Wie lange haben Finanzkrisen in Deutschland gedauert?
Die Infektion der deutschen Banken mit der Finanzseuche erfolgte schleichend nach dem Jahr 2000. Die Symptome der Krankheit brachen 2008 aus und beschäftigen die Notärzte auf den Intensivstationen EZB, Bundesbank und Kanzleramt nun das fünfte Jahr. Um eine Prognose zu erstellen, wie lange die Krise des Patienten noch dauert, kann man sich die Finanzkrisen von 1914 bis 1924, die von 1936 bis 1948 und die von 1974 bis 1989 ansehen.
Die erste Krise der Reichsmark begann im Frühjahr 1914, als die Papiermark nicht mehr in Gold umgetauscht wurde. Das ermöglichte dem Staat ab dem Spätsommer 1914 einen langdauernden Krieg zu führen und diesen durch die Notenpresse zu finanzieren. Der Sparer wurde aufgefordert seine Metallsachen abzuliefern und Kriegsanleihen zu zeichnen, die nach dem Sieg über die Feinde mit Gewinn zurückgezahlt werden sollten. Viele Künstler, die sich später als Pazifisten ausgaben, zeichneten die Werbeplakate für die Anleihen und die Bürger kauften für 98 Mrd. Mark. 60 % der Kriegskosten wurden vom Bürger freiwillig bezahlt! Nach dem Sieg über Rußland im März 1918 glaubten noch viele Spekulanten, die in diese Papiere investiert hatten, an Renditen. Ein halbes Jahr später erfolgte die deutsche Kapitulation. Der Staat war wegen den Anleihen bei seinen Bürgern hoch verschuldet und begann ab 1920 die Geldmenge immer schneller auszuweiten, um Teuerung zu erzeugen. Das gelang 1923 auch und entlud sich in einer Hyperinflation. Der Staat war seine Schulden los und die Bürger ihr Geld. Das interessante ist, daß die Bürger sich die ganze Kriegszeit und danach bis 1921 etwas vormachten. Sie blieben dem Papergeld bis zum Schluß treu, ohne frühzeitig in Sachwerte zu gehen. Man konnte nach 1914 zwar kein Gold mehr tauschen, Lebensmittel gab es auf Marken, der Gang zum Juwelier und zum Kunsthändler wäre jedoch noch möglich gewesen, um etwas Papiergeld anzulegen.
Ähnlich verhielt es sich in der Papiergeldkrise von 1936 bis 1948. Gold hatte der rauschgiftsüchtige Hermann Göring bereits 1936 verboten, der Gang zum Juwelier und zum Kunsthandel war jedoch noch möglich. Aber bis 1942 sahen die Untertanen keinen Grund zu handeln, es sah ja alles so gut aus. Halb Europa war erobert und niemand dachte an Wertaufbewahrung. Das änderte sich nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus. Nun wurden Wertgegenstände dringend benötigt, um Lebensmittel zu tauschen. Für Papiergeld bekam man beim Bauern und beim Händler nichts. Entweder brauchte man Marken oder Sachwerte, am besten beides. Das Papiergeld wurde 1948 übrigens weitgehend entwertet. Auch hier die Diagnose: Die Bürger reagierten wieder nicht, solange noch Zeit war.
Die Endkrise der DDR begann mit der Verteuerung des Erdöls 1974. Bei der Bevölkerung gab es einen zunehmenden Geldüberhang, der mangels dauerhafter Ware nicht wertbeständig ausgegeben werden konnte. Auf einen Trabant mußte man 20 Jahre warten, Gold gab es nicht, selbst für einen Ehering mußte man Gold abgeben. Antiquitäten wurden von der Stasi nach Holland verkauft, wertbeständigen Alkohol gab es nicht. Das Kreuz des Südens und die Verschnitte aus hochwertigen Importweinen waren nach dem Durchtrennen des Stacheldrahts nicht mehr handelbar, die konnte man nur selbst hinter die Binde gießen oder wegschütten, So saßen die Leute 1989 auf ihrem Papiergeld und hatten Angst vor dem Verlust des Ersparten. Vor dem Laden, wo die russischen Radugas verkauft wurden, bildeten sich lange Schlangen. Einige Genossen mit guten Beziehungen versuchten noch schnell ein volkseigenes Grundstück zu kaufen. Normalerweise wäre wieder alles weg gewesen, aber Helmut Kohl tauschte 1:1 um.
Im Jahr 5 der aktuellen Finanzkrise ist derzeit noch Zeit zum Handeln. Es gibt fast alle Sachwerte zu halbwegs vernünftigen Preisen. Wie die Geschichte zeigt, kann sich das schnell ändern, weil zu aktuellen Preisen viel mehr Geld unterwegs ist, als Sachwerte.
Zur Dauer: Nach 5 Jahren war in Deutschland noch nie eine Finanzkrise zu Ende. Die bisherigen haben alle zehn Jahre oder länger gedauert. Durch Sparen, Wirtschaftswachstum und Schuldenbremse ist in Deutschland übrigens noch keine Finanzkrise beendet worden. Wäre ganz was Neues!
Helmut Kohl tauschte nur 4000 Mark 1:1.
viele Grüße
endlich jemand, der die Wahrheit ausspricht: lange Kriege gibt es nur mit beliebig vermehrbarem Papiergeld.
hier
http://martin-schweiger.com/2013/04/11/cui-bono-ohne-falschgeld-gibt-es-keine-kriege-mehr/
hat Martin Schweiger Ihr Thema parallel bearbeitet, mit einem dazu passenden Filmausschnitt aus einem Kinothriller.
Vielen Dank für den Mut, die Wahrheit zu sagen!
Franz
“Wenn meine Söhne nicht wollen, dann gibt es keinen Krieg”
http://lupocattivoblog.com/vorbemerkungen/preise-und-inflation/