Vor dem Baubeginn des Pfuschmuseums
Die Bauhaus-Architektur beherrscht seit dem Ende der Postmoderne um das Jahr 1990 das deutsche Baugeschehen, also immerhin schon ein Vierteljahrhundert lang. Durch das Wettbewerbswesen mit seiner Tendenz, die Architektenschaft in stromlinienförmig auf den Geschmack der Wettbewerbspreisrichter zulaufende Entwürfe zu zwingen, ist ein gestalterisches Monopol entstanden. Nun soll diese totalitäre Gesinnungsdiktatur noch durch ein Museum geadelt werden.
Der Baubeginn für das Bauhaus-Museum in Weimar soll Ende 2015 erfolgen, so daß das Museum zum 100. Jahrestag der Bauhausgründung 1919 eröffnet werden kann. Die Baukosten sollen 22,6 Mio € betragen. Allerdings nur für den Baukörper und die Haustechnik. Wie man jetzt schon erkennt, wird dieser Kostenrahmen nicht ausreichen, da Grunderwerb, Außenanlagen, Straßenumverlegungen und die Museumseinrichtung des Innenraums weiteres Geld verschlingen werden. Außerdem kann man die Planungsarbeiten auf ungefähr 5 Mio € schätzen. Wenn es steht, wird das Museum 35 Mio € gekostet haben.
Dieser hohe finanzielle Aufwand und dieser übertriebene Chapeau für eine Clique von Versagern? Nach dem Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau 1925 wurde eine Mustersiedlung in Dessau-Törten errichtet, die nicht nachhaltig war und gewaltige Baumängel hatte. Auch war alles teurer geworden als vorher versprochen. Die Dessauer waren über die Siedlung Törten so wütend, daß sie 1931 einen erdrutschartigen Sieg der NSDAP bei der Dessauer Stadtratswahl herbeiwählten. Gropius und sein naturwissenschaftlich inkompetenter Elitaristenclub war daran maßgeblich mit Schuld.
Achim Preiss beschreibt das ganze Dilemma des Bauhaus-Designs: „In das Haus am Horn konnte man keine anderen Möbel stellen, als die von den Bauhaus-Werkstätten hergestellten, auf die Architektur exakt abgestimmten. Die Benutzung und der Konsum setzten Gesinnungsgenossenschaft voraus, die Moderne wurde zum Etikett einer intellektuellen Elite und erreichte nie die soziale Kompetenz, die sie aber ständig beanspruchte.“ In der Versuchseinrichtung der Weimarer Hochschule stand noch in den achtziger Jahren ein Bauhausstuhl. Wenn jemand Mist gebaut hatte, sagte der Laborleiter immer: „Das reicht für zwei Stunden Strafsitzen auf dem Bauhausstuhl.“
Auch die zweite Generation der Bauhäusler um die Jahrtausendwende hat groben Pfusch abgeliefert. Die Mustersiedlung „Neues Bauen am Horn“ in Weimar mit vom Bauhaus inspirierter Würfelarchitektur ist in nur fünf Jahren zur Bauschadensammlung verkommen. Überall wuchern Algen und breitet sich Schimmel aus. Die Dämmplattenstöße schlagen durch Putz und Farbe durch. Es ist wirklich schrecklich und abstoßend, was da gebaut wurde.
Der ehemalige thüringer Wirtschaftsminister Franz Schuster beklagte sich nach dem Einzug des Ministeriums in ein neu errichtetes Gebäude wegen zu geringer Wärme im Winter. Als Ratgeber wurde der Bauphysiker Professor Gronau geholt. Schuster fragte den Experten, ob er wenigstens im Sommer ein angenehm temperiertes Büro haben würde. Gronau antwortete ihm: „Wie sie jetzt im Winter frieren, werden sie im Sommer schwitzen.“
Typisch ist, daß Haustechniker mit viel Heizungs- und Lüftungstechnik notdürftig reparieren müssen, was die Architekten dem eigentlichen Baukörper alles angetan haben. Ein ganz schlimmes Exempel dafür ist der Neubau des Bundesumweltamtes in Dessau. Es sollte als Modellprojekt von Minister Trittin aufzeigen, wie man Betriebskosten sparen kann. In der Auswertung durch den Bundesrechnungshof hat sich gezeigt, daß das Umweltbundesamt dieselben Betriebskosten erreicht, wie Schul- und Bürobauten, die vor hundert Jahren errichtet wurden. Es handelt sich beim Bundesumweltamt um ein monströses grünes Propagandaobjekt, welches brutal gescheitert ist. Es ist profaner Dilettantismus auf höchstem technischen Niveau. “Die Ergebnisse sind ernüchternd”, stellte der Bundesrechnungshof fest. Der Erdwärmeübertrager und die solarbetriebene Kältemaschine zur Raumkühlung haben keine Wunder vollbracht, aber die Wartungskosten explodieren lassen. Das Umweltbundesamt tauge nicht als ökologisches Vorbild, kritisierten die Prüfer. „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Wartungskosten für die ökologisch-innovativen Anlagen zu hoch sind“.
