Müssen Ausländer wirklich deutsch können?
Kürzlich hat die Basler Zeitung einen Sprachtest mit französischsprachigen Schweizern in Lausanne gemacht. Das ist die Hauptstadt des Kantons Waadt in der Westschweiz. Obwohl die Leute ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht haben, holpert es sehr mit der deutschen Sprache. Ich war ein paar Mal im Tessin im Urlaub. Kein Mensch spricht da deutsch. Weder der Hotelier, noch der Zimmervermieter und der Krämer schon gar nicht. Wozu auch?
Einmal war ich dabei, als sich zwei Eingeborene aus dem Kanton Appenzell trafen. Sie unterhielten sich eine Weile miteinander. Weder ein Deutscher noch ein Franzose noch ein Italiener hatten eine Chance den Inhalt des Gesprächs zu knacken. Auch für die Nachbarn aus St. Gallen ist der Dialekt sehr gewöhnungsbedürftig. Die Käserezepte aus Appenzell sind absolut sicher gegen Industriespionage.
Diese wenigen Beispiele zeigen uns, daß man eine nationale Verständigung im reichsten Land Europas nicht braucht. Das setzt allerdings voraus, daß alle Dinge dezentral in der jeweiligen Landessprache und im eigenen Kanton geregelt werden können. So etwas ist in der Schweiz möglich, im zentralistischen Deutschland eher nicht.
Was nicht funktioniert, auch in der Schweiz nicht, wären der Verzicht auf eine verbindliche Sprache in einer Stadt oder in einem Dorf oder auch in einem Bundesland. Im regionalen Bezug braucht es eine Verkehrssprache, und wenn es Suaheli ist.
Parallelgesellschaften in einem kleinräumigen bunten Mosaik aus exotischen Sprachen und Kulturen funktionieren nicht. Schon der Turmbau zu Babel ist daran in alttestamentarischer Zeit gescheitert. Auf das Problem kann die Politik mit zwei Strategien reagieren: Entweder die kulturelle Dominanz des Gastlandes zur Geltung bringen oder das Land in Kantone aufteilen: Neukölln für die Türken und Kreuzberg für die Araber, Mitte für die verbliebenen Berliner. So wird das zum Beispiel im Libanon gemacht. In Syrien und im Irak, aber auch in Libyen und in der Ukraine ist das versäumt worden und bedeutet verbissenen Bürgerkrieg.
Die Politik sollte sich frühzeitig und rechtzeitig genug für einen Weg entscheiden. Integration oder Kantonisierung. Deutschland ist kein armes Land und hat eigentlich die Chance Strahlkraft gegenüber zugereisten Völkern zu entwickeln. Die Kraft Deutschlands wird jedoch mit der teuren Energiewende, mit einer für Zuwanderer abstoßenden Kulturpolitik, öffentlich-rechtlicher Zwangsdesinformation, mit immer höheren Rechts- und Bürokratiekosten und auf vielen anderen Nebenkriegsschauplätzen verpulvert. Es hat sich eine Stagnationsstimmung breit gemacht, die auf Zugereiste und immer mehr Einheimische befremdlich wirkt. Wenn Deutschland die kulturelle Herrschaft zurückerobern will, muß es zur Marktwirtschaft mit gleichen Chancen für alle zurückkehren, seine Ausgaben auf wesentliches konzentrieren, eine für Zugereiste verdauliche Kulturpolitik machen und direkte Demokratie gestatten. Ein überbesteuerter und überverrechtlichter Zwangsstaat mit Denk- und Sprechverboten war noch nie ein Leuchtturm in internationalen Gewässern.