Ohne Bildungsbürgertum geht nichts
Eine Revolution ist ein komplexer Prozeß. Bei der Entstehung der Bedingungen muß man Einflüsse aus dem Ausland und interne Entwicklungen unterscheiden. Außerdem haben die Ereignisse eine Zeitachse, bei der die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen die Stufen der sozialen Pyramide langsam heruntersteigt. Ja, herunter, und nicht wie sich das Fritzchen denkt: herauf.
Eine kleine Zeitreise kann das verdeutlichen: Seit Mitte der siebziger Jahre verschlechterten sich die äußeren Randbedingungen der SED-Herrschaft in der DDR beständig. Der von der Sowjetunion ab den 70ern verlangte Erdölpreis brachte die deutschen Genossen in große Schwierigkeiten, denen mit einer Jurassic-World-mäßigen Braunkohlerenaissance begegnet wurde. Der Nettoertrag von Exporten sank beständig und zeigte bereits um 1980 vereinzelt negative Vorzeichen. Und die Perestroika von Michael Gorbatschoff brachte die Führung auch ideologisch in die Defensive. Der Cheftapezierer des Politbüros, Kurt Hager, wollte keinen Tapetenwechsel und mußte sich für das Rausschieben von Renovierungsarbeiten ständig rechtfertigen.
Im Innern der monarchieähnlichen Republik blieb es bei den Ausführenden von rein reproduktiven Tätigkeiten und in Berufszweigen mit Sonderversorgungssystemen lange Zeit ruhig, während es dort, wo es zum Arbeiten geschlossener Weltbilder und Mentalitäten bedurfte, ab den 70er Jahren zu gewaltiger Unruhe kam.
Ein Brandherd war der Komplex aus Kunst und Kultur. Nach der Biermann-Ausweisung gewannen die Proteste ein für die Führung überraschend frustrierendes Ausmaß. Und die entstandene Unruhe ließ sich nur schwer bekämpfen und flachte auch nicht ab. Selbst das Ventil der Ausreise und Ausschaffung von Querulanten brachte kaum Erleichterung. Aus einem abgeschlagenen Dissidentenkopf wuchsen drei neue nach. Bis zum Ende des Stalinismus zog keine wirkliche Ruhe mehr in den Kulturbetrieb ein. Auch in der Wissenschaft gab es Stunk. Ich möchte als Beispiele nur mal den jahrzehntelangen Kampf von Lieselotte Welskopf-Henrich um die Anerkennung der asiatischen Produktionsweise als ökonomische Formation erwähnen. Ihr Gegner bei der Akademie der Wissenschaften hieß bezeichnenderweise Werner Hartkopf. Oder den Kampf von Professor Harry Nick gegen Parteichef Honecker um den wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Honecker bezweifelte zeitweise sogar, daß es diesen überhaupt gab. Und die Kämpfe zwischen Betonfraktion und Pragmatikern um die Richtung in der Staatlichen Plankommission.
Die Unruhe, die in Ideologie, Wissenschaft und Wirtschaftslenkung ausbrach, stieg im Verlauf von 20 Jahren die Stufenleiter der gesellschaftlichen Pyramide herunter und erreichte Ende der 80er Jahre die unteren Parteigliederungen und 1989 das einfache Volk. Daß dieses „einfache Volk“ unvermittelt die Revolution beginnt, das gibt es nur in tschechischen Gebrüder-Grimm-Verfilmungen oder Hollywoodproduktionen: Wenn der Märchenprinz gerade den Brotpreis heraufgesetzt hat. Das ist vulgärmaterialistische Trivialgeschichte und sonst nichts.
In der Praxis sieht das anders aus: Zuerst muß das Bildungsbürgertum aus der regierten Bahn geworfen werden, Zweifel bekommen, seine Gefolgstreue verlieren. In der regierenden Kamarilla und deren Umfeld müssen die Selbstzweifel wachsen.
