Die schrecklichsten Länder Europas
Nein! Nicht schon wieder die Finanzkrise! Nichts über Defizite, Schattenbanken und Politiker! Denn es ist Urlaubszeit. Also ist es Zeit um die schrecklichsten Reiseländer vorzustellen.
Platz 1 Österreich
In der Wachau 1992: Aus dem Hotel schaut ein Mann mit Fernglas nach unserem Autokennzeichen. Weil wir aus dem Osten sind müssen wir Vorkasse bezahlen.
Einreise aus Ungarn 1994: Eine lange Schlange an der Grenzstation, die Grenzer haben einen Ton wie die ehemaligen Grenztruppen der DDR.
Wiedereinreise aus Slowenien 1995: Weil ich am Kontrollhäuschen etwa 15 cm über die weiße Linie gefahren bin rastet der Grenzer völlig aus und wird unflätig.
Mautstation Europabrücke 1996: Mit einem großen Hymer-Karawan bin ich in die enge Gasse am Mauthäuschen eingefahren. Der Mautbeamte stellt seine Tätigkeit ein, um ein Frühstück zu machen und ich muß rückwärts wieder raus. Die Kunden hinter mir auch.
Tauerntunnel 2006: Das Autoradio weist auf Blockabfertigung hin. Ja, in Österreich wird man noch abgefertigt!
Zeltplatz Graz 2006: Auf dem Weg nach Griechenland machen wir eine Zwischenübernachtung in Graz. Im Umkreis von zwei Kilometern gibt es nirgends was zu Essen. Alles hat geschlossen. Wir mußten schon in Österreich an die Konserven gehen, die für die Reise durch Albanien bestimmt waren. In Albanien wiederum waren die Konserven nicht erforderlich.
Mautstation Europabrücke 2014: Es geht alles viel flüssiger als früher, im Häuschen sitzt kein Tiroler mehr, sondern eine schöne junge Dame vom Balkan. Sie hat nur eine kleine Macke: sie duzt auch Mautpflichtige, die dreimal so alt sind.
Etwas Außergewöhnliches darf ich nicht unterschlagen: Im Hotel Belvedere in Wien war der Eigentümer sehr nett, obwohl wir Ausländer sind. Auch in Österreich geht Freundlichkeit!
Platz 2 Frankreich
Elsaß 1991. Die beiden farbigen Grenzer grinsen mokant, als sie unser Fahrzeug mit Ostkennzeichen sehen. Der Pensionswirt, ein geborener Rumäne, empfängt uns mit der Bemerkung: „Es gibt Thüringer und Türringe.“ Seine französischen Gäste bekommen das Frühstück auf der Terrasse, wir im Zimmer auf dem Nachttisch. Nach der Besichtigung des Straßburger Münsters setzen wir zum Bodensee um.
Tankstelle bei Lyon 1996: Ich sage der Kassiererin die Tanksäulennummer auf Deutsch und Englisch. Sie versteht nicht und ich versuche es auf Italienisch (ist ja auch eine romanische Sprache), dann auf Polnisch und schließlich auf Ungarisch. Zum Schluß auf Russisch stilgerecht mit einem saftigen Fluch garniert (zur Teufelsmutter). Umsonst. Vom Ende der Schlange, die sich inzwischen gebildet hatte, kommt ein Westdeutscher und hilft mir.
Zeltplatz in Französisch-Katalanien 1997: Dasselbe wie ein Jahr vorher in Lyon. Nach Polnisch knickt der Platzwart ein und versteht plötzlich Englisch. Die nächsten Tage ging es mit der Verständigung schon viel besser. Das Management des Campings hat jede Nacht Englisch gebüffelt.
Hotel bei Toulon 1998: Wir sind 18 Uhr in ein Hotel ohne Rezeption eingefahren. „Hotel Komplett“ meldet der Automat. Gut denke ich, hier gibt es vollständigen Service. Aber es kommt keine Schlüsselkarte aus dem Automaten. Nach einigen Versuchen stelle ich auf Englisch um. „Empty“. Das Hotel war voll, aber die Schranke war zu. Wir kamen ohne Schlüsselkarte nicht wieder raus. Ein Teufelskreis! Über ein Beet ging ich ins Nachbarhotel mit Rezeption. Dort konnte kein Mensch Englisch und andere Sprachen (war zu erwarten). Wir hatten einen schweren Geländewagen. Mit dem sind wir über die Beete und die Böschung zum anderen Hotel übergesetzt und von dort aus in den öffentlichen Verkehrsraum. Wenn´s nicht geht wie man will, muß man tun was man kann.
Platz 3 Crna Gora
Durchreise 2006: Am Grenzübergang trifft ein Taxi aus Kroatien ein, ein Mann steigt aus und geht mit einem angeketteten Aktenkoffer und einer Zigarre zu Fuß über die Grenze. Eine Polizeieskorte steht bereit und geleitet ihn mit Blaulicht und hoher Geschwindigkeit ins Landesinnere. An der Straße zahlreiche Baustellen. Daneben schlafen die Arbeiter. Sie haben Bierflaschen mit der Größe von Feuerlöschern im Arm. Mindestens 1,5 Liter. Damit sie nicht aufwachen ist die Geschwidigkeit von 30 km/h ausgeschildert. An einigen Berghängen wird gerade der Müll verbrannt. Hinter jedem vierten Baum stehen zwei Verkehrspolizisten. Im Landesinneren schon wieder eine Blaulichteskorte, kurz danach ein Unfall mit Stau. Ein kleiner Kieslaster liegt umgedreht auf einem Kleinwagen. Die Insassen sind tot. Zwei Fußballmanschaften treffen ein, um den Laster zu drehen. An der Straße fallen mir skurrile Aufsteller auf, auf denen eine Frau dargestellt ist, die mit der Sense Männerköpfe mäht. Für den Abend haben wir uns aus dem ADAC-Führer einen schönen Zeltplatz ausgesucht. Er ist jedoch von der Armee beschlagnahmt worden und wir werden abgewiesen. Ein netter Eingeborener stellt uns seinen Garten zum Übernachten zur Verfügung. Bei der Wiedereinreise aus Albanien müssen wir eine Öko-Plakette kaufen, die sich die Grenzbeamten als Zuverdienst ausgedacht haben. Für die Müllverbrennung an den Berghängen?
Fazit: Es gibt überall die letzten Paradiese: Wer schlecht gelaunte Leute und ausbaufähigen Service kennenlernen will, dem sei Österreich zu empfehlen. Wer von den Eingeborenen nicht verstanden werden will, für den ist Frankreich ein Muß! Der Freund des Skurrilen wird seinen Spaß eher in Crna Gora haben.
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