Die Pferde stehen im Wasser und saufen zu wenig
„Wir können durch Internationale Maßnahmen nicht bewirken, daß die Pferde trinken. Das ist ihre eigene Sache. Aber wir können sie mit Wasser versorgen“ schrieb John Maynard Keynes 1933 in Bezug auf die Wirtschaftssubjekte, die er mit Pferden verglich. Der Keynesianismus predigte antizyklisches Gegensteuern des Staates gegen Nachfrageschwankungen. In Perioden geringer Nachfrage sollte staatliches Geld in die Wirtschaft geworfen werden, um es in der Konjunktur wieder einzufangen oder abzuschöpfen. Aus zweierlei Gründen funktionierte es nicht so, wie von Keynes gedacht. Für Medien und Politiker ist eigentlich immer Krise. Eher spart ein Hund einen Knochen, als daß ein Politiker in der Hochkonjunktur Geld übrig hat. Und das Geld, welches man dem Wirtschaftskreislauf zur Verfügung gestellt hatte, konnte nicht wieder eingesammelt werden, weil offensichtlich immer ein Teil verlorenging.
Ein aktuelles Beispiel zeigt das. Die Qualitätspresse jubilierte gerade, weil das amerikanische Wirtschaftswachstum im dritten Quartal des Vorjahrs 4 % betrug (aber eben nur im 3. Quartal). Der naive Leser könnte nun denken: prima, endlich wirkt die Geldpolitik der FED. Danke, Bernanke! Aber wenn man gegenüberstellt, was die FED investiert, und was herauskommt, stellt der erstaunte Analyst einen Schlupf fest. So wie ein ausgeleierter Transmissionsriemen auf der Antriebswelle und der Arbeitswelle rutscht und das Drehmoment bei den Maschinen nicht voll ankommt.
Das Bruttoinlandsprodukt der USA betrug 2013 16,7 Bio. US$. Ein Wachstum von 4 % wären 668 Mrd. $. Das amerikanische Haushaltsdefizit betrug 2013 1,18 Billionen $. Das Haushaltsdefizit war im 3. Quartal etwa doppelt so groß, wie das Wirtschaftswachstum. Die Hälfte der Ausgaben wäre nicht wirksam geworden.
Im Gesamtjahr 2013 war es jedoch viel schlimmer. Da betrug das Wirtschaftswachstum nämlich nur 2,2 %, also etwa 360 Mrd.$. Das Haushaltsdefizit war 4 mal höher, als das Wachstum. Für einen Dollar Wachstum muß der Staat mittlerweile vier Dollar Schulden machen.
Der Keynesianismus funktioniert offensichtlich nicht. Über die Ursachen kann man spekulieren. Natürlich wird viel Geld im Ausland ausgegeben. Das Außenhandels- und Dienstleistungsdefizit der Vereinigten Staaten sinkt zwar, betrug 2013 aber immer noch etwa 500 Mrd. $. Wenn man das Handelsdefizit mit dem Wachstum zusammenrechnet kommt immer noch deutlich weniger raus, als das Haushaltsdefizit ist. Es bleibt ein Schlupf:
360 + 500 = 860 < 1.180
Amerika wird seine Probleme irgendwann lösen. Vielleicht durch billige Energie und einen reichen Kindersegen. Aber bestimmt nicht durch neue Schulden. Die amerikanischen Pferde stehen bis zum Hals in Liquidität. Aber der druckfrische Dollar ist bestimmt kein gutes Futter…