Das war vor der französischen Revolution so, vor der Oktoberrevolution in Rußland, vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten und vor der 89er Revolution in Osteuropa. Das Bildungsbürgertum hat alle diese Umstürze vorbereitet und wurde nach jeder dieser Revolutionen von den Hebeln der Macht wieder verdrängt. In Frankreich arbeitete die Guilloutine rund um die Uhr, um die Girondisten loszuwerden. In Rußland beseitigten die Genickschußanlagen im Akkord Leninisten und Trotzkisten, in Deutschland wurden die jüdischen und schwulen Jugendbewegten die ersten Opfer der Säuberungen. Auch den osteueropäischen Vordenkern der achtziger Jahre war keine machtpolitische Perspektive vergönnt. Sie müssen heute zusehen, wie in der reaktionären Merkelzeit Stasi und SED ihr häßliches Haupt erheben und triumphieren: Wille, Bretschneider, Kahane. Jede Revolution frißt ihre Intellektuellen.
Trotz der erwiesenen machtpolitischen Impotenz des Bildungsbürgertums muß man seine Rolle bei der Vorbereitung von Revolutionen erkennen und nutzen. Sonst wird man als Revolutionär Schiffbruch erleiden. Auf den Flügeln dieser Schicht schwingt sich das politische Genie (der Begriff hier mal völlig wertfrei benutzt) in die Höhe. Die „nützlichen Idioten“, wie Lenin sie nannte. Die „Rückwärtse“ hießen sie bei Hitler. „La Faction“ (der Klüngel) war die Bezeichnung bei Robespierre.
Die AfD hat das Zeug, das Bildungsbürgertum anzusprechen. Das Parteiprogramm ist eine Fundgrube für den Wahrheitssuchenden. Aber es fehlen die Personen, um das Programm an Intellektuelle zu vermitteln und zu verkaufen. Frauke Petry will zwar, kann aber nicht, Björn Höcke kann zwar, will jedoch nicht.
Frauke Petry redet wie ein Maschinengewehr. Sie schafft es dank dieser Gabe zuweilen, in Quasselshows des Fernsehens nicht unterbrochen zu werden. Aber es fehlt einerseits der überspringende intellektuelle Funke, andererseits wird das Herz des Zuhörers nur gelegentlich erreicht. Sie hat eine große Freude daran, die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer in einer Fülle von abfolgenden Themen geradezu zu ersäufen. Wie in einem Abnutzungskrieg. Als müsse sie sich stets gegen den Medienvorwurf verteidigen, eine Ein-Themen-Partei zu repräsentieren.
Björn Höcke erreicht dagegen das Herz seiner Zuhörer, er beackert selten mehr als drei Gegenstände, aber Intellektuelle interessieren ihn kaum. Er predigt am liebsten vor Handwerkern und Arbeitern, weil er der Meinung ist, daß nur diese vom Staat nichts zu verlieren haben und eine treue Anhängerschaft sind.
Das Ansprechen des Bildungsbürgertums hat nichts, aber auch garnichts mit der Präsenz in den Lügenmedien zu tun. Beppe Grillo beweist in Italien schon seit mehr als einem Jahrzehnt, daß die Erringung der Meinungsführerschaft bei den Intellektuellen auch im Kampf mit dem Staatsfernsehen und mit den Zeitungskonzernen nicht nur möglich, sondern geradezu erfolgversprechend ist. Auch die Destabilisierung der Herrschaft des Ostberliner Politbüros lief zu 100,5 % ohne die Parteizeitungen und ohne das Fernsehen aus Adlershof. Die straffe russische Zensur hat gegen den Zusammenbruch der Zarenherrschaft nichts ausgerichtet.
Diejenigen, die glauben, daß man durch Anbiederung an die Systemmedien und den Zeitgeist der vergangenen Jahrzehnte zum Ziel kommt, sei immer wieder das traurige Beispiel der FDP eine Warnung. Wer sich von den Medien abhängig macht, wird von diesen fallengelassen, wie die Pünktchenpartei nach ihrem größten Erfolg 2009. Mit einem Aufstand gegen die Bankenrettungspakete hätte sie ihr eigenes Fell noch retten können, aber selbst diese letzte Chance wurde aus Angst vor dem betroffenen Gesicht von Laus Leber und der eigenen Courage vertändelt.
Die AfD sollte etwas mehr Wert auf ihre Meinungsführerschaft im Bildungsbürgertum legen. Dabei sind Personen wie Alexander Gauland und Jörg Meuthen mit ihrer Themenpalette und persönlichen Ausstrahlung überzeugender als Frauke Petry und Björn Höcke. Höcke hat sich vor der Bundestagswahl mit seiner Nichtkandidatur bereits verantwortungsbewußt zurückgenommen. Frauke Petry sollten wir einen gesunden Nachwuchs wünschen, mehr Gelassenheit und deutlich weniger Fixierung auf Höcke.
