Das Erbe von Multikulti
Viel wird herumgerätselt, warum gerade die Sachsen so stramm für PEGIDA demonstrieren. Die hätten ja gar keine Erfahrung mit Moslems. Abgesehen davon, daß Leipzig und Dresden kleine moslemische Gemeinden beherbergen, haben die Sachsen jedoch eine lange und frustrierende Erfahrung mit Besatzern. Wenn sie sich einmal festgesetzt haben, sind sie nur mit großen Anstrengungen wieder loszuwerden. Multikulti und Freiheitsdefizite sind Kehrseiten einer Medaille. Das wissen die Bürger Osteuropas alle.
So geht es aber auch den Völkern der ehemaligen Sowjetunion. Rußland hatte vom 18. bis 20. Jahrhundert etwa 100 verschiedene Völker unterworfen und diese Länder mehr oder weniger kolonisiert. Besonders viele Besatzer und Kolonisten lebten am Ende der Sowjetunion in Kasachstan, in der Ukraine, in Estland und in Lettland.
Viele Russen haben die ehemaligen Sowjetrepubliken inzwischen freiwillig verlassen, weil sie in Rußland bessere wirtschaftliche Verhältnisse vorfinden. Im zaristischen und sozialistischen Zwangssystem ist ja auch nicht jeder Russe freiwillig in die Außenposten des Riesenreichs gegangen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion mußten einige vor Bürgerkriegen fliehen, wie das zum Beispiel in Tadschikistan der Fall war. Andere wurden von den Eingeborenen rausgeekelt oder haben die Länder verlassen, weil sie sich vor der Zukunft unter fremden moslemischen Völkern fürchten.
Nicht nur Russen verlassen fremde Republiken, sondern auch Zwangsangesiedelte und Verbannte, wie Deutsche, Juden, Polen, Krimtartaren und Tschetschenen. Viele erzwungene Völkerwanderungen werden gerade rückabgewickelt.
Kaukasus
In den Kaukasusrepubliken war der Russenanteil schon zur Sowjetzeit gering und betrug 6 % in Georgien, 3 % in Aserbaidschan und 2 % in Armenien. Gegenwärtig leben in diesen drei Staaten noch 0,5 bis 1,5 % Russen.
Baltikum und Finnland
In Estland ist der Russenanteil von 30,3 % 1989 auf 25,2 % zurückgegangen. In Lettland leben statt 34 % 1989 noch 26,9 % ehemalige Besatzer. In Litauen sind es statt 9,4 % 1989 noch 5,4 %. Aus Finnland sind die Russen im Zuge eines Bevölkerungsaustausches ganz verschwunden.
Mittelasien
Drastisch ist der Einbruch in Tadschikistan. Lebten 1989 noch fast 400.000 Russen in Tadschikistan, so waren es 2005 noch knapp 140.000. Der Anteil an der Bevölkerung beträgt nur noch 1,1 %.
In Usbekistan dagegen hat sich die Russenzahl nur geringfügig reduziert und beträgt immer noch 5,1 %. Die Statistikbehörden des Landes genießen allerdings keinen tadellosen Ruf, die Zahlen sind nicht aktuell und prinzipiell anzuzweifeln.
In Kasachstan wohnten 1989 37 % Russen, inzwischen sind es noch 23 %.
Kirgisistan hatte in der Sowjetzeit eine Russenbevölkerung von 18 %, 2007 waren es noch 12,5 %.
Im autokratisch regierten Turkmenistan hat sich der russische Bevölkerungsanteil von 10 % auf etwa 7 % verringert. Auch hier dürfte die Zahl nicht aktuell sein.
Orthodoxe Staaten
In der Moldau leben 2004 noch 9,4 % Russen gegenüber 13,0 % in der Sowjetzeit. In Weißrussland hat sich der Anteil von 13,2 % 1989 auf 8,3 % 2009 verringert. In der Ukraine wurden 1989 22,1 % Russen gezählt, 2001 noch 17,3 %. Dieser Anteil hat sich durch die Rückübertragung der Krim an Rußland noch einmal verringert.
Konflikte
Militärisch sind alle ehemaligen Sowjetrepubliken gegen Rußland Zwerge. Das ist schon daraus bedingt, daß nur Rußland Atommacht ist. Aber auch konventionell haben die neuen Staaten Rußland nichts entgegenzusetzen. Natürlich hat die russische Streitmacht nicht nur die russischen Minderheiten in den genannten Republiken zu schützen, sondern zusätzlich im eigenen Territorium 45 Völker zu überwachen und in der Furcht des Herrn zu halten. Die Tschetschenen und Tartaren sind alleine eine Herausforderung.
Darüber hinaus gibt es aber viele Regionalkonflikte, insbesondere mit der Moldau, mit der Ukraine und mit Georgien. In Georgien werden die Abchasen und Osseten von Rußland unterstützt und Hunderttausende Georgier wurden vertrieben. Der Ostteil der Moldau bildet die russische Republik Transnistrien, von der Ukraine haben sich die russischen Republiken Lugansk und Donezk abgespalten. Weitere Konflikte resultieren aus der kolonialen Grenzziehung der Sowjetzeit, zum Beispiel in Bergkarabach und in Usbekistan.
Der Islam in den zentralasiatischen Republiken
Im Zuge der Sowjetisierung wurden die Imame größtenteils erschlagen und der orthodoxe Sozialismus als Religionssystem etabliert. Unter strenger staatlicher Aufsicht gab es daneben eine organisierte Religionsausübung, so wie im russischen Kernland auch. Wie das ungefähr funktionierte kann man im Film „Genosse Don Camillo“ aus dem Jahr 1965 ansehen.
Das Erbe des Sozialismus ist eine Synthese aus Alkohol und Koran. Vom atheistischen Geist ist der Wodka übriggeblieben. In den direkt an den Iran und Afghanistan angrenzenden Gebieten wird die Religionsausübung nach wie vor staatlich überwacht. In Tadshikistan muß jede Gemeinde eine Lizenz haben. Die übrigen Moscheen wurden geschlossen. Aber auch in anderen Republiken steckt der Geheimdienst seine Nase in jede Moschee und in jede Kirche. Der Westen beklagt die fehlende Religionsfreiheit. Was aber passiert, wenn die Demokratie eingeführt wird, kann man an Libyen und Ägypten studieren.
Multikulti im Russenwitz
Multikulti war natürlich auch in der russischen Anekdote ein Thema: „Die Esten, Letten und Litauer lieben wir nicht, es ist bekannt warum. Die Georgier und Armenier lieben wir nicht, es ist unbekannt warum. Die Ukrainer lieben wir nicht, weil sie die Krim haben. Die Jakuten lieben wir nicht, weil sie unsere Diamanten stehlen. Die Tartaren lieben wir nicht, weil sie uns nicht lieben. Die Juden lieben wir wegen ihrer Anekdoten nicht. Die Weißrussen lieben wir nicht, weil sie so sind wie wir“
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