Das Finanzwissen in zwei Sätzen
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ Naina, diesen Vornamen trägt die Unzufriedene, verlangt es also nach mehr Finanzwissen. Und ausgerechnet in der Schule! Eine vielschichtige Materie.
Nun muß man erst mal festhalten, daß Schulen staatlich sind oder unter staatlicher Aufsicht stehen. Der Staat wiederum hat Schulden wie ein Major. Ist der verschuldete Staat ein guter Ratgeber für die Jugend? Nein! Der Staat kann in Finanzdingen nicht neutral agieren. Er hat wegen seiner finanziellen Notlage massive Eigeninteressen. Man geht ja auch nicht in die Spielhalle, zur Wahrsagerin oder in die Lottoannahme um sich in Geldsachen beraten zu lassen.
Wir bewegen uns bei jeder Ausbildung in Finanzdingen am Rand von Werbung für Versicherungen und Finanzprodukte, Werbung für das Sparen, Werbung für das Steuern- und Abgabenzahlen. Welcher Staat würde es versäumen, brave Steuerzahler und Sparer zu erziehen? Welcher Staat würde Banken und Versicherungen in die Pfanne hauen? Die kaufen dem Staat gezwungenermaßen die Schulden ab und vertreiben sie an Endkunden. Der Staat steht Schmiere dabei.
Wie funktioniert diese unheilige Allianz zwischen Banken, Versicherungen und Staat? Die Regierung hat die Verordnung über die Anlage des gebundenen Vermögens von Versicherungsunternehmen vom 20.12.2001 erlassen. Darin ist detailliert geregelt, welche Vermögensgegenstände Versicherer und Pensionsfonds in welcher Menge zu halten haben. Gegenstände mit unternehmerischem Risiko sind auf 35 % begrenzt. 65 % sind also der Mindestgehalt an Staatsanleihen mit staatlichen Risiken. Es ist logisch: Wenn Beamte und Politiker etwas verordnen, denken sie erstmal an die Verschleppung des Staatsbankrotts und zwingen die Versicherer in das Schneeballsystem der Staatsanleihen. Und die Systemmedien – in diesem Fall ist die Verwendung des bösen Worts wirklich gerechtfertigt- vertuschen das.
Der gestandene Bank- und Finanzberater weiß eigentlich nicht, was er seinen Kunden empfehlen soll, weil nur noch Risiken lauern. Der Euro ist nicht mehr sicher, Staatsanleihen schon garnicht, und Aktien? Weiß ausgerechnet der Lehrer in diesem Chaos bescheid? Soll man irgendwelche Produkte an Schülern ausprobieren? Oder gibt es einen Finanzminister, der die Lehrer anweist, den Bürgern zum Kauf von Gold, Wald und Feld zu raten? Der Staat will seine Schuldenpapiere loswerden. Die werden wie schon dargetan, im allgemeinen in Lebensversicherungen, Zusatzrenten und Pensionen verpackt, eine unabhängige Finanzberatung kann der Lehrer deshalb nicht leisten.
Der Schauspieler Manfred Krug war schlau. Er hat sich nach der Übersiedlung in den Westen drei Tage mit dem Einkommenssteuergesetz eingeschlossen und ist anschließend sehr wohlhabend geworden. Ja, auch in der Schule könnten Grundzüge des Einkommenssteuerrechtes gelernt werden. Aber dieses Gesetz hat eine Halbwertszeit von genau einem Jahr. Jedes Jahr müßte man neue Bücher drucken. Und wenn man diese Bücher jedes Jahr druckt? Die Schüler würden lernen, was die bundesrepublikanische Welt im Innersten zusammenhält und Germanys next Revolution stände vor der Tür. Will der Staat wirklich, daß die Leute sich auskennen und dann rebellieren?
Für den Staat ist es eine Überlebensfrage, daß die Bürger in Finanzdingen blöd sind. Andernfalls hätte man sie weder im Ersten Weltkrieg mit Kriegsanleihen abziehen können, noch 1923 mit der Währungsreform. Auch die Nationalsozialisten wären mit einem soliden Finanzwissen der Bürger nicht gewählt worden. Und gegen den Euro hätte es 2002 einen Generalstreik vom Feinsten gegeben. Den Afghanistan-Krieg hätte Rot-Grün und Schwarz-Rot nicht führen können, wenn die Bürger auf ihr Geld achten würden.
CDU, SPD, Linke und Grüne würde es prinzipiell nicht geben, wenn die Bürger Ahnung hätten. Die FDP ist bereits nach Hause geschickt worden, weil sie trotz expliziter Versprechungen nicht geliefert hat.
Naina könnte in der Schule natürlich auch etwas über das Mietrecht lernen. Das Mietrecht ändert sich wie die Steuergesetze alle naselang. Trotzdem könnten Grundzüge vermittelt werden. Die Schüler würden Zusammenhänge erahnen, warum Wohnraum in einigen Gebieten knapp ist und weshalb Wohnungen lieber unter der Hand vermietet werden, statt über Annoncen und Makler. Auch auf diesem Gebiet ist der Regierung eher an Unkenntnis und Muschebubu gelegen.
Naina, Du kannst Gedichte in vier Sprachen auszutscheln. Schließ Dich in Dein Zimmer ein, wie seinerzeit Manne Krug, und lese das Einkommenssteuergesetz in vier Sprachen. Wenn Du nicht klar kommst, geh ins Internet, da werden alle Fragen beantwortet. Ansonsten sind für die Vermittlung von Finanzwissen die Eltern besser geeignet, als die Schule. Denn in der Familie gilt das Prinzip persönlicher Verantwortung noch.
Finanzwissen in zwei Sätzen: In Ludwig Erhardts Marktwirtschaft gab es Einnahmen und Ausgaben. Bei Angela Merkel gibt es Schulden, Subventionen und Ausnahmen.
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