die Demonstranten vor der französischen Botschaft und auf der Dresdner Cockerwiese unterscheidet vieles. PEGIDA will die Einwanderung beschränken, die Linke will möglichst viele Einwanderer erziehen, die Gesellschaft insgesamt in eine Erziehungsdiktatur verwandeln. Je zahlreicher und gefährlicher der zu erziehende Feind, desto größer und ruhmreicher der Sieg. So die Kalkulation der Weltverbesserer.
Mit den 68ern und den Moslems stoßen zwei Kontrahenten aufeinander, die den gleichen von Zweifeln unbelasteten Wahrheitsanspruch verkörpern. Ob das mal gut geht?
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