Wie kann die AfD eine erfolgreiche Partei werden?
Der Stufen-Plan zur erfüllten Harmonie!
1. Rausschmeißen! Höcke! Poggenburg! Gauland! Hampel! Alle raus! Raus! Raus! Raus! Und alle die damit zusammenhängen!
2. Pretzell und Petry raus! Raus damit! Wegen der Kontakte zu Le Pen, Schießbefehl – und Berliner Attentatsäußerungen! Das ist alles schädlich! Also raus damit!
3. Alle nichtliberalen und irgendwie konfliktträchtigen Personen müssen raus! Raus! Raus! Raus!
4. Der Parteislogan heißt von nun an: “Die Partei, die Partei, die hat immer recht!”
5. Auf einem Sonderpartei “Unsere Partei wird föner” fusionieren Bernd Luckes LKR und die Rest-AfD. Die Partei führt nun den Namen “Liberal liberale Liberalisierer” “LiLiLi”.
6. Die Doppelspitze Bernd Lucke und Leila Bilge wird mit 99,9% der Stimmen gewählt. Drei offen auftretende Widerständler werden sofort ausgeschossen.
7. Die allseitige Harmonie des früheren Zustandes wurde nun wiederhergestellt.
8. Die LiLiLi erzielt bei der Bundestagswahl satte 0,9%. Die Doppelspitze verkündet: “Wir haben unser Ziel erreicht”!
Frauke Petry handelt wie eine Agentin im fremden Auftrag
Eine gute Analyse zum Bildungbürgertum und den Intellektuellen und Künstlern der ehem. DDR.
Vor einigen Jahren hatte ich die Thematik bereits in einem Vortrag zum Fernsehen der DDR angesprochen.
https://text030.wordpress.com/2014/06/07/das-ddr-fernsehen-eine-innensicht-referat-fur-die-konrad-adenauer-stiftung-zum-thema-massenmedien-in-der-ddr-bildungszentrum-schloss-wendgraben/
Der olle Marx setzte ( das „Lumpenproletariat“ ausklammernd) auf die Werktätigen: Sie hätten nichts zu verlieren außer ihren Ketten.
Lenin machte sich Gedanken, warum die Bauern eine problematische Klientel für die Revolution sind: Zwei widerstrebende Seelen in einer Brust, deren eine die des Malochers ist. Die andere, der Pferdefuß, hingegen der Unternehmer, der Kapitalist, sei. Mit dem bekannten Profitstreben. Im „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ D“D“R machte das dann große Probleme. Auch die Nationalsozialisten hatten seit dem „Tag von Potsdam“ und der „Röhm-Affäre“ Schwierigkeiten mit ihrer reinen Lehre.
Von Gottfried Benn dank Gerhard Löwental(ZDF-Magazin) bin ich nun überzeugt:
„Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intelligenz vor den politischen Zweckmäßigkeiten.“
Und so habe ich Nationalsozialismus, Internationalsozialismus und vor allem das herrschende BRD-System mit seiner „Intelligenz“, seinem Mittelstand, seinen „Kulturschaffenden“ erlebt bzw. nacherlebt. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Deshalb meine ich, daß vor allem die unteren Schichten, die vielbeschworene werktätige Bevölkerung, in unserem Sinne revolutionäres Potential besitzt. Die anderen erst, wenn es an ihre volleren Fleischtöpfe geht. Denn mit vollem Bauch studiert es sich bekanntlich nicht nur so gut, es werden auch keine Revolutionen gemacht. Deshalb mein Rat: Das eine ein bißchen tun, das andere jedoch auf keinen Fall lassen! Wahlen werden durch die Volksmassen entschieden und nicht durch etwas Elite mehr oder weniger. Zumal, wenn diese es z.T. darauf angelegt zu haben scheint, sich mehr und mehr selbst zu bekriegen und ähnlich wie die PIRATEN in den Orkus der Geschichte zu befördern!