Der Hype um das Bauhaus ist aktuell am verpuffen. Dankwart Guratzsch schrieb kürzlich in der WELT unter der Überschrift: „Die Zeit der Glas- und Betonkästen ist zu Ende“: „Die architektonische Moderne, das „reduktionistische Bauen“ war ein fataler Fehler.“ Mies van der Rohe und Walter Gropius seien verantwortlich dafür gewesen, weil sie die Moderne auch auf die Technologie des Bauens angewandt hätten. „Hätte man sich nicht auf die dachlosen, dünnwandigen Gehäuse der Architekturmoderne festgelegt, sondern weiter mit Ziegelstein und Holz gebaut, könnte man sich heute den Milliardenaufwand der klimatechnischen Nachrüstung weitgehend sparen“.
Der Bund Deutscher Architekten zieht die Notbremse und läßt in der Verbandspostille „Der Architekt“ die kritische Stimme von Professor Günter Pfeifer von der TU Darmstadt zu Wort kommen. Der Professor behauptet, daß die Dämmplattenschwemme, die über das Land flutet, eigentlich nur einem Zweck dient: die technischen Mängel des „reduktionistischen Ansatzes“ nachzubessern.
Kein Wunder. Gropius hatte das Bauhaus 1919 extrem ideologielastig konzipiert: Er wollte eine Gemeinschaft der Geister gründen, kleine in sich abgeschlossene Bünde, Logen, Hütten, Verschwörungen, die ein Geheimnis, einen Glaubenskern hüten. Das erste Signet des Bauhauses, entworfen vom späteren Nationalsozialisten Peter Röhl, zeigte entsprechend ein Streichholzmännlein mit einem Hakenkreuzgürtel. Die Bauhausmeister Johannes Itten und Georg Muche waren Mazdaznanjünger und glaubten als solche durch strikte Befolgung von Ernährungsvorschriften ihre baldige Vergeistigung zu erreichen. Kandinsky war Okkultist und Gropius wegen der schlechten Behandlung durch seine Frau Alma Masochist. Meyer war Kommunist. Solche Leute gehören, wenn sie sich als Bauexperten empfehlen, in die Gummizelle. Keiner hatte vom Bauen die geringste Ahnung. „Fahren Sie eine Woche nach Weimar, und sie können den Rest ihres Lebens keine Quadrate mehr sehen.“ So lautete eine zeitgenössische Anekdote über das Bauhaus. Diesem Weimarer Tollhaus soll nun auf Kosten der Steuerzahler noch ein Denkmal gesetzt werden.
Die Hälfte der Baukosten des Museums übernimmt der Bund, die andere Hälfte der Freistaat. Die Stadt Weimar muß für die Vorarbeiten Geld locker machen. Das Museum kostet 35 Millionen €. Ein Steuerzahler mit 2.000 Euro Monatslohn zahlt im Jahr 3.189 Euro Lohnsteuer. Einer dieser Zahler müßte 10.975 Jahre Steuern für den uninspirierten Museumsbetonwürfel zahlen. Wenn man annimmt, daß ein Steuerpflichtiger von 20 bis 65 Jahren arbeitet sind das 45 Jahre. 244 Steuerpflichtige zahlen für die zweifelhafte Erinnerung an einen Club von abgefahrenen Gestaltern ein ganzes Leben lang Steuern. Man sollte die Bauhäusler lieber vergessen.
Der Stadtrat von Weimar und die neue Landesregierung müssen sich angesichts des bevorstehenden Spatenstichs geschwind entscheiden, ob angesichts der neuen im Raum stehenden Vorwürfe von gestandenen Fachleuten gegen das Bauhaus den schillernden Baudilettanten von Weimar noch ein Museum gebaut wird. Ein Pfuschmuseum.
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