Risiken der Gesellschaftsklempnerei
Im letzten Bundestagswahlkampf wollten die Grünen den Veggie-Day einführen. Und davor hatten sie ein Problem mit Kinderschänderei. Das war den Medien dicke Schlagzeilen wert. Seitdem hat man von den Grünen nichts mehr gehört. Es gibt aber viele Themen, für die die Grünen nach wie vor stehen.
Das grüne Weltbild wie ein industrielles Müsli aus verschiedensten syntetischen Teilchen zusammengewürfelt. Das ist kunterbunte Vielfalt. In dieser Vielfalt fehlt der rote Faden. Folgende Konflikte zeichnen sich deshalb ab:
Der Konflikt zwischen Homos und Moslems. Manche Ausländer, insbesondere Moslems waren den Grünen immer hochwillkommen. Genauso wie die politische Homosexualität. Kulturell sind beide Anschauungen miteinander schwer vermittelbar. In Frankreich ist die Emanzipation der Araber von der politischen Linken in der rotgrünen Regierungsperiode des Präsidenten Hollande weit vorangeschritten. Fromme Moslems filzen gerade Bibliotheken auf Genderliteratur und protestieren gegen die Homoehe.
Der Konflikt zwischen Vegetariern und Biotierhaltern. Auf den Biohöfen grummelt der Unmut über Vorstöße der Parteispitze zu fleischfreien Tagen vor sich hin. Was kann ein Biobauer dafür, daß sein Hof irgendwo im Westerwald, im bayrischen Wald oder im Allgäu über der Anbaugrenze für Biogemüse liegt? Die Trennung in Ackerbauern und Viehzüchter erfolgte historisch nicht aus ideologischen Gründen, sondern wegen unterschiedlichen klimatischen und bodenkundlichen Voraussetzungen. Wenn heute etwas anderes behauptet wird, zeigt das nur, daß die Politiker den Draht zur landwirtschaftlichen Praxis entweder verloren oder nie gehabt haben. Wie will der Bauer den Humusgehalt des Bodens ohne tierischen Dung aufrechterhalten? Bei Vegetarismus kann nur noch künstlich gedüngt werden. Das sind die sogenannten humuszehrenden Verfahren. Die wollen die Grünen eigentlich nicht.
Verteilungskämpfe zwischen Photovoltaikern, Windmüllern, Biogaserzeugern und Rapsbauern. Man kann im Internet eine Recherche machen, wie sich die verschiedenen Energieerzeuger gegenseitig madig machen. Brennende Rotoren von Windmühlen, abgeworfene Flügel, Entzug von Flächen für die Nahrungsmittelproduktion durch Photovoltaik- und Rapsfelder, tote Vögel unter Hochspannungsleitungen…
Konflikte zwischen verschiedenen religiösen Strömungen des Islam. Frau Roth hat mit ihrem Besuch in Istanbul eine glasklare Stellungnahme gegen Ministerpräsident Erdogan abgegeben. Zu wessen Gunsten ist allerdings völlig undurchsichtig. In der größten türkischen Stadt gibt es neben Erdogans frommer AKP viele Aleviten, Kemalisten, Gülen-Fans, Kurden und einige wenige Sozialisten. Wenn die Grünen hier Stellung nehmen, verlieren sie sich im orientalischen Machtpoker. Der SPD passiert das gerade in Leipzig. Fundamentalistische Jungsozialisten und liberale Gülen-Anhänger sind ineinander verbissen. Es ist nicht einfach herauszufinden, wer von den morgenländischen Strömungen den rotgrünen Moralansprüchen wirklich entspricht…
Konflikte zwischen FeministInnen und BurkaträgerInnen. Auch hier: Die Zahl der korantreuen GanzkörperschleierträgerInnen wächst schneller, als die Zahl der FeministInnen. Es sind übrigens nicht nur Muslime, die eigene Vorstellungen von Frauenrechten haben. Ich habe mal zugesehen, wie die Leibwache eines Sinti- oder Romakönigs eine junge Frau eine Stunde nach allen Regeln der Kunst vermöbelt hat. Grund war, daß sie sich trotz Menstruation mit an den langen Stammestisch gesetzt hatte. Die tschechische Polizei blieb wegen Unterzahl, schlechter Bewaffnung (Hauptwaffen der dortigen Sicherheitskräfte sind traditionell Messer und Gabel) und schwebendem Rassismusverdacht vorsichtshalber auf 200 Meter Abstand.
Konflikte zwischen Vertretern der These der Einmaligkeit der Naziverbrechen und Holocaust-Leugnern. Mit der wachsenden Zahl von Zugereisten wächst die Zahl der Antisemiten deutlich. In Frankreich ist die Entwicklung etwas weiter und die Juden sind beim Auswandern. Irgendwann ist der Antisemitismus vor allem in Westeuropa wieder hoffähig. Ich will das nicht werten, sondern feststellen.
Die Grünen glauben, daß sie alle Leute, egal ob Zuwanderer oder Eingeborene, nach ihrem Parteiprogramm umerziehen können und die oben angedeuteten Widersprüche kanalisieren und auflösen können. Das hat die grün inspirierte Jugendbewegung von 1890 bis 1933 schon einmal versucht und nicht so erreicht, wie sich die damaligen elitären Schlafwandler das gedacht haben. Rausgekommen ist nicht grün, sondern braun und zwischen 1945 und 1968 war dann eine von den Alliierten verordnete Sendepause, die im Osten sogar bis 1989 dauerte. Die grüne Umerziehung wird auch im 21. Jahrhundert nicht nach Plan funktionieren. Gesellschaftklempnerei hat komplexe Risiken, ist hochriskant…
Klasse, so klar hat mir noch niemand die grünen Strömungen auseinanderlegen können.
Als noch nicht klar war, dass die Grünen nichts zum Umweltschutz beitragen wollen, hab ich die mal gewählt. brrr. (Ekel mich gerade vor mir.) Heute freue ich mich diebisch auf diese aufziehenden Konflikte.