Ich will Ihnen ja nicht Ihre komplette Idee kaputtmachen, aber das Bildungsbürgertum war an keiner der von Ihnen aufgezählten sogenannten Revolutionen beteiligt und schon gar nicht Anführer.Umstürze werden immer entweder unmittelbar von der (ich nenne das jetzt mal so) Volksmasse initiiert oder von Aufwieglern oder von außen. Die französische Revolution ist hervorgerufen druch eine Hungersnot wegen einer englischen Blckade. Die russischen Revolutionen (man muss ja die von 1905 und die Februarrevolution dazuzählen) wurden in Gang gebracht durch Agenten, die von außen nach Russland mit dem Ziel der Destabilisierung des Zarenregimes eingeschleust wurden; dazu zählen neben Lenin vor allem Leo Bronstein, Leo Rosenfeld, Meir Wallach und anderen. Sie wurden aus dem Ausland finanziert, wobei der Anteil der Gelder aus Deutschland nur einen Bruchteil ausmachten. Es bestand in Russland zu dieser Zeit niemals eine revolutionäre Situation, die das Volk hätte auf die Straße gebracht. Die sogenannte Friedliche Revolution in der DDR war eine der ersten von Soros´ NGOs organisierten Farbrevolutionen. Zuvor war die DDR durch Wirtschaftsboykott und Sanktionen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht worden. Auch hier nirgendwo Bildungsbürgertum.
Was die AfD betrifft: Petry gehört nicht zum Bildungsbürgertum oder vielleich nicht mehr. Die Aktionen, die sie momentan initiiert, beruhen auf ihren wirtschaftlichen Problemen. Höcke ist ein Bildungsbürger und der hat auch verstanden, dass man vor Arbeitern, Bauern, Handwerkern ect. auftreten, sprechen und denen die Situation, in die uns das Merkelregime gebracht hat, vor Augen führen.
Sicherlich läßt sich trefflich streiten über Dr. Prabels steile These des Bildungsbürgertums in der DDR, insbesondere über seine revolutionäre Rolle.
Meines Erachtens gab es dieses Bildungsbürgertum höchstens nur noch in Relikten, zumindest in seiner apolitischen Ausbildung.
Bildung und Bürgertum in Konglomeration braucht auch eine gewisse materielle Basis, und daran gebrach es weitgehend sowohl wegen der allgegenwärtigen Gleichmacherei des Sozialismus auf niedrigem Niveau als auch der jahrzehntelangen Indoktrination.
Bürgertum wurde per se und marxistisch-leninistischer Definition schon weitestgehend marginalisiert.
Aber Ihrer noch viel steileren These der Sorosschen Farbrevolution in der DDR muß ich entschieden Folgendes entgegensetzen: Ich weiß nicht, wer oder was Sie Ende der 80-iger Jahre waren, ob Ossi oder Wessi.
Daß aber eine gewisse „revolutionäre Situation“ schon lange schwärte, kann ich nur zu gut aus eigenem Erleben als gelernter DDR-Untertan bestätigen.
Es verwundert ohnehin im Nachhinein nur die Tatsache, daß der Kollaps des Regimes nicht schon eher erfolgte; allerdings nur, wenn man den Fortschritt der Sklerose der eigentlichen „Eltern“ der DDR außer Sicht läßt. Die DDR war ja das Zeugungsprodukt einer Vergewaltigung gewesen.
Niemals haben Soros und Konsorten als Personen diesen Einfluß genommen, um eine angeblich unmündige und willenlose Menschenmasse zum Rebellentum zu führen.
Soros war damals noch schwer mit Profitmachen beschäftigt; sein aufgesetzter Pseudo-Altruismus-Aktionismus kam erst viele Jahre später zum Wirken, und zwar als Reaktion auf den Sturz des Sowjetkommunismus als weltpolitisch relevante Macht, und nicht als dessen Verursacher.
Oder war der Kerl bereits Ende der 40-er Jahre mit seinen Stiftungen aktiv? Wollen Sie seit dem Beginn der ideologischen Frontstellung des (damaligen) westlichen Systems gegen den Sowjetkommunismus dem Manne eine entscheidende Rolle zumessen?
Daß dieser Staatssozialismus in Mittel-/Osteuropa zusammenbrach, das hat das System ganz allein vollbracht. Es kam nicht mehr hinterher mit den vielen Verplombungen in seinem Staudamm; es waren am Ende einfach zuviele Lücken darin entstanden!
