Weltorganisationen haben die Blattern
Die Blattern waren eine Geißel der Menschheit. So wurde die ansteckende Infektionskrankheit Pocken früher bezeichnet. Diese Krankheit ist dank der Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation WHO durch Impfungen weltweit ausgerottet worden. Ein durchschlagender Erfolg der Vereinten Nationen. Einer der wenigen.
Allerdings ist die WHO nicht die einzige weltumspannende Organisation. Da gibt es zum Beispiel auch den Weltfußballverband FIFA. Er wird seit 1998 von Sepp Blatter geführt. Heute wurde Blatter erwartungsgemäß wiedergewählt. Sein Gegenkandidat Prinz Ali bin Al Hussein aus dem haschemitischen Königreich hatte keine Chance.
Die Afrikanische Fußball-Konföderation hat fast 26 % der Stimmen, die UEFA der Europäer nur 25 %. Allerdings verhalten sich die orthodoxen Länder Rußland, Weißrußland, Serbien, Griechenland und Zypern kulturell wie Afrikaner oder Asiaten. Sie dürften wegen der WM in Rußland Blatter unterstützen. 22 % der Stimmen werden von der Asiatischen Fußball-Konföderation AFC gestellt. Der besonders korrupte Kontinentalverband von Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik CONCACAF stellt 17 % der Verbände, die Ozeanische Fußball-Konförderation OFC und die Südamerikanische Fußball-Konförderation CONMEBOL bringen je nur 5 % der Delegierten.
Rainer Bonhorst hatte auf der „Achse des Guten“ gelästert: Mit ungläubigem Staunen und abgrundtiefer Erschütterung haben Kenner der internationalen Fußballszene die Verhaftung führender Fifa-Funktionäre zur Kenntnis genommen. Ein Fifa-Mitglied voller Verzweiflung und mit tränenerstickter Stimme: „Bestechung und Korruption? Beim Weltfußballverband? Das hätte ich nie und nimmer gedacht. Alles, nur das nicht.“
Auch auf Prabels Blog wurde wegen der Vergabe der WM nach Katar schon in dieses Horn gestoßen: „Die Nachricht über geschätzte fünf Millionen als Bestechungssumme ist für Beobachter der FIFA sehr überraschend. Kenner des internationalen Fußballs hatten mindestens mit dem zehnfachen Betrag gerechnet. Ist den Kataris das Geld ausgegangen? Oder sind die afrikanischen Funktionäre plötzlich unter die Eremiten gegangen? Leiten jetzt Bettelmönche die FIFA?“
Seit Amtsantritt wurde Blatter zur Zielscheibe der Korruptionsvorwürfe. Er kann sich die Verbandsfunktionäre jedoch nicht aussuchen. Er muß mit den Menschen arbeiten, die die nationalen Verbände entsenden. Oder auch mit korrupten Verbrechern aus Übersee und Eurasien.
Der Schweizer Roger Köppel nimmt seinen Landsmann Sepp Blatter in Schutz: „Mit Sicherheit sind Teile dieser im freien Markt erwirtschafteten Fifa-Entwicklungshilfe auch in korrupten Kanälen versickert. Korruption gehört zum Alltag in der Dritten Welt. Das ist bedauerlich, aber es ist unfair, die Fifa und Blatter dafür verantwortlich zu machen. Die staatlichen Entwicklungshelfer des Westens werden ja auch nicht automatisch zu Verbrechern, wenn die von ihnen eingesetzten Steuergelder in der Dritten Welt nicht immer dort ankommen, wo sie vorgesehen waren.“
Weise Worte, die nicht nur die FIFA treffen, sondern alle Weltorganisationen. Die Vereinten Nationen und ihre Unterorganisationen werden ja nicht von Himmlischen Heerscharen mit Personal beschickt, sondern von nationalen Regierungen. Und es gibt weltweit viele Verrückte und Kriminelle, die herumregieren. Da muß man garnicht immer nur mit dem Finger auf Afrika zeigen. Europa zeigt wies geht: Das kleine aber bis ins Mark korrupte Griechenland verdirbt die politischen Sitten ganz Europas und führt die EU als Organisation in den Abgrund. Zunächst moralisch, später physisch.
Deutschland subventioniert die Vereinten Nationen mit 8 Milliarden € jährlich. Auch davon verschwindet ein Teil wie Blatters Fußballmilliarden im Sumpf der Kriminalität. Die Jagd auf Generalsekretär Ban Ki-moon bleibt gerechterweise aus. Er ist wie Blatter nur ein Koordinator höchst unterschiedlicher Kulturen, also der viel beschworenen bunten Vielfalt.
Internationale Organisationen muß man alle mit der Kneifzange anfassen. Deutschland und andere zur Zeit noch einigermaßen funktionierende Demokratien sollten die Ansprüche dieser demokratisch nicht legitimierten Organisationen offensiver abwehren und Ratschläge der OECD, der Bildungsorganisation UNESCO und der Arbeitsorganisation ILO prinzipiell unter den Tisch kehren. Wie auch die Kritiken des Menschenrechtsrates an Deutschland.
Denn internationale Organisationen haben die Blattern.
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