Die Kommentare bei PI und auch hier zweifeln oft an der Existenz des Bildungsbürgertums. Sicher kann man dazu nicht die grünen Idioten rechen, die ein bremisches oder nordrhein-westfälisches Notabitur vorzuweisen haben. Menschen mit einem Bildungshorizont – durch irgendwelche Zettel bescheinigt oder auch nicht – gibt es immer noch. Und hat es immer gegeben. Das ganze Internet ist voll davon. Man lese mal die Kommentare der Zeitungen oder der Blogs. Man darf sich nur bitte nicht die Flachzangen Roth oder Göring-Eckhardt darunter vorstellen. Und die Verbotstante für alles und jedes – wie hieß die eigentlich noch?
Interessante Diskussion.
Mal konkret: mein wöchentlicher Spazierweg führt mitten durch das Gebiet Bremer Bildungsbürger, eine recht wohlhabende, befriedete Gegend mit Erbgrundstücken, Jugendstilhäusern, schicken Vorgärten, Reformhaus, Fremdsprachenkindergarten und jeder Menge Fachgeschäfte, die nur dort ihr Auskommen finden, weil die Bevölkerungsgruppe genug Einkommen erwirtschaftet. Der Ausländeranteil ist gering, es geht recht (spieß-)bürgerlich, aber selbstverständlich multikulturell und politisch korrekt zu, mit allem Öko- und heilpraktischem Firlefanz, der natürlich auch dazugehört. Auch Feinkost- und Sprituosengeschäfte finden sich dort. Hinter dem Haus steht der SUV neuster Baureihe, vor dem Haus das teure Hightech-Tourenrad der nahen Fahrradmanufaktur. So leben die Leute dort, wo SPD und Grüne die überwältigende Mehrheit stellen. Alsmich vor ein paar Mknaten im dortigen Reformaus ein Fläschchen Pflanzentropfen besorgen wollte, zuckte der Inhaber bedauernd die Schultern und sagte zu mir, ein Stammkunde habe den kompletten Bestand aufgekauft, um Bekannte in den USA damit zu versorgen, die seit ddm Trump-Sieg außef sich geraten wären. Ich verließ den Laden mit dem Bekenntnis, dass ich Trump gewählt hätte, wäre ich Amerikaner. Ich hinterließ allgemeine Schnappatmung.
Das sogenannte Bildungsbürgertum – wenn es denn überhaupt noch existiert – ist fanatisiert und unbelehrbar, diese Leute können nur durch den wirtschaftlichen Niedergang plus Einfall vagabundierender Migranten in ihre Privatsphäre zur Einsicht kommen. Erst wenn der Schulweg ihrer multikulturell indoktrinierten Kinder mit der Bioreformkost in den Schultaschen durch kriminelle Banden gefährdet ist, weil der Sozialstaat zusammenbricht, dann werden diese Herrschaften aufwachen. Die Revolution habe dann schon längst andere begonnen. Soviel zum Thema Bildungsbürgertum.
Chris Bent beschreibt es super.
Die Bildungsbürger (von gestern) wollen „weiter so“, weil sie, wie die meisten die Zukunft extrapolieren „gestern war gut, heute auch, ergo morgen auch“. Falsch meine ich, aber ich bin nicht der Bildungsbürger. Ich bin der Verschwörungstheoretiker. Ich bin der Edelmetallkäufer. Der Vermögensrausbringer. Der Auswanderer. Der Freiheitsliebende. Der Ehrliche.
Für die Bildungsbürger: Der Spinner schlechthin!
Für Heiko Maas: Der Erzfeind!
Die AfD sprach mich solange an, wie sie „ehrlich“ war. Nicht mehr. Heute ist sie wie die anderen und deswegen nahezu genauso unerträglich.
Ich empfehle diesen Text (englisch):
http://www.zerohedge.com/news/2017-03-31/big-contraction-interview-james-howard-kunstler
Zitat daraus:
It’s pretty clear that Europe is in for very hard times. They’ve kept the whole thing going on the EU / ECB debt game, and for a while they attempted to compensate for their demographic problems with immigration, but that, too, has gotten badly out-of-hand. I would go so far to say that Western Europe will try to expel its nonconforming Muslim population in the years ahead. It will be like Spain’s expulsion of the Moors all over again, only more widespread and bloodier. That said, Modernity as we’ve known it is over in Europe. No more fossil fuels and no more New World to export surplus populations to. It’s an ugly set-up. They’ve been to that Dark Age movie before.
Würde das eine deutsche Partei sagen – ich würde sie wählen.
Da es aber keine sagt, möchte ich D verlassen. Denn ich denke wie Kunstler und das ist verboten.
Fin: Wishful thinking!
Bin, wie viele andere auch, zu genau Ihrer Einschàtzung gekommen, mit allen von Ihnen erwähnten Konsequenten. Aber eine reconquista in Europa? Vergessen Sie’s.
Mittelalterliche Zustände, ja, aber durchweg islamisch. Der Islam lebt vom Schmarotzen an wertschöpfenden Systemen. Nach deren Zusammenbruch vegetiert er auf deren Überresten weiter bis ein neues Opfer stark genug geworden ist, um einen Befall interessant zu machen. Im Talmud findet man eine ähnliche Grundeinstellung, aber immerhin kann man in Israel eine funktionierende Demokratie besichtigen, wozu der Islam niemals in der Lage wäre.
Bürgertum: ich kenne die Bremer Society ganz gut, weil ich selber eine Zeitlang in Schwachhausen gelebt habe. Viel Bildung konnte ich bei den dortigen Familien nicht ausmachen, eher eine (mich) deprimierende Borniertheit.
@ Hans-P.
Eine Studie der Universität Bremen aus Anfang der 90-er Jahre über den wirtschaftlichen Zustand zeigt, dass die DDR in wirtschaftlichen Schwierigkeiten war, aber lange nicht bankrott. Die DDR hatte z.B. eine Staatsverschuldung, von der die EU-Länder nur träumen können. Ich selbst habe diese Jahre in Leipzig miterlebt. Und ich habe miterlebt, wie ganz plötzlich aus heiterem Himmel aus dem „Wir sind das Volk“ ein „Wir sind ein Volk“ wurde. Ich habe daran nichts auszusetzen, da ich die Aufteilung Deutschlands nach dem 2. WK immer abgelehnt habe. Überraschend war dennoch die neue Richtung. Den Weg dafür hatte die Clique um Gorbatschow, Jakowlew und Schewardnadse geebnet. Dafür wurden Gorbatschow und Schewardnadse mit hohen Provisionen und Immobilien in Deutschland fürstlich belohnt. Gorbatschow hatte nachweislich schon lange vor dem Regimekollaps in der DDR mit Bush die Richtung besprochen. Man kann jetzt lange darüber spekulieren, ob die Gorbatschow-Clique gekaufte Agenten waren oder ob sie einfach nur aus wirtschaftlicher Not ein Ende des sozialistischen Lagers wollen musste. Ohne Rückhalt der Russen war die DDR nicht zu halten. Die DDR war auch nicht das Zeugungsprodukt einer Vergewaltigung sondern das Resultat des Zwanges zu einer staatlichen Verwaltung des restlichen Restdeutschlands nach der Bildung der BRD.
Obwohl in der DDR aufgewachsen und nach einem 40-jährigem Leben dort würde ich mich nie als „gelernter DDR-Untertan“ bezeichnen. Warum muss man seine Herkunft, für die man ja letztendlich nichts kann, mit Dreck bewerfen?
Ich weiß nicht, was sie unter revolutionärer Situation verstehen, ich habe eine revolutionäre Situation jedenfalls nicht gesehen. Was ich gesehen habe, war die D-Mark, die in den Augen der Revolutionäre glänzte.
Ich trauere der DDR keine einzige Träne nach, vor allem nicht der Führungselite, die sich ideologisch vor allem nach dem Sturz von Walter Ulbricht, den die Sowjets weghaben wollten, weil er der Breshnewschen Ideologie im Wege stand, ideologisch eingemauert und mit aller Kraft auf die Sowjetunion gestützt hatte. Von der sie dann gerechterweise letztendlich verraten wurde.
Ich halte Gorbatschow und seine Entourage für Leute, die dem staatssozialistischen System eine Zukunftsperspektive verschaffen wollten, und zwar vor allem in ihrem eigenen Land, und deshalb Ballast abwerfen wollten.
Ich finde, über Redlichkeit und Ehrlichkeit gegenüber ihren ausländischen Zöglingen brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren – schließlich waren das Politiker!
Ganz sicher waren die Zahlen, die die „Bankrottwürdigkeit“ der DDR erklären sollten, lächerlich niedrig, nicht nur an heutigen Maßstäben, sondern auch schon an damaligen. Nur war und ist es unredlich, die DDR isoliert zu betrachten, sondern sie soll schon als integraler Bestandteil des Ostblocks wie auch als Satellit der Sowjetunion gesehen werden.
Erst als das Großrussische Reich schon dabei war, fundamental die Grätsche zu machen, zerlegte sich der Ostblock; dominoartig und ziemlich schnell.
Das ganze ökonomische System des RGW war nicht kompatibel zu den westlichen Spielregeln, und dazu kamen die besonderen deutschen Eigenheiten.
Ich selbst mußte damals widerwillig zur Kenntnis nehmen, wie sehr sich die Selbstachtung der eben den aufrechten Gang übenden Zonis deformierte, als die Grenzöffnung den Westen für jedermann nicht nur per Fernsehbild optisch, sondern auch haptisch und olfaktorisch fühlbar werden ließ.
Dann kamen auch noch Kohls wehender Mantel der Geschichte und die Gültigkeit des Grundgesetzes dazu.
Es brauchte schlichtweg keinen Soros und keinen Farbenrevolutionär, um das Leipziger Publikum von fast einem Tag zum anderen wechseln zu lassen, sowohl personell als auch meinungsmäßig. Es war der gemeine Homo oeconomicus, der der DDR und ihren machtlos geworden Mächtigen jegliche Basis entzog.
Oder nach William J. Clinton: „It’s the economy, stupid!“ Oder nach Adenauer dem Großen: „So sind die Menschen, andere kriegen wir nicht.“
Und nur so sind letzten Endes diese ganzen Unredlichkeiten und schweren Verwerfungen zu erklären, die aus einem prognostizierten Nullsummenspiel einen gewaltigen Minusbestand beim Verwerten der DDR-Volkswirtschaft durch das Handeln/Nichthandeln der sogenannten Treuhandanstalt gemacht haben.
Auch hier wirkten Gesetze der Marktwirtschaft: Wenn Güter auf die Resterampe kommen mit dem Motto, „Alles muß ‚raus“, dann gibt der Preis nun mal zuweilen exorbitant nach; ganz abgesehen von der ganzen Korruption und westlichen Vorteilsnahme, die bis heute nicht aufgeklärt worden ist.
Zum Untertanen: Wenn ich mich hier zum ehemaligen DDR-Untertanen erkläre („gelernter“ war ein falscher Zungenschlag), dann ist neben dem zwinkernden Auge auch der rationale eiserne Kristallisationspunkt gemeint.
In der Retrospektive nehme ich unser aller Dasein in der Mauergesellschaft eher als das eines Untertanen als das eines Bürgers mit unveräußerlichen Rechten wahr; selbstredend kann ich mir diese Jacke nur selbst anziehen, es bleibt jedem anderen überlassen, ob er das auch tun will.
Mich selbst bewerfe ich damit aber nicht mit Dreck; am Ende hielt ich nun mal diese Gesellschaftsform für verkappten Feudalismus, und zwar mit mir selbst als Staatseigentum bzw. persönlichen Eigentum eines Fürsten und seines Clans. Ich verweise auch auf Herrn Prabels Vergleich mit dem „orientalischen Despotismus“.
Und bitte bedenken Sie: Ich schrieb von einer lange vor sich hin schwärenden Situation; am Ende reichten geringe Erschütterungen, um die morsche Gesamtkonstruktion zusammenstürzen zu lassen.
Und: Die „Revolution“, die ja eine echt deutsche war, war gelaufen, als die Mauer geöffnet wurde. Nicht mehr und nicht weniger meinte ich. Ob mir das nun selbst schmeckte oder nicht.
Man kann natürlich für jede seiner Thesen eine Begründung finden. Und jeder sieht das durch den Spiegel seines Bewusstseins. Die geschichtlichen Abläufe lassen sich allerdings nur durch Fakten beweisen.